Dokument: Wer perfekt sein will, liegt wach? Der Einfluss von Perfektionismus, Stresserleben und kognitiver Erregung auf die Symptome der Insomnie
Titel: | Wer perfekt sein will, liegt wach? Der Einfluss von Perfektionismus, Stresserleben und kognitiver Erregung auf die Symptome der Insomnie | |||||||
Weiterer Titel: | The impact of perfectionism, perceived stress and cognitive arousal on the symptoms of insomnia | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=68922 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20250310-151504-9 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Küskens, Anna [Autor] | |||||||
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Beitragende: | PD Dr. Gieselmann, Annika [Gutachter] Prof. Dr. Pietrowsky, Reinhard [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Insomnie, Perfektionismus, Schlaf, Stress | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie | |||||||
Beschreibungen: | Bestimmte Persönlichkeitseigenschaften erhöhen das Risiko dafür, eine Ein- und Durchschlafstörung zu entwickeln. So können auch Personen mit perfektionistischen Denk- und Verhaltensmustern anfälliger dafür sein, unter einer schlechteren Schlafqualität zu leiden. Allerdings liegen für diesen Zusammenhang bisher keine abschließenden Befunde vor: Einerseits nutzten bisherige Arbeiten zum Einfluss von Perfektionismus-Dimensionen auf Insomnien hauptsächlich globale, selbstberichtete Schlafmaße zur Erfassung der Schlafqualität. Diese Maße sind anfällig für retrospektive und kognitive Verzerrungen. Andererseits bleibt ungeklärt, ob weitere Einflussfaktoren, wie das Stresserleben am Tage oder eine Übererregung vor dem Einschlafen, auf den Zusammenhang zwischen Perfektionismus und Insomnien einwirken.
Zunächst wird eine Übersichtsarbeit vorgestellt, die sich mit der aktuellen Literatur zum Einfluss von Persönlichkeitseigenschaften auf Insomnien befasst. Hier stellten sich insbesondere ein hoher Neurotizismus, eine geringe Gewissenhaftigkeit und ein hoher Perfektionismus als bedeutsame Faktoren für Insomnien heraus. Außerdem umfasst die vorliegende Dissertation zwei empirische Studien. Ziel der Studien war es, den Einfluss von Perfektionismus-Dimensionen auf die Schlafqualität anhand prospektiver Schlafdaten zu untersuchen. Zusätzlich überprüften wir, ob sich besonders stressreiche Umstände auf diesen Zusammenhang auswirken. In der ersten empirischen Studie untersuchten wir den Einfluss von Perfektionismus auf die Schlafqualität experimentell unter Laborbedingungen. Dabei wurde bei schlafgesunden Personen die Perfektionismus-Ausprägung erfasst und an drei aufeinanderfolgenden Nächten eine Polysomnographie für 90 Minuten zu Beginn der Nacht durchgeführt. In der dritten Nacht erfolgte eine Stress-Induktion mit dem Trier Social Stress Test vor dem Schlafenlegen, um den Effekt von Perfektionismus auf die Schlafqualität unter verschiedenen Stressbedingungen zu erfassen. Die Ergebnisse zeigten, dass die Perfektionismus-Dimension Handlungszweifel unabhängig vom Stressor mit einer schlechteren objektiven Schlafqualität korrelierte. Entgegen unserer Erwartungen waren die Zusammenhänge zwischen Perfektionismus-Dimensionen und der Schlafqualität nach der Stress-Induktion nicht stärker ausgeprägt im Vergleich zur Nacht mit geringerem Stressniveau. Die Analysen zeigten außerdem, dass die kognitive Erregung vor dem Schlaf als Mediator auf den Zusammenhang zwischen der Unterskala Handlungszweifel und der Schlafqualität bei geringem Stressniveau wirkte. In der zweiten empirischen Studie nutzten wir ein naturalistisches Studiendesign, um zu klären, inwieweit Perfektionismus bei Personen mit Insomnie zu einer schlechteren Schlafqualität beiträgt. Außerdem prüften wir, ob der Zusammenhang zwischen Perfektionismus und der Schlafqualität durch das Stresserleben am vorherigen Tage oder das Arousal vor dem Einschlafen moderiert wird. Dazu schätzten Versuchspersonen mit Insomnie zunächst ihre Perfektionismus-Ausprägung ein und nahmen anschließend über eine Woche hinweg an der Untersuchung in ihrem Alltag teil. Jeden Morgen bewerteten die Versuchspersonen das Erregungsniveau vor dem Einschlafen und die Schlafqualität für die vorangegangene Nacht. Tagsüber gaben sie ihr momentanes Stresserleben zu drei semi-randomisierten Zeitpunkten an. Die objektive Schlafqualität wurde mittels Aktigraphie-Uhren erfasst. Die Analysen ergaben, dass weder Perfektionismus-Dimensionen noch das Stresserleben am Tage die Schlafqualität signifikant vorhersagten. Allerdings war eine höhere somatische und kognitive Erregung vor dem Schlaf mit verschiedenen Indikatoren für eine schlechtere Schlafqualität in der folgenden Nacht assoziiert. Die Moderationsanalysen zeigten, dass eine Interaktion zwischen