Dokument: La Réunion: Sprachattitüden franko-kreolophoner Adoleszenten

Titel:La Réunion: Sprachattitüden franko-kreolophoner Adoleszenten
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=2571
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20030719-000571-9
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Rocco, Goranka [Autor]
Dateien:
[Dateien anzeigen]Adobe PDF
[Details]2,09 MB in einer Datei
[ZIP-Datei erzeugen]
Dateien vom 09.02.2007 / geändert 09.02.2007
Beitragende:Prof. Dr. Wunderli, Peter [Gutachter]
Prof. Dr. Reuband, Karl-Heinz [Gutachter]
Stichwörter:Sprachattitüden, Réunion, kreolisch, französisch, Spracheinstellungen, franko-kreolophonattitudes linguistiques, créole, language attitudes, french, creole, language
Dewey Dezimal-Klassifikation:800 Literatur » 850 Italienische, rumänische, rätoromanische Literatur
Beschreibung:Der Gegenstand der Dissertation sind die Sprachattitüden franko-kreolophoner Adoleszenten in dem soziolinguistisch gesehen durch Diglossie (Französisch als Standardsprache, Kreolisch als Alltagssprache eines großen Teils der Bevölkerung einschließlich der Zielgruppe) gekennzeichneten französischen Überseedepartement La Réunion. Im Vergleich zu den bisherigen Sprachattitüdenuntersuchungen, die generell eher als atheoretisch zu bezeichnen sind und von jeweils einem Messverfahren ausgehen ? der direkten Befragung oder der indirekten Attitüdenmessung, die in der Erhebung von Befragtenreaktionen auf vorgeführte Sprecherstimmen mit unterschiedlichen Sprechmerkmalen besteht ?, knüpft diese Arbeit an die theoretischen und empirischen Erkenntnisse der Sozialpsychologie (die den Begriff der Attitüde geprägt und einen großen Beitrag zur Entwicklung von Messverfahren geleistet hat) und der benachbarten sozialwissenschaftlichen Disziplinen an, untersucht die Sprachattitüden mit Blick auf eine Reihe von biologischen und sprachsozialen Einflussparametern und setzt sowohl direkte als auch indirekte Messverfahren ein, um durch deren Gegenüberstellung zu einem vertieften Einblick in die Sprachattitüden der untersuchten Gruppe und nicht zuletzt in den Erkenntniswert der beiden eingesetzten Messverfahren zu gelangen.
Der erste Teil der Arbeit widmet sich der Definition, Struktur, Veränderung und den Funktionen der Attitüde sowie den direkten und indirekten sozialwissenschaftlichen und soziolinguistischen Methoden der Attitüdenerfassung und endet mit einem Überblick über die Forschungsarbeiten zu den soziolinguistisch relevanten Aspekten der Situation im Untersuchungsgebiet La Réunion.
Im zweiten, empirisch ausgerichteten, Teil der Arbeit werden nach einer einführenden Vorstellung der Zielgruppe, der Erhebungsinstrumente und -situation und der schwerpunktmäßig untersuchten Einflussgrößen die direkt erhobenen Daten, d.h. Antworten auf größtenteils strukturierte Fragen zu verschiedenen Aspekten der sprachsozialen Situation (z.B. Rolle und Vitalität des Kreolischen, Sprachgebrauch und sozialer Status, funktionelle Distribution, Sprechergruppen), analysiert. Es folgt die Analyse der indirekt, d.h. durch den Einsatz der sog. Matched-Guise-Technik, ermittelten und nach Art (kontextgebunden/kontextfrei) und Inhalt der vorgeführten auditiven Stimuli gruppierten Daten und ihr Vergleich mit den direkt erhobenen Ergebnissen.
Als Fazit der Analyse ist in erster Linie zu nennen, dass die direkt und indirekt erhobenen (und im Hinblick auf das Attitüdenobjekt vergleichbaren) Daten insofern übereinstimmen, als die beiden Datenkomplexe auf eine relativ starke Tendenz zur Reproduktion der Attitüden der sozial dominierenden Sprechergruppe und Minderbewertung der Kreolsprachigkeit bzw. -sprecher hinweisen, und dies nicht nur in Bezug auf statusbezogene Inhalte, sondern z.T. auch auf die Aspekte, die in der bisherigen Sprachattitüdenforschung zumeist unter dem Stichwort Solidarität untersucht wurden und deren Erforschung häufig tendenziell höhere Bewertung der ingroup-Variante bzw. ihrer Sprecher ergab. Die teilweise Inkohärenz der direkt und indirekt ermittelten Ergebnisse, die sich zum Einen in der geringen Übereinstimmung zwischen den direkten und getarnten Aussagen ein- und derselben befragten Person und zum Anderen in der Bedeutung jeweils anderer Einflussgrößen äußert (z.B. ausgeprägtere pro-outgroup-Attitüde in der weiblichen Teilgruppe und kein eindeutiger Einfluss sozialer Parameter als Ergebnis der direkten, geringe Rolle des Faktors Geschlecht und höhere Wertung der Kreolsprecher in den sozial schwächeren Gruppen und besonders der Gruppe mit arbeitslosen Eltern als Ergebnis der indirekten Messung), reflektiert die Komplexität der Situation und den latenten Konflikt zwischen den in- und outgroup-Werten. Methodisch gesehen unterstreicht sie die Komplementarität der beiden Zugangsarten, die Relativität von jeweils nur direkt oder indirekt ermittelten Attitüdenindikatoren und die Bedeutung der in der Soziolinguistik ungenügend untersuchten Erscheinungen wie soziale Erwünschtheit und stereotypenkonformes Antwortverhalten.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Sonstige Einrichtungen/Externe
Dokument erstellt am:19.07.2003
Dateien geändert am:12.02.2007
Promotionsantrag am:21.05.2003
Datum der Promotion:21.05.2003
english
Benutzer
Status: Gast
Aktionen