Dokument: Untersuchungen zur sozialen und räumlichen Wahrnehmung bei der Haustaube (Columba livia f. dom.)

Titel:Untersuchungen zur sozialen und räumlichen Wahrnehmung bei der Haustaube (Columba livia f. dom.)
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=25838
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20130524-152037-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Fellmin, Mareike [Autor]
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Dateien vom 24.05.2013 / geändert 24.05.2013
Beitragende:Prof. Dr. Pause, Bettina [Betreuer/Doktorvater]
Prof. Dr. Rehkämper, Gerd [Betreuer/Doktorvater]
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Die Haustaube eignet sich aufgrund ihrer großen Rassevielfalt, der einfachen Haltung und hohen Reproduktionsrate als Modellorganismus für wissenschaftliche Untersuchungen. Neben ethologischen Aspekten, wie z. B. einem guten Orientierungsvermögen, macht sie eine anatomische Besonderheit des visuellen Systems bei Vögeln für Untersuchungen zur Lateralisation besonders geeignet.

Ausgehend von verschiedenen Prägungshistorien wurden Wahlexperimente mit Tauben dreier Rassen, dem Altorientalischen Mövchen, dem Texaner und der Brieftaube, in einer multiple choice Arena durchgeführt (N = 143). Dabei wurden die Tauben vom Zeitpunkt des Verlassens des Nestes (25 Tage) bis zur Geschlechtsreife (6 Monate) beobachtet. Den untersuchten Fokustieren wurden, je nach Fragestellung, verschiedene Stimulustiere in den Ecken der Arena präsentiert. Die Aufenthaltsdauer in der Nähe der Stimulustiere diente als abhängige Variabel für die statistische Auswertung.

Die Ergebnisse der Wahlexperimente legen eine Präferenz für potentielle Sexualpartner der eigenen Rasse offen (p ≤ .001). Dieses Verhalten zeigt sich unabhängig von der Aufzuchtsvorgeschichte. Während der Aufzucht erkennen Jungtiere ihre Elterntiere auch dann, wenn es sich dabei um Ammen einer Vergleichsrasse handelt (p = .005). Zusätzlich zeigen Tauben eine längere Aufenthaltsdauer bei bekannten gegenüber unbekannten Tieren (p = .016). Alle diese Verhaltensweisen werden ausschließlich unter binokularen Sichtbedingungen geäußert.

Eine Untersuchung zur räumlichen Wahrnehmung wurde in einem Rechteck, als ein standardisiertes Testverfahren, ebenfalls an den genannten Taubenrassen durchgeführt. Dabei wurden Tauben (N = 81) dreier verschiedener Altersstufen untersucht, diese wurden in junge (35 Tage), mittelalte (3–5-jährig) und alte (min. 9 Jahre) unterteilt. Um ein erlerntes Ziel aufzufinden, standen den Tauben zur Orientierung sowohl Landmarken als auch die Geometrie des Raumes zur Verfügung. Zur Auswertung wurde die Anzahl an Wahlen herangezogen.

Tauben orientieren sich sowohl anhand von Landmarken als auch an der Geometrie des Raumes. Die Entschlüsselung der Landmarken erfolgt in beiden Hirnhemisphären und ist der Geometrie übergeordnet. Eine Nutzung der geometrischen Informationen gelingt ausschließlich unter Einbeziehung der linken Hirnhemisphäre.

Diese Ergebnisse der verschiedenen Experimente legen nahe, dass spezielle Verhaltensweisen lateralisiert sind, andere wiederum nur unter der Benutzung beider Hirnhemisphären funktionieren, wie z. B. die Sexualpartnerwahl. Rasseinterne Verpaarungen werden bevorzugt, auch dann, wenn die kindliche Prägung auf eine andere Rasse gerichtet war. Damit beeinflussen genetische Faktoren primär das Verhalten, während sich Erfahrungen erst sekundär auswirken.

Domestic pigeons are, because of their great breed diversity, simple needs for keeping and a high reproduction rate, an ideal animal model for scientific research. Beside ethological aspects, such as good orientation ability, pigeons are excellent for lateralisation studies, due to specific anatomical characteristics of their visual system.

Based on different imprinting histories, experiments with pigeons of three breeds; the Classic Old Frill, the Texan Pioneer and the Homing pigeon, were run in a multiple choice arena (N = 143). Observed were pigeons from the point of leaving the nest (25 days) until sexual maturity (6 month). Depending on the question, different stimulus animals were presented to the observed focus animal in each corner of the arena. The duration of time in proximity to the stimulus animal was concerned as dependent variable in the statistical analysis.

The results of the choice experiments reveal a preference for potential sexual partners of the own breed (p ≤ .001). This behaviour was shown independently from the breeding history. Over the rearing period, young animals recognise their parents, also when these were foster parents of another breed (p = .005). In addition, pigeons show a longer duration of stay in front of familiar compared to unfamiliar conspecifics (p = .016). All of these behaviours were exclusively shown under binocular viewing.

Experiments on spatial cognition were run with the mentioned breeds in a rectangle, a standardized test procedure. Animals (N = 81) of three different age classes were observed, young (35 days), middle aged (3 up to 5 years) and old pigeons (min. 9 years). To find a learned goal, pigeons were offered landmarks as well as geometric information in the experimental setup. For analysis, the number of choices was counted.

Pigeons oriented on the basis of landmarks as well as on the geometry of the environment. Decoding of landmarks took place in both brain hemispheres and was superior to geometry. The use of geometric information was functionally limited to the participation of the left hemisphere.

The results suggest that specific behaviours are lateralized whereas others are only displayed when both brain hemispheres are accessible (e. g., mate choice). Breed-specific mating is preferred, also when filial imprinting was directed towards another breed. Therefore, genetic factors have a major impact on behaviour whereas experience has only minor influences.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät
Dokument erstellt am:24.05.2013
Dateien geändert am:24.05.2013
Promotionsantrag am:05.12.2012
Datum der Promotion:26.02.2013
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