Dokument: Traditionelle Mediziin, Körper- und Krankheitsverständnis im peruanischen Andendorf Lahuaytambo

Titel:Traditionelle Mediziin, Körper- und Krankheitsverständnis im peruanischen Andendorf Lahuaytambo
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=3535
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20101130-102809-5
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Kuhnigk, Mirco [Autor]
Dateien:
[Dateien anzeigen]Adobe PDF
[Details]13,04 MB in einer Datei
[ZIP-Datei erzeugen]
Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:PD Dr. Kohnen, Norbert [Gutachter]
Prof. Dr. Ulrich, Frank [Gutachter]
Stichwörter:traditionelle Medizin in Peru, Krankheitsverständnis, Körperverständnis,Ethnomedizin, Lahuaytambo, Heiler in Peru, Meerschweinchenritual, Strukturen der Wahrnehmungtraditional medicine in Peru, healer in Peru, cognition, cognitive medical anthropology, structure of proception, ethnomedicine, body concept, curanderos in Peru, curación con cuy, curandero
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Die vorliegende Arbeit stellt die Ergebnisse einer ethnomedizinischen Feldforschungsstudie im Distrikt Lahuaytambo im peruanischen Andenhochland vor. Es wurden insgesamt 36 medizinische Laien und sechs ortsansässige Heiler zur Wahrnehmung menschlicher Anatomie und Krankheit sowie ihrer kultureigenen Ordnung von Körper- und Krankheitsbegriffen untersucht.
Die Untersuchung stützt sich auf eine dreimonatige Feldforschung im Andengebiet von März bis Mai 1998, in der qualitative Interviews und Ähnlichkeitsdaten von anatomischen Begriffen und Krankheitsbegriffen erhoben wurden. Die Interviews wurden auf Tonband aufgezeichnet und später niedergeschrieben. Die Auswertung der Ähnlichkeitsdaten erfolgte anhand computergestützter Untersuchungsmethoden (Multidimensionale Skalierung -MDS-, und Clusteranalyse), anhand derer Aussagen über Klassifikationsschemata von Krankheiten bzw. anatomischer Begriffe gewonnen wurden.

Ziel der Untersuchung war die Erstellung einer Ethnographie zum medizinischen Wissen der Bevölkerung und die Offenlegung der Klassifikationsschemata von Krankheiten und menschlicher Anatomie.

Als Ergebnis zeigte sich, dass anatomische Begriffe primär nach den topographischen Grunddimensionen oben-unten und innen-außen kognitiv strukturiert werden, was der in der Literatur genannten Denkstruktur der andinen Bevölkerung in Form von Gegensatzpaaren entspricht. Die Begriffe Blut, Blutgefäße, Herz, Lunge und Nerven nehmen in der Wahrnehmung der untersuchten Bevölkerung eine besondere Stellung ein, weil diese Organe und der Fluss von Körperflüssigkeiten in indigenen Körperkonzepten mit dem „hydraulischen“ System der Wasserverteilung in der Natur, dass im Weltbild der Andenbewohner eine besondere Rolle spielt, wie mit der künstlich angelegten Wasserverteilung der Felder verglichen wird.

Bei der Auswertung der Ordnung von Krankheitsbegriffen wurden die topographischen Dimensionen oben-unten und innen-außen als Grunddimensionen der kognitiven Strukturierung der Wahrnehmung von Krankheiten identifiziert und als weitere Dimension die Kontrollüberzeugung, die die Handlungsdimension darstellt. Die kognitive Ordnung der Krankheiten erhält eine praktische Dimension, die sich bei medizinischen Laien im Gesundheits- und Krankheitsverhalten widerspiegelt. Als besondere kulturspezifische Dimension der Strukturierung von Wahrnehmung fand sich eine mythologische Dimension, die auf den Herzmythos sonko-nanay (Herzweh) zurückgeht.
Bei der Frage nach intrakulturellen Unterschieden der Strukturierung von Krankheitswahrnehmung zwischen medizinischen Laien und den Heilern besteht trotz vieler Ähnlichkeiten, bei den Heilern ein differenzierteres, vor allem funktionell erweitertes Verständnis von Krankheiten. Zudem haben die Heiler ein detaillierteres Wissen über kulturspezifische Krankheiten. Diese besitzen gegenüber „natürlichen Krankheiten“ eine höhere Wertigkeit. Die kulturspezifischen Krankheiten sind Schlüsselbegriffe, denen andere Krankheiten oder Symptomkomplexe zugeordnet werden. Die Krankheitswahrnehmung ist durch die kulturspezifischen Krankheiten maßgeblich beeinflusst. Es wird deutlich, dass kognitive Klassifikationsschemata durch Ausbildung und Lernen erweitert und umstrukturiert werden.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:28.11.2006
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:31.05.2006
Datum der Promotion:31.05.2006
english
Benutzer
Status: Gast
Aktionen