Dokument: Bindung und Kindheitstraumata im Zusammenhang mit psychischen Störungen im Erwachsenenalter

Titel:Bindung und Kindheitstraumata im Zusammenhang mit psychischen Störungen im Erwachsenenalter
Weiterer Titel:Attachment and childhood trauma related to mental disorders in adulthood
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20251127-092612-0
Kollektion:Publikationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Habilitation
Medientyp:Text
Autor:Dr. Neumann, Eva [Autor]
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Dateien vom 15.11.2025 / geändert 15.11.2025
Stichwörter:Bindung, Kindheitstraumata, Psychopathologie, Quantitative Forschung
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Der Einfluss von interpersonellen Erfahrungen, insbesondere Kindheitserfahrungen, auf die psychische Gesundheit stellt traditionell einen Schwerpunkt in der Forschung und den therapeutischen Ansätzen der Psychosomatischen Medizin dar. In der vorliegenden Arbeit werden Studien vorgestellt, in denen die Rolle dieser Erfahrungen vor dem Hintergrund der Bindungstheorie und des Konzepts der fünf Typen von Kindheitstraumata weiter aufgeklärt wurden. Dabei standen zwei psychische Erkrankungen im Fokus, die bisher eher selten in Bezug auf ihre Zusammenhänge mit Bindungserfahrungen betrachtet wurden, somatoforme Störungen und Störungen des schizophrenen Formenkreises. Weiterhin wurde am Beispiel von Depressionen untersucht, ob Erfahrungen in der Kindheit und in aktuellen Beziehungen sich in der Stärke des Zusammenhangs mit dem psychischen Befinden unterscheiden. Die Entwicklung und Validierung von zwei deutschsprachigen Fragebögen zur Erfassung der aktuellen partnerschaftlichen Bindung und der Bindungserfahrungen mit den Eltern in der Kindheit schließlich ermöglichte es, Zusammenhänge zwischen Bindung und psychischer Gesundheit weiter zu betrachten. In allen Studien kamen Fragebögen zur Selbsteinschätzung zum Einsatz; teilweise wurden auch Instrumente zur Fremdeinschätzung verwendet.
Die Befunde bestätigten insgesamt die Annahmen. Für somatoforme Störungen, Schizophrenie und Depression zeigte sich gleichermaßen, dass eine unsichere Bindung und traumatische Erfahrungen in der Kindheit mit einer erhöhten Symptomschwere einhergehen. Für Depression konnte zusätzlich belegt werden, dass Kindheitserfahrungen dabei eine größere Bedeutung haben als aktuelle Erfahrungen in der Partnerschaft. Die Validierung der beiden neu entwickelten Fragebögen, die auch eine Überprüfung der Zusammenhänge mit Skalen zur Erfassung von psychischen Symptomen umfasste, bestätigte diese Befunde weiter. Zur Erfassung der aktuellen partnerschaftlichen Bindung wurde eine 10-Item-Version der deutschen Experiences in Close Relationships Scale entwickelt, die Bindung entlang der beiden Dimensionen Vermeidung und Angst erfasst. Die beiden Dimensionen wiesen erwartungsgemäße positive Korrelationen mit Depression, Angst und Neurotizismus auf. Die deutsche Version des Parental Caregiving Style Questionnaire ermöglicht eine Klassifizierung der retrospektiv eingeschätzten elterlichen Fürsorge in der Kindheit analog zum Modell der Bindungsstile. Hier zeigte sich, dass Depression und Angst höher ausfielen, wenn die elterliche Fürsorge einem Stil zugeordnet wurde, der einer unsicheren Bindung entspricht, wobei dies in Bezug auf beide Elternteile galt.
Die Studien stellen insgesamt empirische Belege für die bindungstheoretische Annahme dar, nach der eine unsichere Bindung, einschließlich traumatischer Erlebnisse, ein Vulnerabilitätsfaktor in Bezug auf psychische Erkrankungen ist.

The impact of interpersonal experiences, particularly childhood experiences, on mental health has traditionally constituted a central focus of research and therapeutic approaches within psychosomatic medicine. The present work introduces studies that further elucidate the role of these experiences based on attachment theory and the concept of five types of childhood trauma. Two mental disorders that have thus far been rarely examined with regard to their associations with attachment experiences were of particular interest, somatoform disorders and disorders within the schizophrenic spectrum. Furthermore, using depression as an example, it was investigated whether experiences in childhood and in current relationships differ in the strength of their association with mental well-being. In all studies, self-report questionnaires were used; in some cases, observer-rated measures were also employed.
In sum, the findings confirmed the hypotheses. For somatoform disorders, schizophrenia, and depression alike, insecure attachment and traumatic childhood experiences were associated with greater symptom severity. For depression, it was additionally demonstrated that childhood experiences carry greater significance than current experiences within romantic relationships. The validation of the two newly developed questionnaires, which also included an examination of their associations with scales assessing psychological symptoms, further corroborated these findings. To assess current romantic attachment, a 10-item version of the German Experiences in Close Relationships Scale was developed, capturing attachment along the two dimensions of avoidance and anxiety. As expected, both dimensions showed positive correlations with depression, anxiety, and neuroticism. The German version of the Parental Caregiving Style Questionnaire enables the classification of retrospectively assessed parental caregiving in childhood analogous to the attachment-style model. The results showed that depression and anxiety were more severe when parental caregiving was classified as corresponding to an insecure attachment style, and this applied to both parents.
Overall, the studies provide empirical support for the attachment-theoretical assumption that insecure attachment, including traumatic experiences, constitutes a vulnerability factor for mental disorders.
Lizenz:Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Dokument erstellt am:27.11.2025
Dateien geändert am:27.11.2025
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