Dokument: Krankheit und Tod im Werk von Christa Wolf
Titel: | Krankheit und Tod im Werk von Christa Wolf | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=6916 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20080225-131333-7 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Roske, Kerstin [Autor] | |||||||
Dateien: |
| |||||||
Beitragende: | Univ.-Prof. Dr. Witte, Bernd [Gutachter] Prof. Dr. Herwig, Henriette [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Christa Wolf Krankheit Tod DDR-Literatur | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 800 Literatur » 830 Deutsche Literatur, Literatur in verwandten Sprachen | |||||||
Beschreibung: | Die Arbeit geht der Frage nach, wie in Wolfs Werk Krankheit und Tod mit gesellschaftlichen, politischen und psychologischen Entwicklungen und Befindlichkeiten korrespondieren.
Wolf widmet bestimmten Krankheiten besondere Aufmerksamkeit. Hervorzuheben ist hier der Wahnsinn, der vor allem für Kassandra und Medea, aber auch z.B. für Kleist in Kein Ort. Nirgends bestimmend ist. Der Wahnsinn kann einerseits als Zufluchtsort für sensible Gemüter genutzt werden, andererseits auch Ausdruck von Hellsichtigkeit sein. Allerdings aber kann der Wahnsinn auch ins Negative gewendet und von einer Mehrheit als Waffe gegen eine Minderheit verwendet werden. Dies bedeutet, dass ein Mensch, der durch seine Äußerungen und seine (politische) Opposition unbequem wird, dadurch besiegt werden kann, dass man ihn für geisteskrank erklärt. Dann nimmt ihn niemand mehr ernst, möglicherweise wird er wie Medea auch noch eingesperrt. Eng verwandt mit der Geisteskrankheit ist der Traum, da das Individuum auch im Traum, wie im Wahnsinn, wirklich bei sich selbst sein kann und keine Rücksichten nimmt und nehmen muss. Für Christa Wolf selbst sind Träume oft entscheidend für ihre Arbeit, sie träumt z.B., dass es nun die richtige Zeit zum Schreiben sei. Manche Träume in ihren Romanen und Erzählungen lassen sich ohne große Schwierigkeiten deuten. Oft geht es in Wolfs Werk um Schwäche, um geistige, körperliche, politische Schwäche, die sich dann in Träumen oder dem Ausbruch einer Krankheit manifestiert. In der DDR war es notwendig, sich unverdächtige Freiräume zu schaffen, in denen frei gedacht werden konnte. So verarbeitete Wolf ihre Situation und die anderer DDR-Intellektueller nach der Biermann-Ausbürgerung durch einen thematischen Rückgriff in die Romantik, in der der Wahnsinnige zum Genie, also der Kranke zum Vorbild stilisiert wurde. Ein Schwerpunkt der Arbeit liegt auf der Analyse der Zivilisations- und Wissenschaftskritik, wie Wolf sie immer wieder äußert. Darin werden Zweifel an der ‚objektiven’ Schulmedizin deutlich und Wege nach Erkenntnissen auf ganzheitlicher – humaner – Grundlage erkundet. Wolf setzt hier vor allem auf die Aufhebung der Trennung von Körper und Seele. Sie fordert die Eigenwahrnehmung und die Signale von Körper und Seele ernst zu nehmen. In diesem Zusammenhang spielt auch die Kritik am Patriarchat eine Rolle, welches das Zurückdrängen der ursprünglichen Wahrnehmung zugunsten von Zahlen und Apparaten begünstigt habe. Aus diesen Fehlentwicklungen ergebe sich eine kranke Gesellschaft, getragen von kranker Politik, durchdrungen von Unehrlichkeit und mangelnder Menschlichkeit. Ohne dass Christa Wolf eine Alternative kennte oder aufzeigen wollte, übt sie über die Krankheitsmotivik indirekt Kritik an unserer modernen Lebensform, die nicht den Menschen mit seinen ureigensten Bedürfnissen in den Mittelpunkt stelle. Die Arbeit enthält zudem einen Exkurs über Thomas Manns Zauberberg, mit dem Wolf über das Motiv der Krankheit als geistigem Katalysator verbunden ist, wie es von Nietzsche beschrieben wurde. Auch zu Susan Sontags Krankheit als Metapher ergeben sich insofern Parallelen, als Wolf und Sontag beide ablehnen, dem Kranken eine Mitschuld an seiner Erkrankung zu geben und ihn somit moralisch abzuwerten. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Philosophische Fakultät » Germanistisches Seminar » Neuere deutsche Literaturwissenschaft (II) | |||||||
Dokument erstellt am: | 18.02.2008 | |||||||
Dateien geändert am: | 18.02.2008 | |||||||
Promotionsantrag am: | 14.06.2007 | |||||||
Datum der Promotion: | 24.01.2008 |