Dokument: Über den Einfluss der Dopamintransporterdichte auf neuropsychologische Testleistungen von ADHD-Patienten

Titel:Über den Einfluss der Dopamintransporterdichte auf neuropsychologische Testleistungen von ADHD-Patienten
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20080714-105200-7
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Uerdingen, Viviane [Autor]
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Dateien vom 11.07.2008 / geändert 11.07.2008
Beitragende: Larisch, Rolf [Gutachter]
Prof. Dr. Winterer, Georg [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:ADHD ist eine der häufigsten kinder- und jugendpsychiatrischen Erkrankungen, die ca. 5-10% der Kinder und ca. 4% der Erwachsenen betrifft. Jungen erkranken häufiger als Mädchen an dieser Erkrankung. Die Diagnose erfolgt derzeit anamnestisch, da weder Labortests, noch psychologische Tests mit ausreichender Sensitivität und Spezifität verfügbar sind. Symptomatisch für diese Erkrankung sind Verhaltensauffälligkeiten im Sinne von Unaufmerksamkeit, Überaktivität und Impulsivität. Neuropsychologische Erklärungsmodelle von ADHD gehen von Störungen in exekutiven Bereichen, der Aufmerksamkeit und Reaktionsinhibitionsvorgängen aus, welche eingebunden sind in fronto-kortikale Netzwerke. Die Ätiologie ist bisher ungeklärt, legt jedoch ein komplexes Zusammenspiel von genetischen, neurobiologischen und umweltbedingten Risikofaktoren nahe. Die positiven Effekte von Katecholaminagonisten wie Methylphenidat (Ritalin®) auf Hyperaktivität und Unaufmerksamkeit bei ADHD-Patienten, führten zu der Annahme, dass Störungen in diesem Transmittersystem beteiligt sind. Ein besonderes Augenmerk wurde hierbei auf den Dopamintransporter gelegt, da er einen der wichtigsten Angriffsorte im Rahmen der Medikation darstellt.

Ziel der vorliegenden Studie war es, die striatale Dopamintransporterdichte, die Testleistungen einer zusammengestellten neuropsychologischen Testbatterie und deren Korrelation zu untersuchen. Hierfür wurden 19 zuvor niemals therapierte ADHD-Erwachsene (Alter 34 Jahre, ± 7) und 19 gesunde Probanden (Alter 31 Jahre, ± 8) einer in vivo Bildgebung des Dopamintransporters und einer neuropsychologischen Testreihe unterzogen. Die Testbatterie umfasste Bereiche des Gedächtnisses, der Aufmerksamkeit, exekutiver Funktionen und visuokonstruktiver Fähigkeiten. Die in vivo Bildgebung erfolgte mit [123I]FP-CIT. Untersucht wurde das Bindungspotential der striatalen DAT. Als weiterer Punkt wurden die Gruppenunterschiede zwischen Patienten und Probanden in der neuropsychologischen Testreihe untersucht. Die Korrelationanalyse umfasste die Abhängigkeit des Status (krank vs. nicht-krank), des Alters und des Geschlechts auf die Dichte des DAT. Sie erfolgte sowohl für das Gesamtkollektiv, als auch für Patienten und Probanden getrennt. Im Gesamtkollektiv korrelierte lediglich ein Testparameter (Fehleranzahl der geteilten Aufmerksamkeit) der neuropsychologischen Testreihe mit der striatalen DAT-Dichte. In der separaten Korrelationsanalyse konnte diese Korrelation nur beim Probandenkollektiv nachgewiesen werden, Patienten zeigten keinerlei Korrelation.
In der neuropsychologischen Untersuchung zwischen Probanden und Patienten schnitten Patienten bei elf Testparametern deutlich schlechter ab, als Probanden. Dies entsprach vorwiegend Störungen in der Aufmerksamkeit, der Planung, exekutiver Funktionen und der kognitiven Flexibilität. Probanden erbrachten lediglich bei einem Testparameter schlechtere Leistungen und begingen mehr Fehler bei der geteilten Aufmerksamkeit als Patienten.
Bei der in vivo Bildgebung konnte nachgewiesen werden, dass Frauen höhere striatale DAT-Dichten hatten, als Männer. Ebenfalls zeigte sich eine lineare Abhängigkeit der DAT-Dichte vom Alter. Bei Patienten nahm die Dichte des DAT jedoch über das Alter hinweg weniger ab, als bei Probanden (0,3 vs. 0,4 pro Dekade). Statistisch konnte kein Einfluss des Status (krank vs. nicht-krank) auf die Dichte des DAT nachgewiesen werden, es zeigte sich jedoch ein Trend zur höheren striatalen DAT-Dichte bei Patienten verglichen mit Probanden.

Aufgrund des Trends zur erhöhten DAT-Dichte bei Patienten vermuteten wir eine gesteigerte Expression des DAT als Form einer pathologischen Gegenregulation. Diese könnte eine Rolle für die Persistenz der Symptomatik ins Erwachsenenalter spielen. In Anbetracht der schlechteren neuropsychologischen Testleistung bleibt zu diskutieren, ob diese in Zusammenhang mit der bei Patienten verringerten Dopaminverfügbarkeit steht, auch wenn eine erhöhte DAT-Dichte nicht mit einer schlechteren Leistung korrelierte. Nach den Ergebnissen der Korrelationsanalyse scheint es jedoch wenig wahrscheinlich, dass ein einzelner neuropsychologischer Testparameter mit der DAT-Dichte im Striatum korreliert. Vermutlich ist der Dopamintransporter als alleiniger Parameter für kognitive Funktionen und neuropsychologische Defizite bei ADHD-Patienten nicht ausreichend. Hierfür sind weitere Studien nötig, die insbesondere die Komplexität des Dopaminsystems (Transporter, prae- und postsynaptische Signaltransmission) mit einbezieht und auf Gruppenunterschiede zwischen ADHD-Subtypen eingeht.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:11.07.2008
Dateien geändert am:11.07.2008
Promotionsantrag am:28.01.2008
Datum der Promotion:20.05.2008
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