der Perfektionismus-Dimension Sorge über Fehler und Zweifel und der kognitiven Erregung vor dem Einschlafen die selbstberichtete Schlafqualität signifikant vorhersagte. Insgesamt ließ sich ein Einfluss von Perfektionismus auf die Schlafqualität anhand prospektiver Schlafdaten nicht überzeugend nachweisen. Allerdings verdeutlichen die Ergebnisse beider Studien, dass nicht das Stresserleben am Tage, sondern eine höhere Erregung vor dem Einschlafen für eine schlechtere Schlafqualität unter der Nacht besonders bedeutsam ist. Die vorliegende Arbeit legt nahe, dass die bisher widersprüchlichen Befunde zur Bedeutung von Perfektionismus für Insomnien maßgeblich auf das methodische Vorgehen zurückzuführen sind.Several personality traits increase the risk for insomnia disorder. Research suggests that persons with perfectionistic tendencies are more likely to experience poor sleep quality. However, evidence for this relationship remains inconclusive: first, previous research on the link between perfectionism dimensions and insomnia is predominantly based on global, self-reported measures of poor sleep quality. These measures are prone to retrospective bias. Moreover, it remains unclear to what extent other factors, such as perceived stress during the day or arousal before bedtime, influence the perfectionism-insomnia link. First, a review is presented in which the previous literature on the link between personality traits and insomnia is synthesized. In particular, high neuroticism, low conscientiousness, and high perfectionism were found to be important vulnerability factors for insomnia. In addition, this dissertation includes two empirical studies. The aim of the studies was to examine the effect of perfectionism dimensions on sleep quality using prospective sleep assessments. Additionally, we aimed to clarify whether stressful circumstances influence this relationship. The first empirical study investigated the effects of perfectionism dimensions on objective sleep quality in an experimental approach in the sleep laboratory. Healthy participants reported their perfectionism levels and then came to the sleep laboratory on three consecutive nights. Polysomnography was performed for 90 minutes each night. On the third night, an experimental stress induction was performed before sleep with the Trier Social Stress Test to examine associations between perfectionism and sleep quality across different levels of stress. Although the stress manipulation did not affect the relationship between perfectionism and sleep quality, the results showed that the perfectionism dimension doubts about actions correlated with lower objective sleep quality independent of stress. Moreover, the relationship between the doubts about actions subscale and sleep quality was mediated by cognitive pre-sleep arousal on the night with lower stress levels. In the second empirical study, we used a naturalistic design to test if perfectionistic tendencies contribute to the maintenance of poorer sleep quality in individuals with insomnia. Based on recent findings, we additionally tested whether perceived stress and pre-sleep arousal interacted with perfectionism dimensions to predict sleep quality. Individuals with insomnia first rated their perfectionism levels and completed assessments on seven consecutive days. Each morning, participants rated their pre-sleep arousal and their sleep quality for the previous night. During the day, they reported their momentary stress levels at three semi-random time points. Objective sleep quality was assessed using actigraphy watches. The analyses revealed that neither perfectionism dimensions nor daily stress levels significantly predicted sleep quality. However, higher somatic and cognitive arousal before sleep was significantly related to several indicators of lower sleep quality the following night. Moderation analyses showed that an interaction between the perfectionism dimension concern over mistakes and doubts and cognitive pre-sleep arousal significantly predicted self-reported sleep quality. Overall, the effect of perfectionism on sleep quality could not be conclusively demonstrated using prospective sleep data. However, the results of both studies highlight the role of higher pre-sleep arousal for reduced same-night sleep quality. The present work provides important methodological considerations to clarify the role of perfectionism in the development and maintenance of insomnia symptoms in the future. | |||||||
Lizenz: | ![]() Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Klinische Psychologie | |||||||
Dokument erstellt am: | 10.03.2025 | |||||||
Dateien geändert am: | 10.03.2025 | |||||||
Promotionsantrag am: | 31.05.2023 | |||||||
Datum der Promotion: | 05.07.2024 |