Dokument: Der Nürnberger Ärzteprozess im Spiegel zeitgenössischer Printmedien

Titel:Der Nürnberger Ärzteprozess im Spiegel zeitgenössischer Printmedien
Weiterer Titel:The Nuremberg Doctors' Trial in the print media of the time
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20250909-110635-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Dziurla, Barbara Anna [Autor]
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Dateien vom 03.09.2025 / geändert 03.09.2025
Beitragende:PD Dr. Thorsten Noack [Gutachter]
PD Dr. Felix Mayer [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:In der vorliegenden medizinhistorischen Dissertation wurde die zeitgenössische Berichter-
stattung über den Nürnberger Ärzteprozess in den damaligen Printmedien untersucht. Der
Nürnberger Ärzteprozess war der erste Folgeprozess nach dem Prozess gegen die Haupt-
kriegsverbrecher und wurde vor dem amerikanischen Militärgerichtshof geführt. Angeklagt
waren insgesamt 23 Personen, wovon später 7 zum Tode verurteilt wurden. Zur Auswertung
wurden insgesamt 13 Zeitungen aus den vier damaligen politischen Besatzungszonen einer
quantitativen und qualitativen Analyse unterzogen. Zu diesem Zweck erfolgte eine Vollaus-
wertung der jeweiligen Zeitungen auf Mikrofilm im Zeitungsforschungsinstitut in Dort-
mund, wobei drei Zeiträume berücksichtigt wurden: der Zeitraum der Anklageerhebung, im
Oktober 1946, der eigentliche Prozesszeitraum von Dezember 1946 bis August 1947 und
der Zeitraum der Urteilsvollstreckung beziehungsweise der Hinrichtung der zum Tode Ver-
urteilten im Juni 1948. Bei den untersuchten Zeitungen handelte es sich in der amerikani-
schen Besatzungszone um die Frankfurter Rundschau, Die Neue Zeitung und die Süddeut-
sche Zeitung, in der britischen Besatzungszone um den Spiegel, Die Welt, Die Zeit und den
Telegraf, in der französischen Besatzungszone um die Saarbrücker Zeitung, den Südkurier
und die Nouvelles de France, sowie in der sowjetischen Besatzungszone um die Berliner
Zeitung, die Zeitung Neues Deutschland und die Tägliche Rundschau. Somit wurden für jede
Besatzungszone sowohl gegründete Lizenzzeitungen als auch das jeweilige offizielle Pres-
seorgan der entsprechenden Besatzungsmacht berücksichtigt. Es sollte im Wesentlichen un-
tersucht werden, inwiefern überhaupt über den Nürnberger Ärzteprozess berichtet wurde, ob
es Hinweise auf eine Selbstzensur oder Lenkung durch die alliierten Kräfte gab und inwie-
weit Unterschiede zwischen den einzelnen Besatzungszonen erkennbar waren. Im Rahmen
einer historischen Vorbetrachtung wurde versucht, die Rahmenbedingungen der Berichter-
stattung wie die politischen Bedingungen, die Lebenssituation in Nachkriegsdeutschland
und die Besonderheiten der einzelnen Redaktionen und ihrer Protagonisten darzustellen und
in einen Zusammenhang mit der späteren Berichterstattung zu setzen. Die quantitative und
qualitative Analyse zeigte deutliche Unterschiede in der Art und Weise der Berichterstat-
tung, teils auch innerhalb der jeweiligen Besatzungszonen. In Zusammenschau mit der je-
weiligen Pressepolitik in der Besatzungszone und der jeweils individuellen Gründungssitu-
ation der Redaktionen ließ sich auf eine durchaus individuelle Gestaltung der Nachrichten
durch die jeweiligen Zeitungen schließen. Hierbei spielten auch persönliche Überzeugungen
der Redakteure und ihre eigene politische Ausrichtung eine größere Rolle, so dass offenbar
teils deutliche Freiräume in der Berichterstattung bestanden. Diese äußerten sich beispiels-
weise in der sprachlichen Gestaltung, dem gezielten Auswählen oder Weglassen von Aspek-
ten des Gerichtsprozesses, der Platzierung der Nachricht innerhalb der Zeitung oder auch
der Auswahl von Kommentaren und Leserbriefen. Gleichzeitig wurde insbesondere anhand
der offiziellen Presseorgane deutlich, welche Bedeutungszumessung der Nürnberger Ärz-
teprozess in der Berichterstattung der Besatzungsmacht erfuhr. Eine strikte Lenkung der
Printpresse durch die entsprechenden politischen Kräfte ließ sich zumindest am Thema
Nürnberger Ärzteprozess nicht ableiten.

This dissertation on the history of medicine examined the contemporary coverage of the
Nuremberg Doctors' Trial in the print media of the time. The Nuremberg Doctors' Trial was
the first subsequent trial after the Nuremberg Trial of the Major War Criminals and was
conducted before the American Military Tribunal. A total of 23 people were charged, 7 of
whom were later sentenced to death. For the evaluation, a total of 13 newspapers from the
four former political occupation zones were subjected to a quantitative and qualitative anal-
ysis. For this purpose, a full evaluation of the respective newspapers on microfilm was car-
ried out at the Newspaper Research Institute in Dortmund, taking into account three time
periods: the period of the indictment, in October 1946, the actual trial period from December
1946 to August 1947, and the period of the execution of those sentenced to death in June
1948. The newspapers examined are the Frankfurter Rundschau, Die Neue Zeitung and
Süddeutsche Zeitung in the American occupation zone, Der Spiegel, Die Welt, Die Zeit and
Telegraf in the British occupation zone, the Saarbrücker Zeitung, the Südkurier and the
Nouvelles de France in the French occupation zone, and the Berliner Zeitung, the Neues
Deutschland and the Tägliche Rundschau in the Soviet occupation zone. Thus, for each oc-
cupation zone, both established licensed newspapers and the official press organ of the re-
spective occupying power were taken into account. Essentially, it was to be investigated to
what extent the Nuremberg Doctors' Trial was reported at all, whether there were indications
of self-censorship or control by the Allied forces, and to what extent differences between the
individual occupation zones can be discerned. Within the framework of a historical preview,
an attempt was made to present the general conditions of the reporting, such as the political
conditions, the living situation in post-war Germany and the special features of the individual
editorial offices and their protagonists, and to place them in a context with the later reporting.
However, the quantitative and qualitative analysis showed clear differences in the way the
reporting was carried out, in some cases also within the occupation zones itselves. In com-
bination with the respective press policy of the occupation zone and the individual founding
situation of the editorial offices, it could be concluded that the respective newspapers also
designed the news individually. The personal convictions of the editors and their own polit-
ical orientation also played a larger role, so that there was apparently greater freedom in
reporting in some cases. This manifested itself, for example, in the linguistic design, the
selection or omission of aspects of the court proceedings, the placement of the message
within the newspaper or the selection of comments and letters by the editor. At the same
time, it becomes clear, especially from the official press organs, whether the Nuremberg
Doctors' Trial was important in the reporting of the occupying power. A strict control of the
reporting by the corresponding political forces could not be deduced, at least in the case of
the Nuremberg Doctors' Trial.
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Fachbereich / Einrichtung:Zentrale Einrichtungen
Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin
Dokument erstellt am:09.09.2025
Dateien geändert am:09.09.2025
Promotionsantrag am:13.01.2025
Datum der Promotion:17.06.2025
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