Dokument: Diagnostik und Verlauf des hepatozellulären Karzinoms - eine retrospektive Analyse

Titel:Diagnostik und Verlauf des hepatozellulären Karzinoms - eine retrospektive Analyse
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20080514-135149-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Bell, Lars [Autor]
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Dateien vom 14.05.2008 / geändert 14.05.2008
Beitragende:Prof. Dr. med. Wettstein, Matthias [Betreuer/Doktorvater]
Prof. Dr. Poremba [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Das hepatozelluläre Karzinom (HCC) stellt die weltweit fünfhäufigste maligne Tumorart dar. Geographisch findet man unterschiedliche Verteilungshäufigkeiten, wobei Menschen in Regionen wie Südostasien und Zentralafrika besonders häufig betroffen sind, aber auch in den westlichen Ländern nimmt der Anteil an primären Leberzellkarzinomen mit jährlich 5 bis 13 Neuerkrankungen pro 100.000 Einwohner stetig zu. In Deutschland besteht eine steigende Inzidenz von derzeit 4000-6000 Neuerkrankungen pro Jahr. Eine Leberzirrhose bei chronischen Virushepatitiden, Virushepatiden und ein chronischer Alkoholabusus gehören zu den wichtigsten ätiologischen Faktoren zur Entwicklung eines HCC.

In der vorliegenden retrospektiven Studie wurden die Daten von 116 Patienten mit HCC ausgewertet, die zwischen 1996 und 2002 am Universitätsklinikum Düsseldorf behandelt wurden. Dabei sollten die Grundkrankheiten der Patienten erfasst, das Zirrhose- und Tumorstadium bei Erstdiagnose bestimmt und das Überleben in Abhängigkeit vom Stadium und der gewählten Therapieform analysiert werden.

Männer waren häufiger betroffen als Frauen (2,7:1). Das Durchschnittsalter der Patienten zum Zeitpunkt der Erstdiagnose eines HCC betrug 65.3 Jahre. 97% der Patienten hatten eine Leberzirrhose. Bei 43% aller Betroffenen lag bereits ein Child-Stadium B oder C vor, was mit einer verkürzten Lebenserwartung einherging. Die Leberzirrhose wurde in den meisten Fällen erst kurz vor oder zusammen mit dem HCC diagnostiziert. Häufigste Grundkrankheiten waren eine Hepatitis-C-Virusinfektion (47%), eine Hepatitis B (13%), eine Koinfektion mit Hepatitis B und C (4%) und chronischer Alkoholabusus (35%). Nach der TNM-Klassifikation lag zum Zeitpunkt der Erstdiagnose bei zwei Drittel aller Patienten bereits ein fortgeschrittenes Tumorstadium T3 oder T4 vor. Da kurative Therapieansätze nur bei kleineren, lokal begrenzten Tumoren bestehen, muss die Früherkennung der Zirrhose und des HCC daher verbessert werden. Der Tumormarker AFP hatte dabei eine nur begrenzte Spezifität und Sensitivität. 58% der Patienten hatten AFP Werte im normalen oder unspezifisch erhöhten Bereich unter 200 ng/ml.

Verschiedene invasive und medikamentöse Therapieverfahren kamen bei den Patienten im Beobachtungszeitraum zum Einsatz. Durch eine Tumorresektion bzw. Leberteilresektion wurde die Überlebenszeit gegenüber der Kontrollgruppe, die lediglich “best supportive care“ erhielt, signifikant verlängert. Als relative Kontraindikation für die chirurgische Intervention galt im Generellen eine eingeschränkte Regenerationsfähigkeit der Leber, Tumorklassifikationen höher als UICC II oder auch das Vorliegen von Metastasen. Die Lebertransplantation ist eine potenziell kurative Therapieoption sowohl für die Lebererkrankung, als auch für kleine hepatozelluläre Karzinome. Ein großer Nachteil besteht jedoch in der begrenzten Verfügbarkeit und langer Wartezeiten auf ein Spenderorgan.

Die radiofrequenzinduzierte Thermoablation (RITA) stellte eine effektive und schonende palliative Therapieoption für Patienten mit mehreren Tumorherden und eingeschränkter Leberfunktion dar. Sie erzielte eine der Resektion ähnliche, signifikante Verlängerung der Überlebenszeit. Die spezielle Anwendungstechnik der Sonographiesteuerung während der RITA erwies sich anhand der ausgewerteten Daten als gut durchführbar und ermöglichte dem Operateur eine genaue Abschätzung der späteren Nekrosezone.

Die transarterielle Chemoembolisation (TACE) wird entweder für nicht-radikal operable Patienten, oder in Kombination mit der RITA angewendet. Die perkutane Ethanolinjektion (PEI) ist eine anerkannte Alternative zur chirurgischen Intervention für Patienten mit kleineren, meist solitären Tumoren. Die lokalen Therapieverfahren wurden in mehreren Fällen auch untereinander kombiniert, wobei sich eine signifikant längere Überlebenszeit bei den so behandelten Patienten fand. Aufgrund zu geringer Patientenanzahlen konnte jedoch keine weiter gehende Aussage gemacht werden.

Systemische medikamentöse Therapieformen werden hauptsächlich bei ausgedehnten oder bereits metastasierten Tumorformen eingesetzt. Die Patienten dieser Studie, welche mit Octreotid, Tamoxifen oder Doxorubicin behandelt wurden, hatten zwar gegenüber der Kontrollgruppe einen Überlebensvorteil, jedoch ergab die Regressionsanalyse keine statistische Signifikanz.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:14.05.2008
Dateien geändert am:14.05.2008
Promotionsantrag am:10.10.2007
Datum der Promotion:18.04.2008
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