Dokument: Der Stellenwert der Magnet-Resonanz Tomographie für Diagnose, Therapiemonitoring und Prädiktion entzündlich-rheumatischer Gelenkerkrankungen
Titel: | Der Stellenwert der Magnet-Resonanz Tomographie für Diagnose, Therapiemonitoring und Prädiktion entzündlich-rheumatischer Gelenkerkrankungen | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=51323 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20191104-092144-5 | |||||||
Kollektion: | Publikationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Habilitation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | PD Dr. Sewerin, Philipp [Autor] | |||||||
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Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibung: | Durch neue Wirkstoffe und Therapiekonzepte haben sich die Möglichkeiten entzündlich-rheumatische Erkrankungen zu behandeln dramatisch geändert. Stand noch vor wenigen Dekaden das Hinauszögern der unvermeidbaren Gelenkzerstörung und der drohenden Invalidität im Vordergrund, so ist heute bei Arthritiden die Krankheitsremission erklärtes Therapieziel. Mit Therapieprinzipien wie „treat-to-target“ (T2T) werden bereits bei Diagnosestellung klare Therapieziele (in der Regel klinische Remission oder zumindest minimale Krankheitsaktivität) definiert, ihr Erreichen kurzzeitig überprüft, und bei unzureichendem Ansprechen die Therapie nach definierten kurzen (3 – max. sechs Monaten) Zeitintervallen angepasst.
In einem nächsten Schritt sollen die bisher eher global angewandten Therapiestrategien individualisiert werden, das Ziel ist somit eine „personalisierte“ Medizin. Dafür haben sich zahlreiche Forschergruppen auf den Weg gemacht prädiktive Faktoren, wenn möglich bereits bei der Diagnosestellung, zu identifizieren. Damit sollen die Patienten, die mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit nicht auf konventionelle Basistherapien (conventional synthetic disease modifying antirheumatic drugs (csDMARDs); wie beispielsweise MTX) ansprechen, bereits von Beginn an z.B. mit b (biological) oder ts (targeted synthetic) DMARD behandelt werden und andere, die auch mit csDMARDs gut kontrolliert sind, so zu belassen. Auch im Hinblick auf Kosten und Risiken, welche mit modernen antientzündlichen Therapien in der Rheumatologie einhergehen, scheint dieser Ansatz wichtig und unersetzlich. Neben zahlreichen klinischen und serologischen Parametern, welche in prädiktiven Modellen Therapieansprechen vorher- und voraussagen sollen, rücken insbesondere bildgebende Verfahren in den wissenschaftlichen Fokus. Neben der Sonographie gewinnt dabei die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) zunehmend an Bedeutung. Gründe hierfür sind zum einen die immer bessere Verfügbarkeit und die damit verbundenen sinkenden Kosten, zum anderen aber auch zahlreiche Möglichkeiten Pathologien verschiedener Kompartimente ohne ionisierende Strahlung erfassen zu können. Die vorliegende Habilitationsschrift stellt eigene Untersuchungen zusammen, die die Wertigkeit der MRT bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen für Diagnose, Therapieverlauf und Ansprechen sowie deren prädiktiven Wert erfassen, um diese im Sinne einer personalisierten Behandlung möglichst effektiv und ressourcenschonend einzusetzen. Die grundlegenden Arbeiten beschäftigten sich mit dem Stellenwert der MRT zur Krankheitseinschätzung bei Patienten mit Arthritiden. Mittels der MRT konnte ich mit meiner Arbeitsgruppe nachweisen, dass bei Patienten mit einer rheumatoiden Arthritis (RA) weiterhin Krankheitsaktivität bestehen kann, sowohl an den Händen als auch an den Füßen, obwohl gutes klinisches Ansprechen dokumentiert wird. Diese stille Krankheitsprogression (silent progression) trat bei unerwartet vielen Patienten auf, trotz erreichter guter klinischer Response oder gar Remission. Anhand der MRT Untersuchungen vor Einleitung einer krankheitsmodifizierenden Therapie konnten wir ein Prädiktionsmodel für Patienten mit früher sowie für etablierter RA vor Therapieeskalation entwickeln und publizieren. Dieser von mir initiierte und maßgeblich gestaltete Ansatz war Teil einer neuen Idee der Bewertung der Krankheitsaktivität bei RA Patienten, da klinisch stumme Krankheitsprogression bisher so nicht nachgewiesen wurde, insbesondere nicht bei gutem klinischem Ansprechen. Durch die Arbeiten gewann die MRT für wissenschaftliche Fragestellungen aber auch für die individuelle Prognoseabschätzung eine weiterführende Bedeutung. Ein weiterer Fokus lag auf der Einführung verkürzter Scoring-Systeme für MRT Untersuchungen bei RA Patienten, da diese trotz zahlreicher Validierungsstudien aufgrund des hohen zeitlichen und personellen Aufwands kaum im klinischen Alltag eingesetzt werden. Darüber hinaus evaluierten wir den Nutzen molekularer MRT-Verfahren, um den Zusammenhang zwischen Knorpelqualität und der lokalen Inflammation bei Patienten mit entzündlich-rheumatischen Gelenkerkrankungen zu beurteilen. Hier konnten wir nachweisen, dass früher Verlust der Knorpelqualität, gemessen mittels molekularer MRT-Sequenzen, prädiktiv für das spätere Therapieansprechen ist und dass das Fortschreiten des Knorpelverlustes durch krankheitsmodifizierende Therapien aufgehalten werden kann. Dynamische MRT-Verfahren, welche das An- und Abflutverhalten von MRT Kontrastmitteln als Marker für das Ausmaß der lokalen Inflammation abbilden, zeigten, dass dieses mit der Krankheitsaktivität korreliert und ebenfalls prädiktiv für das spätere Therapieansprechen sind. Durch die enge Kooperation, auch im Rahmen von BMBF-geförderten Projekten, konnte ich die bisher nicht in der Rheumatologie etablierten, molekularen MRT-Verfahren erstmals bei RA Patienten einsetzen und evaluieren und habe so bedeutend zur Implementierung der Techniken in wissenschaftliche Protokolle beigetragen. Die Arbeiten untermauern die Wertigkeit der MRT für Prädiktion und Therapiekontrolle entzündlicher Gelenkerkrankungen; sie leisten einen wichtigen Beitrag für die Implementierung der MRT in den klinischen Algorithmus in der Rheumatologie. Darüber hinaus ergeben sich zahlreiche Ansätze für zukünftige Anwendungsmöglichkeiten der MRT in der Diagnose, der Personalisierung und Therapiekontrolle der RA und anderen entzündlichen Gelenkerkrankungen. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät | |||||||
Dokument erstellt am: | 04.11.2019 | |||||||
Dateien geändert am: | 04.11.2019 |