Dokument: Das adaptive Gedächtnis: Der Einfluss von Erwartungen auf Kooperationsverhalten und Quellengedächtnis

Titel:Das adaptive Gedächtnis: Der Einfluss von Erwartungen auf Kooperationsverhalten und Quellengedächtnis
Weiterer Titel:Adaptive memory: The impact of expectations on cooperative behavior and source memory
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20130507-093145-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Giang, Trang [Autor]
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Dateien vom 06.05.2013 / geändert 06.05.2013
Beitragende:Prof. Dr. Buchner, Axel [Gutachter]
Prof. Dr. Heil, Martin [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Evolutionspsychologen nehmen an, dass der menschliche Geist modular angelegt ist, d.h. über verschiedene Informationsverarbeitungsalgorithmen verfügt, die jeweils die Probleme in bestimmten Bereichen lösen sollen. Unter anderem wird die Existenz eines Betrügerentdeckungs-Moduls postuliert, das dazu dienen soll, Betrüger zu detektieren und wiederzuerkennen (Cosmides & Tooby, 1992). Entgegen der Annahme einer solch starren Funktionsweise des menschlichen Geistes deuten neuere Forschungsergebnisse darauf hin, dass der menschliche Geist nicht inhaltsgebunden, sondern flexibel agiert und bevorzugt Informationen enkodiert, die eine bestehende Erwartung verletzen (Bar- clay, 2008; Bell, Buchner & Musch, 2010; Suzuki & Suga, 2010). In der vorliegenden Studie wurde anhand eines sozialen Kooperationsspiels und eines anschließenden un- angekündigten Quellengedächtnis-Tests untersucht, ob Versuchspersonen einen gene- rellen Quellengedächtnisvorteil für betrügerische Interaktionspartner aufweisen oder ob ihre Quellengedächtnisleistung durch ihre Erwartung an das Verhalten der Interaktions- partner moduliert wird. Die Ergebnisse von Experiment 1 und 2 zeigen, dass die A-Prio- ri-Sympathie sowie die A-Priori-Vertrauenswürdigkeit der Gesichter der Interaktions- partner beeinflusste, ob die Versuchspersonen kooperatives oder betrügerisches Verhal- ten von ihnen erwarteten. Ein Quellengedächtnisvorteil zeigte sich für die Interaktions- partner, die die Erwartungshaltung der Versuchspersonen durch ihr Verhalten im Koope- rationsspiel verletzten. In Experiment 2 wurde an älteren Versuchspersonen zusätzlich untersucht, ob diese Flexibilität des Gedächtnisses bis ins hohe Alter erhalten bleibt. Im Gegensatz zu den jungen Versuchspersonen zeigten die älteren jedoch einen Negativi- täts-Effekt. In Experiment 3 hatte die Ähnlichkeit der Interaktionspartner zu ihren eige- nen Gesichtern keinerlei Effekt auf die Erwartungshaltung der Versuchspersonen bezüg- lich des Kooperationsverhaltens der Interaktionspartner und wirkte sich folglich auch nicht auf ihre Quellengedächtnisleistung aus. Dieser Befund widerspricht der evoluti- onspsychologischen Annahme, dass Gesichtsähnlichkeit der Verwandtschaftserkennung dient und daher Vertrauen vermittelt (DeBruine, 2002, 2004, 2005). Insgesamt deuten die Befunde auf einen allgemeinen Quellengedächtnisvorteil für erwartungsinkongruen- te Informationen. Sie sind unvereinbar mit den Annahmen eines Betrügerentdeckungs- Moduls und eines Verwandtschaftserkennungs-Moduls in der Gesichtsrekognition, wel- che den sozialen Austausch unterstützen sollen.

Evolutionary psychologists assume that the human mind is constructed modularly that means it has several information processing algorithms designed to solve problems in certain domains. Among other things, a cheater-detection-module is postulated which is assumed to detect and recognize cheaters (Cosmides & Tooby, 1992). Contrary to the assumption of such a rigid operating mode of the human mind are results of the latest research which show that the human mind does not operate in a content-specific, but flexible manner, and preferentially encodes information which violates expectancies (Barclay, 2008; Bell et al., 2010; Suzuki & Suga, 2010). In the present study, on the ba- sis of a social cooperation game and a subsequent unheralded source-memory test it was investigated whether participants exhibit a general source-memory advantage for cheating interactants or whether their source-memory performance is modulated by their expectancies regarding the interactants’ behaviour. The results of Experiments 1 and 2 show that the a-priori likability as well as the a-priori trustworthiness of the inter- actants’ faces influences whether the participants expect cooperative or cheating behav- iour. There was a source-memory advantage for those interactants who violated the par- ticipants’ expectancies by their behaviour in the social cooperation game. Additionally, in Experiment 2 it was investigated with older adults whether this flexibility of memory is preserved in old age. In contrast to young participants the older participants showed a negativity effect. In Experiment 3 the resemblance of the interactants’ faces to their own faces had no effect on the participants’ expectancies regarding the interactants’ cooperation behaviour and consequently did not affect their source-memory perform- ance. This result contradicts the assumption popular in evolutionary psychology that face-resemblance serves as kin-recognition cue and therefore mediates trust (DeBruine, 2002, 2004, 2005). Overall, the results suggest a general source-memory advantage for expectancy-incongruent information. They are incompatible with the assumptions of a cheater-detection-module and a kin-detection-modul in face-recognition which support social exchange.
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Allgemeine Psychologie und Arbeitspsychologie
Dokument erstellt am:07.05.2013
Dateien geändert am:07.05.2013
Promotionsantrag am:12.02.2013
Datum der Promotion:30.04.2013
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