Dokument: Outcome und prognostische Faktoren bei spontaner intrazerebraler Blutung

Titel:Outcome und prognostische Faktoren bei spontaner intrazerebraler Blutung
Weiterer Titel:Outcomes and prognostic factors in spontaneous intracerebral hemorrhage
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20241112-112351-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Behle, Bertold [Autor]
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Dateien vom 02.11.2024 / geändert 02.11.2024
Beitragende:PD Dr. med. Beseoglu, Kerim [Gutachter]
PD Dr. Kindgen-Milles, Detlef [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Spontane intrazerebrale Blutungen (ICB) sind als hämorrhagische Form des
Schlaganfalls für ca. 10-20% aller Schlaganfälle verantwortlich und haben eine
verheerende Prognose. Nur ca. 46% der Patienten überleben das erste Jahr nach ICB, ca.
30% überleben die ersten fünf Jahre. Nach dem ersten Jahr finden nur etwa 12% - 39% der
Überlebenden in ein unabhängiges Leben zurück. Bei der Behandlung von ischämischen
Schlaganfällen (IS) hingegen konnten in den vergangenen zwei Jahrzehnten deutliche
Fortschritte errungen werden. Die Mortalität im ersten Jahr nach IS sank um bis zu 20%.
Derartige Fortschritte stehen bei der Behandlung von ICB noch aus. Ziel der vorliegenden
Arbeit ist es daher das Outcome von Patienten zu erfassen, die wegen einer spontanen
ICB in der neurochirurgischen Klinik der Universitätsklinik Düsseldorf behandelt wurden,
und prognostisch relevante Einflussfaktoren zu identifizieren.
Es wurden Patienten erfasst, die in den Jahren 2013 - 2018 in der Universitätsklinik
Düsseldorf wegen einer spontanen ICB behandelt wurden. Die retrospektive
Datenerhebung erfolgte aus den Patientenakten, per Telefon und per Post. Als Endpunkte
wurden das Versterben und das funktionelle Outcome auf der modified Rankin Scale (mRS)
für den Zeitpunkt von sechs Monaten nach der ICB und zum Zeitpunkt der Datenerhebung
erfasst, welcher im Median bei 3,9 (±1,63) Jahren nach der ICB lag. Zudem wurde die
gesundheitsbezogene Lebensqualität mit dem EQ-5D-5L Fragebogen am Tag der
Datenerhebung gemessen.
In die Analyse wurden 429 Fälle mit spontaner ICB einbezogen. Der Anteil der
Verstorbenen lag nach sechs Monaten bei 39% und zum Zeitpunkt der Datenerhebung bei
43%. In der multivariaten Regressionsanalyse zeigten sich signifikant erhöhte Chancen
innerhalb der ersten sechs Monate und bis zum Zeitpunkt der Datenerhebung zu versterben
bei Blutungen im Bereich des Hirnstamms gegenüber Stammganglienblutung, einem
größeren Volumen der ICB und höherem Lebensalter. Signifikant geringere Chancen
innerhalb der ersten sechs Monate und bis zum Zeitpunkt der Datenerhebung zu
versterben, zeigten sich bei lobär gelegenen Blutung gegenüber Stammganglienblutungen,
einer höheren Punktzahl auf der Glasgow Coma Scale (GCS) bei Aufnahme und einer
operativen Hämatomausräumung. Überdies zeigten sich signifikant geringere Chancen
innerhalb der ersten sechs Monate zu Versterben durch weibliches Geschlecht und
signifikant erhöhte Chancen bis zur Datenerhebung zu versterben durch die Einnahme von
einer gerinnungshemmenden Kombinationstherapie aus
Thrombozytenaggregationshemmern und Hemmern der plasmatischen Gerinnung. DieII
Mortalität in unserer Studienpopulation zeigte sich vergleichbar mit den Beobachtungen
anderer Studien. In unserer Analyse zeigte sich unter anderen Einflussfaktoren auch eine
operative Hämatomausräumung als prognostisch günstiger Einflussfaktor auf die Chance
zu überleben. Diese Aussage ist interessant, da sie seit Jahren Gegenstand der Forschung
ist, ohne abschließend geklärt worden zu sein.
Ein gutes funktionelles Outcome (mRS ≤2) zeigte sich nach sechs Monaten bei 17% und
zum Zeitpunkt der Datenerhebung bei 24% von den Überlebenden, dies entspricht einem
Anteil von 11% und 10,5% der gesamten Studienpopulation. In der multivariaten
Regressionsanalyse zeigten sich signifikant erhöhte Chancen für ein schlechtes
funktionelles Outcome nach sechs Monaten durch das Vorliegen einer intraventrikulären
Blutung, sowie das Vorliegen eines höheren Lebensalters. Als Prädiktoren, die die Chance
auf ein schlechtes Outcome zum Zeitpunkt der Datenerhebung erhöhen, zeigte sich
lediglich höheres Alter. Prädiktoren, die die Chance auf ein gutes funktionelles Outcome
nach sechs Monaten oder zum Zeitpunkt der Datenerhebung erhöhen könnten, ließen sich
mit unserem Modell nicht finden. Verglichen mit der Literatur zeigte sich, dass die Anteile
von Patienten, die ein gutes Outcome auf der mRS erreichen konnten in unserer
Studienpopulation geringer waren. Allerdings zeigte sich bei vergleichbaren Studien zum
funktionellen Outcome oft eine höhere Mortalität, die eine Erklärung für diesen Unterschied
sein könnte. Die von uns identifizierten Einflussfaktoren waren überwiegend vergleichbar
mit den bereits in anderen Studien beschriebenen Einflussfaktoren.
