Dokument: Experimentelle Umfrageforschung mit der Randomized-Response-Technik
Titel: | Experimentelle Umfrageforschung mit der Randomized-Response-Technik | |||||||
Weiterer Titel: | Experimental survey research using the randomized-response-technique | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=7730 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20080430-111232-5 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Englisch Englisch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Dipl.-Psych. Ostapczuk, Martin Stefan [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Musch, Jochen [Gutachter] Prof. Dr. Bayen, Ute J. [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Umfrageforschung, soziale Erwünschtheit, Randomized-Response-Technik, multinomiale Modelle / survey research, randomized-response-technique, social desirability, multinomial modeling | |||||||
Dokumententyp (erweitert): | Dissertation | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie 500 Naturwissenschaften und Mathematik 300 Sozialwissenschaften, Soziologie | |||||||
Beschreibungen: | Selbstauskünfte sind in Befragungen zu sensiblen Themen häufig in Richtung sozialer Erwünschtheit verzerrt. Die Randomized-Response-Technik (RRT) versucht dieser Verzerrung durch eine Zufallsverschlüsselung der Antworten entgegenzuwirken, um damit die Validität von Prävalenzschätzungen für sensible Merkmale zu verbessern. Aufgrund einer Zufallsverschlüsselung kann aus dem Antwortverhalten nicht mehr auf den wahren Merkmalsstatus des Befragten geschlossen werden; die bekannte Verteilung der Zufallsvariablen ermöglicht dennoch eine Prävalenzschätzung auf Gruppenebene. Die dadurch gesicherte Anonymität der Befragten fördert deren Bereitschaft, auch sensible Fragen ehrlich zu beantworten.
Es kann jedoch vorkommen, dass nicht alle Teilnehmer die RRT-Regeln befolgen. Sofern es sich bei den Regelverweigerern um Merkmalsträger handelt, unterschätzt dann auch die RRT die Prävalenz sensibler Merkmale. Eine Verweigererdetektionsvariante der RRT (Clark & Desharnais, 1998) erlaubt es jedoch, den Anteil der Verweigerer zu bestimmen und so mögliche Antwortverzerrungen zu kontrollieren. In der vorliegenden Dissertation wurde ein multinomiales Modell der Verweigererdetektion (Musch, Klauer & Bröder, 2001) in vier experimentellen Umfragen erfolgreich überprüft, validiert und weiterentwickelt. Experiment I zeigte in einer Papier-und-Bleistift-Untersuchung zur Non-Compliance bei der Medikamenteneinnahme, dass mit dem Verweigererdetektionsmodell validere Prävalenzschätzungen für sozial unerwünschtes Verhalten als in einer direkten Befragung erzielt werden. Die mit Hilfe der Verweigererdetektionsvariante der RRT geschätzte Lebenszeitprävalenz von Non-Compliance lag mit 33% deutlich über der Prävalenzschätzung der direkten Befragung (21%). Darüber hinaus zeigten die Ergebnisse von Experiment I, dass bei einem Verzicht auf die experimentelle Erweiterung des Versuchsdesigns zur Verweigererdetektion unbemerkt geblieben wäre, dass sich fast die Hälfte (47%) der unter RRT-Bedingungen befragten Teilnehmer nicht an die Regeln der Technik gehalten hat. Experiment II nutzte eine Erweiterung des multinomialen Modellierungsansatzes, um zu prüfen, ob es sich bei den wiederholt beobachteten Bildungseffekten bei ausländerfeindlichen Einstellungen um ein Artefakt handelt. In den bisherigen Studien konnte nicht ausgeschlossen werden, dass Personen mit höherer Bildung nur aufgrund einer stärkeren Tendenz zu sozial erwünschten Antworten positivere Einstellungen gegenüber Ausländern angaben als Personen mit geringerer Bildung. Die Anwendung des Verweigererdetektionsmodells ermöglichte es, durch einen Vergleich mit den Ergebnissen einer direkten Befragung diese Artefakterklärung zurückzuweisen. Hoch gebildete Befragte antworteten auch bei Kontrolle möglicher Antwortverzerrungen ausländerfreundlicher als Personen mit geringer Bildung. Der Bildungseffekt kann also nicht auf eine gruppenspezifisch unterschiedlich hohe Tendenz zu sozial erwünschten Antworten zurückgeführt werden. In Experiment III wurde das multinomiale Verweigererdetektionsmodell nochmals erweitert, um die Validität eines konkurrierenden Verfahrens zur Reduktion von Antwortverzerrungen bei der Messung von sensiblen Einstellungen zu überprüfen. Untersucht wurde, ob die projektive Most-People-Technik (MPT; Alpert, 1971; Smith, 1954) zur Überschätzung der Prävalenz negativer Einstellungen gegenüber Menschen mit Behinderungen führen kann. In einer im WWW durchgeführten Untersuchung konnte gezeigt werden, dass die Prävalenzschätzung der MPT nicht nur über derjenigen der direkten Befragung lag, sondern auch eine mit Hilfe des Verweigererdetektionsmodells bestimmte obere Schranke übertraf. Dies stellt die Validität der konkurrierenden MPT in Frage und lässt die RRT als die überlegene Alternative erscheinen. Experiment IV wurde wieder als Papier-und-Bleistift-Studie durchgeführt. An einer Stichprobe von chinesischen Studenten wurde überprüft, ob das Verweigererdetektionsmodell verbessert werden kann, indem die dem Modell inhärente Asymmetrie