Dokument: Das Geschichtswerk des Eunapios von Sardes. Historische und historiographische Untersuchungen.

Titel:Das Geschichtswerk des Eunapios von Sardes. Historische und historiographische Untersuchungen.
Weiterer Titel:The historical Work of Eunapius of Sardis. Historical and historiographical studies.
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20241211-141803-5
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Baum, Stephan [Autor]
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Dateien vom 10.12.2024 / geändert 10.12.2024
Beitragende:Prof. Dr. Bleckmann, Bruno [Gutachter]
Prof.Dr. Stein, Markus [Gutachter]
Stichwörter:Geschichtswerk, Historiographie, Eunapios, Quellenforschung
Dewey Dezimal-Klassifikation:900 Geschichte und Geografie » 930 Geschichte der Alten Welt (bis ca. 499), Archäologie
Beschreibungen:Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem fragmentarisch überlieferten Geschichtswerk des Eunapios von Sardes, das um das Jahr 414 n. Chr. entstanden ist und das den Berichtszeitraum von 270 bis 404 n. Chr. abdeckt. In der Arbeit werden insbesondere die überlieferten Fragmente 1 bis 47.5 (d. h. vom Proömium bis zur Berichterstattung über die Schlacht von Adrianopel im Jahr 378 n. Chr.) im Detail kommentiert und auf ihre jeweiligen Quellengrundlagen untersucht. Im Vordergrund stehen diejenigen Fragmente, in denen sich Eunapios der Herrschaft von Kaiser Julian widmet. Im Abschnitt über dessen Perser-Feldzug werden Eunapios zusätzliche Suda-Lemmata zugewiesen, die bisher noch nicht in den Zusammenhang mit seinem Geschichtswerk gebracht wurden. Gerade in diesen Fragmenten lässt sich für Eunapios bzw. seine Grundquelle ein großes Detailwissen beobachten. Dies zeigt sich insbesondere in der Beschreibung der sassanidischen Ausrüstungsgegenstände, für die sich in der übrigen griechisch-lateinischen Berichterstattung keine Parallelen finden. Während Kaiser Julian von Eunapios als Person frei von Fehlern und Lastern präsentiert wird, ist die Darstellung anderer Protagonisten differenzierter zu betrachten. Christliche Protagonisten wie Kaiser, Hofbeamte oder Barbaren werden zwar vornehmlich negativ dargestellt, jedoch nicht ausnahmslos. So finden sich in der Beschreibung der Herrschaft des Theodosius I. auch erbauliche Nachrichten, die Eunapios vom jahrelang zugeschriebenen Vorwurf, Chronist des allgemeinen Niedergangs zu sein, teilweise entlasten. Die vieldiskutierte Frage nach dem Abhängigkeitsverhältnis zwischen Eunapios und Zosimos zieht sich wie ein roter Faden durch die Arbeit. In der Gesamtsicht lässt sich für Zosimos keine Emanzipation von Eunapios nachweisen, die über eine Kürzung oder einen redaktionellen Fehler hinausgeht, geschweige denn, die auf eine andere Quellenbenutzung hindeutet. Hinsichtlich der bisweilen auf Zosimos’ Eigenständigkeit zurückgeführten Kritik an Kaiser Augustus und der Monarchie im Allgemeinen kommt diese Arbeit zu dem Ergebnis, dass sich Splitter dieser Monarchiekritik auch in einem Suda-Lemma wiederfinden, das – weil es mehr Informationen beinhaltet – nicht von Zosimos abhängig sein kann. Vielmehr wird die These aufgestellt, dass das Suda-Lemma entweder auf Eunapios oder dessen Grund- bzw. eine Zwischenquelle zurückgeht. Demzufolge muss Eunapios, auch wenn die überlieferte Fassung seines Geschichtswerks erst im Bericht über das dritte Jahrhundert einsetzt, auch die Quellengrundlage für die ersten Kapitel der Historia nea gebildet haben. Darauf deuten insbesondere auch typisch eunapianische Elemente, wie etwa die Benutzung julianischen oder medizinischen Vokabulars und verschiedene Berührungen mit der lateinischen Breviarien-Literatur, hin. Gerade die Parallelen mit der lateinischen Breviarien-Literatur machen es wahrscheinlich, dass Eunapios’ Hauptquelle eng mit einem lateinischsprachigen Geschichtswerk verbunden war, zum Beispiel mit den Annales des Nicomachus Flavianus. Da sich deren Berichtszeitraum jedoch allenfalls bis zur Schlacht von Adrianopel erstreckt hat und Eunapios’ Geschichtswerk noch ein weiteres Vierteljahrhundert umfasst, können die Annales nicht die einzige Quellengrundlage gebildet haben. Hier bietet sich etwa aufgrund der Parallelen mit den Werken des Claudius Claudianus die Möglichkeit für weitergehende Untersuchungen.

This thesis deals with the fragmentary surviving historical work of Eunapius of Sardis, which was written around the year 414 AD and covers the period from 270 to 404 AD. In this work, the surviving fragments 1 to 47.5 (i.e. from the proemium to the report on the Battle of Adrianople in 378 AD) are commented on in detail and examined for their respective source bases. The focus is on those fragments in which Eunapius devotes himself to the reign of Emperor Julian. In the section on his Persian campaign, Eunapius is assigned additional Suda lemmata that have not yet been associated with his historical work. It is precisely in these fragments that a great deal of detailed knowledge can be observed for Eunapius and his basic source. This is particularly evident in the description of Sassanian equipment, for which there are no parallels in other Greek-Latin accounts. While Emperor Julian is presented by Eunapius as a person free of faults and vices, the portrayal of other protagonists must be viewed in a more differentiated way. Christian protagonists such as emperors, court officials or barbarians are mainly portrayed negatively, but not without exception. In the description of the reign of Theodosius I, for example, there is also uplifting news that partially exonerates Eunapius from the accusation attributed to him for years of being a chronicler of general decline. The much-discussed question of the relationship of dependence between Eunapius and Zosimos runs like a red thread through the work. In the overall view, no emancipation from Eunapius can be demonstrated for Zosimos, that goes beyond an abridgement or an editorial error, let alone one that indicates a different use of sources. With regard to the criticism of Emperor Augustus and the monarchy in general, which is sometimes attributed to Zosimos' independence, this work comes to the conclusion that fragments of this criticism of the monarchy can also be found in a Suda lemma, which - because it contains more information - cannot be dependent on Zosimos. Rather, the thesis is put forward that the Suda lemma goes back either to Eunapius or his basic or intermediate source. Consequently, even if the surviving version of his historical work does not begin until the report on the third century, Eunapius must also have formed the source basis for the first chapters of the Historia nea. This is indicated in particular by typical Eunapian elements, such as the use of Julian or medical vocabulary and various references to Latin historiography of the fourth century AD. The parallels with Latin fourth century AD historiography in particular make it likely that Eunapius' main source was closely linked to a Latin-language historical work, for example the Annales of Nicomachus Flavianus. However, as the period covered by the latter only extended up to the Battle of Adrianople and Eunapius' historical work spanned another quarter of a century, the Annales cannot have been the only source. The parallels with the works of Claudius Claudianus, for example, provide an opportunity for further research.
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Bezug:270–404 n. Chr.
Fachbereich / Einrichtung:Philosophische Fakultät » Historisches Seminar » Lehrstuhl für Alte Geschichte (III)
Dokument erstellt am:11.12.2024
Dateien geändert am:11.12.2024
Promotionsantrag am:29.04.2022
Datum der Promotion:31.10.2022
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