Zwischen den beiden Messzeitpunkten ergaben sich nur noch bei ca. der Hälfte (53%) der
Pateinten Veränderungen des funktionellen Outcomes auf der mRS. Hierbei kam es bei ca.
30% der Patienten noch zu einer Verbesserung auf der mRS. Nur 17% der Patienten
erlebten eine Verschlechterung.
Die mit dem EQ-5D-5L Fragebogen gemessene Lebensqualität zum Zeitpunkt der
Datenerhebung lag in allen Altersgruppen deutlich unter den Referenzwerten der
Normalbevölkerung. Über die meisten Schwierigkeiten berichteten Patienten in den
Dimensionen „Allgemeine Tätigkeiten“, „Schmerzen und körperliche Beschwerden“ und
Angst und Niedergeschlagenheit“.

Spontaneous intracerebral hemorrhages (ICH) account for approximately 10-20% of
all strokes and have a devastating prognosis. Only about 46% of patients survive the first
year after ICH, with approximately 30% surviving the first five years. After the first year, only
about 12% - 39% of survivors return to an independent life. In contrast, significant progress
has been made in the treatment of ischemic strokes (IS) over the past two decades.
Mortality in the first year after IS has decreased by up to 20%. Such progress has not yet
been achieved in the treatment of ICH. The aim of this study is therefore to assess the
outcomes of patients treated for spontaneous ICH at the neurosurgical clinic of the
University Hospital Düsseldorf and to identify prognostically relevant influencing factors.
Patients treated for spontaneous ICH at the University Hospital Düsseldorf between 2013
and 2018 were included. Retrospective data collection was conducted from patient records,
by telephone, and by post. The endpoints were death and functional outcome on the
modified Rankin Scale (mRS) at six months after ICH and at the time of data collection,
which occurred at a median of 3.9 (±1.63) years after ICH. Health-related quality of life was
also measured using the EQ-5D-5L questionnaire on the day of data collection.
A total of 429 cases of spontaneous ICH were included in the analysis. The proportion of
deaths at six months was 39%, and at the time of data collection, it was 43%. In multivariate
regression analysis, significantly increased chances of death within the first six months and
at the time of data collection were associated with brainstem bleeding compared to basal
ganglia bleeding, larger ICH volume, and older age. Significantly decreased chances of
death within the first six months and at the time of data collection were associated with lobar
bleeding compared to basal ganglia bleeding, higher Glasgow Coma Scale (GCS) score at
admission, and surgical hematoma evacuation. Additionally, significantly decreased
chances of death within the first six months were associated with female gender, while
significantly increased chances of death at the time of data collection were associated with
the use of anticoagulant combination therapy with antiplatelet agents and plasma
coagulation inhibitors. The mortality in our study population was comparable to observations
from other studies. In our analysis, among other influencing factors, surgical hematoma
evacuation was identified as a prognostically favorable factor for survival. This finding is
interesting as it has been the subject of research for years without being conclusively
clarified.
A good functional outcome (mRS ≤2) was observed in 17% of survivors at six months and
in 24% at the time of data collection, which corresponds to 11% and 10.5% of the total studyIV
population, respectively. In multivariate regression analysis, significantly increased chances
of a poor functional outcome at six months were associated with the presence of
intraventricular hemorrhage and higher age. The only predictor of a poor outcome at the
time of data collection was higher age. Predictors that could increase the chance of a good
functional outcome at six months or at the time of data collection could not be identified with
our model. Compared to the literature, the proportions of patients achieving a good outcome
on the mRS in our study population were lower. However, comparable studies on functional
outcomes often showed higher mortality rates, which could explain this difference. The
influencing factors identified by us were mostly comparable to those described in other
studies.
Between the two measurement points, changes in the functional outcome on the mRS were
observed in only about half (53%) of the patients. About 30% of the patients showed an
improvement on the mRS, while only 17% of the patients experienced a deterioration.
The quality of life measured with the EQ-5D-5L questionnaire at the time of data collection
was significantly lower in all age groups compared to reference values for the general
population. Patients reported the most difficulties in the dimensions of "usual activities,"
"pain/discomfort," and "anxiety/depression."
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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:12.11.2024
Dateien geändert am:12.11.2024
Promotionsantrag am:05.06.2024
Datum der Promotion:31.10.2024
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