Dokument: Die Einführung der Schutzimpfung gegen Poliomyelitis in der Bundesrepublik Deutschland 1955-1963: Reaktionen der Fach- und Laienpresse

Titel:Die Einführung der Schutzimpfung gegen Poliomyelitis in der Bundesrepublik Deutschland 1955-1963: Reaktionen der Fach- und Laienpresse
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20250723-133325-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Neuhaus, Chiara Luna Maria [Autor]
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Dateien vom 21.06.2025 / geändert 21.06.2025
Beitragende:Prof. Dr. Vögele, Jörg [Gutachter]
Icks, Andrea [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Diese Dissertation untersucht die Rolle der Berichterstattung der Printmedien (Fach- und Laienpresse) bei der Einführung der Schutzimpfung gegen Poliomyelitis (PM) in der Bundesrepublik Deutschland (BRD) im Zeitraum von 1955 bis 1963. Die PM ist eine viral bedingte Erkrankung, die zu irreversiblen schlaffen Lähmungen führen kann. Eine kausale Therapie ist nicht verfügbar, jedoch kann durch Impfungen ein wirksamer Schutz erzielt werden. Es werden die Einflüsse der Berichterstattung auf die öffentliche Wahrnehmung und die Impfbeteiligung analysiert. Durch die Betrachtung der Medienarbeit im Zusammenhang mit der Einführung der inaktivierten Poliomyelitisvakzine (IPV) und der oralen Poliomyelitisvakzine (OPV) werden die Auswirkungen auf die erzielten Impfraten untersucht. Während bei den Impfaktionen mit der IPV in der BRD eine geringe Impfbeteiligung erreicht wurde, konnte die OPV erfolgreich eingeführt werden und die PM Inzidenz gesenkt werden. Die vorliegende Arbeit schließt eine Forschungslücke im Bereich der Medialisierung der Poliomyelitisvakzine (PV) in der BRD. Die Recherche nach Artikeln der Fachpresse erfolgte in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf, pubmed und Archiven von Verlagen. Die Recherche nach Artikeln der Laienpresse konzentrierte sich auf die Archive des Hamburger Abendblattes, des Der Spiegel und der DIE ZEIT. Diese Printmedien wurden aufgrund der Verfügbarkeit retrodigitalisierter Archive ausgewählt. Die gefundenen Artikel wurden auf ihre Relevanz hin untersucht und mittels qualitativer Textanalyse sowie semi-quantitativ ausgewertet, indem die
selektierten Artikel in drei Kategorien (informative Artikel, kritische Artikel und Artikel mit Impfempfehlung) eingeteilt wurden. Die Analyse ergibt, dass in den untersuchten Printmedien bezüglich der IPV widersprüchliche Expertenmeinungen popularisiert wurden und mehr kritische Artikel als zu der OPV veröffentlicht worden sind. Die Berichterstattung in den 1950er Jahren konnte die Relevanz einer wirksamen PM Prävention nicht ausreichend vermitteln. Durch das Cutter Unglück und die Impfstoffsperre trat ein Vertrauensverlust in die IPV ein, der durch die Printmedien verstärkt wurde. Mit der IPV konnte in der BRD im Gegensatz zu der OPV keine epidemiologisch wirksame Impfquote erzielt werden. Ab 1960 wurde zunehmend über die OPV und ihre Vorteile (langanhaltender Schutz, orale Applikation) berichtet. Die Arbeit weist darauf hin, dass eine transparente Kommunikation, Einordnung von Meinungen und gezielte Informationsweitergabe über die Printmedien zu dem Erfolg der Impfaktionen mit der OPV beigetragen haben und somit entscheidend für den Erfolg von Impfkampagnen sind. Die Erkenntnisse können für zukünftige Impfkommunikationsstrategien genutzt werden, um das
Vertrauen in neu eingeführte Vakzine zu stärken und die öffentliche Akzeptanz von Schutzimpfungen zu fördern, um hohe Impfraten zu erzielen. Zudem wird die Wichtigkeit hervorgehoben, die Bevölkerung auch in Zeiten niedriger Inzidenz über die Relevanz von Impfprävention aufzuklären.

This dissertation examines the role of print media coverage (specialized and lay press) in the introduction of poliomyelitis (PM) vaccination in the Federal Republic of Germany (FRG) in the
period from 1955 to 1963. PM is a viral disease that can lead to irreversible flaccid paralysis. A causal therapy is not available, but effective protection can be achieved through vaccination.
The analysis highlights the impact of media coverage on public perception and vaccination participation. By analyzing the media work in connection with the introduction of the inactivated
poliomyelitis vaccine (IPV) and the oral poliomyelitis vaccine (OPV), the effects on the vaccination rates achieved are examined. While vaccination campaigns with the IPV in the FRG achieved low vaccination participation, the OPV was successfully introduced and the incidence of PM was reduced. This study closes a research gap in the field of medialization of the poliomyelitis vaccine (PV) in the FRG. The search for articles in the specialized press was carried out in the Düsseldorf University and State Library, pubmed and archives of publishing houses. The search for articles from the lay press focused on the archives of the Hamburger Abendblatt, Der Spiegel and DIE ZEIT. These print media were selected based on the availability of retro-digitized archives. The articles were analyzed for their relevance and evaluated using qualitative text analysis and semi-quantitative analysis by dividing the selected
articles into three categories (informative articles, critical articles and articles recommending vaccination). The analysis shows that contradictory expert opinions on IPV were popularized in the print media examined and that more critical articles were published on IPV than on OPV. Reporting in the 1950s was unable to adequately convey the relevance of effective PM prevention. The Cutter disaster and the vaccine ban led to a loss of confidence in IPV, which was reinforced by the print media. In contrast to OPV, it was not possible to achieve an epidemiologically effective vaccination rate with IPV in the FRG. From 1960 onwards, there was increasing print media coverage of OPV and its advantages (long-lasting protection, oral administration). The Analysis indicates that transparent communication, classification of opinions and targeted dissemination of information via the print media have contributed to the success of vaccination campaigns with OPV and are therefore crucial to the success of vaccination campaigns. The findings can be used for future vaccination communication strategies to increase confidence in newly introduced vaccines and promote public acceptance of immunization to achieve high vaccination rates. In addition, the importance of educating the population about the relevance of vaccination prevention even in times of low incidence is emphasized.
Lizenz:Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin
Dokument erstellt am:23.07.2025
Dateien geändert am:23.07.2025
Promotionsantrag am:05.02.2025
Datum der Promotion:17.06.2025
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