Dokument: Der „Feldherr“ als Publizist: Erich Ludendorff 1919-1937

Titel:Der „Feldherr“ als Publizist: Erich Ludendorff 1919-1937
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20230623-101308-8
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Fahrenwaldt, Matthias Albrecht [Autor]
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Dateien vom 23.06.2023 / geändert 23.06.2023
Beitragende:Prof. Dr. Nonn, Christoph [Gutachter]
Prof. Dr. Thiemeyer, Guido [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:900 Geschichte und Geografie
Beschreibung:Im völkischen Umfeld der 1920er Jahre hob sich Erich Ludendorff durch mehrere Umstände von anderen Protagonisten ab. Zunächst verfügte er über ein hohes Prestige durch seine Tätigkeiten als „Feldherr“ des Ersten Weltkriegs. Zweitens scheiterte er als Putschist, als Reichstagsabgeordneter und als Kandidat für das Reichspräsidentenamt. Drittens konstruierte er eine idiosynkratische Weltanschauung, in deren Rahmen er mit der „Deutschen Gotterkenntnis“ eine eigene Religionsgemeinschaft offerierte. Viertens transformierte er den Tannenberg-Bund von einer Frontkämpfer-Organisation in eine straff organisierte weltanschauliche Gemeinschaft, die als Sprachrohr der ludendorffschen Ideologie diente. Schließlich gründete Ludendorff sein eigenes Verlagshaus, welches Zeitschriften und Bücher in äußerst hoher Stückzahl herstellte und vertrieb.

Das vorliegende Forschungsvorhaben adressiert drei wesentliche Fragen: Erstens, wie kann das schriftstellerische Werk Ludendorffs nach dem Ersten Weltkrieg systematisiert und in den zeitgenössischen Kontext eingebettet werden? Zweitens, welche ideologische Entwicklung ist in den Buchpublikationen erkennbar, und was waren die Treiber dieser Entwicklung? Drittens, wie handelte Ludendorff als Geschäftsmann, und welchen Einfluss hatte dies auf seine Publizistik?

Der grundlegende Ansatz zur Beantwortung dieser Fragen beruht auf einer geeigneten Systematisierung von Ludendorffs Buchveröffentlichungen, welche die ideologische Evolution des „Feldherrn“ ausdrückt. Dazu werden fünf Gruppen von Publikationen unterschieden, die zeitlich und thematisch separiert sind.

Eng verbunden mit der Publikation von Büchern ist die Tätigkeit Ludendorffs als Verleger. Das Ehepaar Ludendorff gründete 1928 ein eigenes Verlagshaus. Der Verlag publizierte Bücher des Ehepaars und nahestehender Autoren sowie auch Zeitschriften. Der Vertrieb der Werke erfolgte über Direktversand, die in zahlreichen deutschen Großstädten vorhandenen sogenannten Ludendorff-Buchhandlungen und den Tannenberg-Bund, dessen lokale Führer als Handelsvertreter des Verlages fungierten. Ludendorff hatte somit die komplette inhaltliche und wirtschaftliche Kon-trolle über Inhalt, Produktion und Vertrieb von völkisch-nationalistischen Schriften seiner per-sönlichen Prägung.

Die Dissertation beinhaltet eine Analyse der wirtschaftlichen Verhältnisse des Ludendorff-Verlages. Dies erlaubt nicht nur die Plausibilisierung der Auflagenzahlen, sondern legt auch die ökonomische Bedeutung der Zeitschriften für das „Haus Ludendorff“ offen.

In Rezeption von Ludendorffs Schriften fällt auf, dass es einen Unterschied zwischen der breiten Masse der Bevölkerung und den Vertretern der konservativen Eliten gibt. Dieser Kontrast wird deutlich im Fall der Nutzung von zwei unterschiedlichen methodischen Ansätzen. Zunächst zei-gen die Fallstudien zur Rezeption Ludendorffs im „Stahlhelm“ und im Kyffhäuser-Verband, dass die Führung der Organisationen den „Feldherrn“ als notwendiges Übel betrachtete. Die einfachen Mitglieder jedoch sahen in dem Tutzinger Pensionär nicht nur einen populären Weltkriegsgene-ral, sondern auch einen völkischen Ideologen, dessen Vorstellungen sie in die Organisationen einbringen wollten.

Diese Einschätzung wird bestätigt durch ein quantitatives Argument. Die Plausibilisierung der Ab-satzzahlen von Ludendorffs Büchern und Zeitschriften spricht für eine Verbreitung der Schriften, die wesentlich über den harten Kern der Anhänger Ludendorffs hinausging. Dies deutet darauf hin, dass größere Teile der Bevölkerung offen dafür waren, sich über nahezu ein Jahrzehnt auf die zunehmend absurderen Schriften eines gescheiterten Heerführers, Politikers und Putschisten einzulassen.
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Fachbereich / Einrichtung:Philosophische Fakultät » Historisches Seminar » Lehrstuhl für Neueste Geschichte und Landesgeschichte (VI)
Dokument erstellt am:23.06.2023
Dateien geändert am:23.06.2023
Promotionsantrag am:26.01.2023
Datum der Promotion:22.06.2023
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