Dokument: Frauen und Krieg. Zur Funktionalisierung von Frauenfiguren in mittelhochdeutschen Erzähltexten
Titel: | Frauen und Krieg. Zur Funktionalisierung von Frauenfiguren in mittelhochdeutschen Erzähltexten | |||||||
Weiterer Titel: | Women and war. On the functionalization of female characters in Middle High German narrative texts | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=68510 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20250220-075255-3 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Schnell, Carina [Autor] | |||||||
Dateien: |
| |||||||
Beitragende: | Prof. Dr. Bauschke-Hartung, Ricarda [Gutachter] Prof. Dr. Sahm, Heike [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Eneasromen, Heinrich von Veldeke, Herbort von Fritzlar, Liet von Troye, Wolfram von Eschenbach, Willehalm, Nibelungenlied, Frau, Krieg | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 800 Literatur » 830 Deutsche Literatur, Literatur in verwandten Sprachen | |||||||
Beschreibungen: | Ausgehend von der Hypothese, dass sich, losgelöst von gattungs-, autor- oder werkzentrierten Fragen, vergleichbare Verfahren rekonstruieren lassen, die als kennzeichnend für den Umgang mit weiblichem Figureninventar im Umfeld literarischer Kriegsszenen gelten können, thematisiert die vorliegende Arbeit die Funktionen, die Frauenfiguren im Rahmen der Kriegsdarstellungen mittelhochdeutscher epischer Texte zugeschrieben werden. Mit Heinrichs von Veldeke Eneasroman, Herborts von Fritzlar Liet von Troye, Wolframs von Eschenbach Willehalm und dem Nibelungenlied werden dabei zunächst gezielt die zentralen Erzählstoffe um 1200 in ihren prominenten Ausführungen abgedeckt. Zusätzlich wird über die Kudrun, die um die Mitte des 13. Jahrhunderts angesetzt wird, die angeschlossene Entwicklung im deutschsprachigen Raum an einem prägnanten Beispiel aufgegriffen. Der umfangreiche Gegenstandsbereich der Arbeit, der sich über die Vielzahl der Texte und die vergleichende Analyse ergibt, wird dabei in Form eines close-reading erschlossen, um durch einen intensiven Blick auf die Textstellen, die Frauen in Kriegen betreffen, die Möglichkeiten von Frauen im Umfeld des Krieges zu ergründen. Das hauptsächliche Ziel der Studie liegt in der Beantwortung der Frage, ob sich auf narratologischer Ebene eine Systematisierung verschiedener Funktionen der Frauenfiguren für das Kriegsgeschehen etablieren lässt.
Dabei wird ersichtlich, dass sich der narrative Einsatz weiblicher Figuren im Erzählprozess flexibler darstellt, als bislang gesehen wurde: Über alle Kriegsphasen hinweg existieren gemeinsame Ansatzpunkte für die Funktionalisierung des weiblichen Figurenpersonals. Während die Ausfüllung der jeweiligen Funktionen unabhängig von den zugrundeliegenden Stofftraditionen ähnlichen Mustern folgt, lassen sich für die Optionen weiblicher Figuren innerhalb der Kriegsphasen textindividuell jedoch keine allgemeingültigen Regeln festmachen. Stattdessen werden die Frauenfiguren insbesondere über die Engführung von Krieg und Liebe respektive Krieg und Leid in verschiedenen Rollen perspektiviert. Ihre Differenzierung erfolgt nicht auf der Grundlage von Gattungen oder stofflichen Vorlagen, sondern anhand des Kernthemas ‚Krieg‘, das in den verschiedenen Texten unterschiedlich ausgespielt wird und es den Frauen ermöglicht, ähnliche Rollenbilder auf der Grundlage divergierender Situationen abweichend zu besetzen. Zugleich stellt sich heraus, dass sich in den unterschiedlichen Texten weder für die Figuren- noch für die Erzählerebene eine feste Wertungstendenz nachweisen lässt. Stattdessen eröffnet sich eine breite Bewertungsskala, in deren Rahmen allein die tatsächliche Bewaffnung von Frauen weitestgehend ein Tabu bleibt, sodass bisherige Einschätzungen weiblicher Figuren zukünftig neu zu überdenken sind.Based on the hypothesis that, detached from questions centered on genre, author or work, comparable procedures can be reconstructed that can be considered characteristic of the handling of female characters in the context of literary war scenes, this work addresses the functions attributed to female characters in the context of war depictions in Middle High German epic texts. With Heinrich's von Veldeke Eneasroman, Herbort's von Fritzlar Liet von Troye, Wolfram's von Eschenbach Willehalm and the Nibelungenlied, the central narrative material around 1200 is covered in its prominent versions. In addition, the Kudrun, which is set around the middle of the 13th century, is used to take up the associated development in the German-speaking area using a concise example. The extensive subject area of the work, which arises from the large number of texts and the comparative analysis, is explored in the form of a close reading in order to explore the possibilities of women in the context of war by taking an intensive look at the text passages that concern women in war. The main aim of the study is to answer the question of whether a systematization of the various functions of the female characters in war can be established on a narratological level. It becomes clear that the use of female characters in the narrative process is more flexible than has previously been seen: There are common starting points for the functionalization of female characters across all phases of war. While the fulfillment of the respective functions follows similar patterns regardless of the underlying material traditions, no generally applicable rules can be established for the options of female characters within the phases of war on an individual text basis. Instead, the female characters are viewed in different roles, particularly through the close connection between war and love or war and suffering. They are not differentiated on the basis of genres or material but rather based on the core theme of 'war', which is played out differently in the various texts and enables women to take on similar role models in different ways based on diverging situations. At the same time, it turns out that no fixed evaluation tendency can be demonstrated in the various texts, neither for the characters nor for the narrator. Instead, a broad evaluation scale opens, within which only the actual arming of women remains largely taboo, so that previous assessments of female characters will have to be reconsidered in the future. | |||||||
Lizenz: | ![]() Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Philosophische Fakultät » Germanistisches Seminar » Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters (III) | |||||||
Dokument erstellt am: | 20.02.2025 | |||||||
Dateien geändert am: | 20.02.2025 | |||||||
Promotionsantrag am: | 24.03.2024 | |||||||
Datum der Promotion: | 16.12.2024 |