zwischen bejahenden und verneinenden Antworten aufgehoben wird. Um dem von ihr ausgehenden Anreiz zur Nichtbefolgung der RRT-Instruktionen entgegenzuwirken, wurde diese Asymmetrie in Experiment IV durch eine neuerliche Erweiterung des Befragungsmodells vermieden. Die Ergebnisse zeigen, dass dadurch die Verweigererrate wirksam auf ein Minimum reduziert werden kann.Self-report data on sensitive topics are often biased due to social desirability. The randomized-response-technique (RRT; Warner, 1965) attempts to reduce social desirability bias by randomizing the interviewees’ answers in order to increase the validity of prevalence estimates of sensitive behaviours and attitudes. Using a randomization device ensures that an individual interviewee can no longer be associated with the sensitive attribute. Knowing the probability distribution of the randomization device, the proportion of affirmative responses that have not been prompted by the randomization device can be estimated at the group level. The technique therefore guarantees the confidentiality of responses and arguably encourages more honest responding. Nevertheless, some interviewees may decide to cheat by disregarding the RRT instructions. To the extent that cheating respondents are in fact holding the sensitive attribute, the RRT underestimates the prevalence of sensitive attributes, too. An RRT cheating detection model by Clark and Desharnais (1998), however, allows for the assessment of the proportion of cheaters in a sample and thereby for controlling potential response bias. In the present dissertation, I successfully tested, validated and improved a multinomial model of cheating detection (Musch, Klauer & Bröder, 2001) in four experimental surveys. Experiment I, a paper-and-pencil-study on medication non-adherence, showed that using the cheating detection model can improve the validity of prevalence estimates of socially undesirable behaviours as compared with direct questioning. The estimate of lifetime medication non-adherence obtained by the cheating detection model of RRT was significantly higher (33%) than the corresponding prevalence estimate obtained when questioned directly (21%). Moreover, the results of experiment I underscore the utility of the cheating detection extension of RRT, since almost half of the participants (47%) disregarded the RRT rules; this significant proportion of cheaters would have gone unnoticed if conventional self-report measures or traditional RRT-variants not considering cheating had been used instead of the cheating detection model. In Experiment II, an extension of the multinomial modelling approach was used in order to test whether the frequently reported education effect in attitudes towards foreigners might be due to an artefact. Previous studies have not been able to exclude the assumption that highly educated interviewees are as xenophobic as less educated interviewees, but simply more receptive to the sensitive nature of the inquiry thus biasing their responses in surveys on xenophobia towards the socially desirable, i.e., the xenophile, alternative. This alternative interpretation could be rejected by comparing the RRT estimates with the direct questioning estimates. Even after controlling for potential response bias, highly educated interviewees gave more xenophile responses than less educated interviewees. This result suggests that the education effect is not due to a group specific, differential tendency to distort answers. In Experiment III, the multinomial cheating detection model was extended once more to test the validity of an alternative measure attempting to reduce social desirability bias in surveys on sensitive topics. Specifically, I tested the assumption whether the projective most-people-technique (MPT; Alpert, 1971; Smith, 1954) overestimates the prevalence of negative attitudes towards people with disabilities. The online-study showed that the prevalence estimates obtained by the MPT were not only significantly higher than the corresponding direct questioning estimates, but also exceeded an upper bound of the prevalence estimates determined by the cheating detection variant of the RRT. These results severely question the validity of the MPT and demonstrate the superiority of the alternative RRT. Experiment IV was conducted as a paper-and-pencil study again. In a sample of Chinese students, I tested whether the cheating detection model can be improved by eliminating the asymmetry between “yes”- and “no”-responses inherent to the original model. In order to reduce the appeal of cheating, this asymmetry was avoided by a final extension of the cheating detection model. The results demonstrated the effectiveness of this strategy: the proportion of cheaters was successfully reduced to a minimum, which no longer differed significantly from zero. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Diagnostik und Differentielle Psychologie | |||||||
Dokument erstellt am: | 28.04.2008 | |||||||
Dateien geändert am: | 28.04.2008 | |||||||
Promotionsantrag am: | 27.03.2008 | |||||||
Datum der Promotion: | 25.04.2008 |