Dokument: Stigmatisierung psychisch Kranker durch Medizinstudierende: Veränderung im Rahmen des klinischen Unterrichts der Psychosomatischen Medizin

Titel:Stigmatisierung psychisch Kranker durch Medizinstudierende: Veränderung im Rahmen des klinischen Unterrichts der Psychosomatischen Medizin
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20241107-111202-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Hopp, Anna Alissia [Autor]
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Dateien vom 22.10.2024 / geändert 22.10.2024
Beitragende:Prof. Dr. Wilm, Stefan [Gutachter]
Prof. Dr. Dinger-Ehrenthal, Ulrike [Gutachter]
Stichwörter:Stigmatisierung, psychisch Kranke, Medizinstudium, Praxisblock Psychosomatik
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Stigmatisierung psychisch Kranker ist ein weitverbreitetes Phänomen – auch bei Mitarbeiter*innen im Gesundheitswesen. Sie trägt zu einer Unterversorgung psychisch Kranker bei. Direkter Kontakt zu psychisch Kranken kann Stigmatisierung reduzieren. Dies wurde bisher kaum in der medizinischen Ausbildung in Deutschland untersucht. Im klinisch-praktischen Unterricht (Praxisblock) der Psychosomatischen Medizin an der Medizinischen Fakultät der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) führen Studierende unter Anleitung Gespräche mit psychisch Kranken. Es wurde folgende Fragestellung untersucht: Führt Unterricht mit direktem Kontakt zu psychisch Kranken bei den Studierenden zu einer Reduktion der Stigmatisierung? Zusätzlich wurden untersucht, ob Geschlecht, Alter, psychisch Kranke im Bekanntenkreis/ in der Familie, Interesse am Fachgebiet Psychiatrie/ Psychosomatik sowie Selbstwertgefühl das Ausmaß der Stigmatisierung beeinflussen.
In einer prospektiven, kontrollierten, nicht randomisierten Interventionsstudie wurde im Wintersemester 2019/20 die Stigmatisierung psychisch Kranker vor und nach der Praxisblock-Woche der Psychosomatischen Medizin bei Medizinstudierenden im 4. Studienjahr an der HHU mit einem standardisierten Fragebogen (MICA4 4) erhoben. Zusätzlich erfolgte eine Erfassung der o.g. Einflussfaktoren mit einem selbst entwickelten Fragebogen sowie der Rosenberg-Skala. Die Kontrollgruppe setzte sich aus Studierenden zusammen, die eine Woche Unterricht in einem Praxisblock eines rein somatischen Fachs hatten. N = 143 vollständige Datensätze gingen in die Auswertung ein. Die Datenanalyse erfolgte deskriptiv sowie mittels Mixed-ANOVA, multipler linearer Regression und Moderatoranalyse.
Innerhalb der klinisch-praktischen Unterrichtswoche mit psychisch Kranken nahm die Stigmatisierung psychisch Kranker bei den Medizinstudierenden im Vergleich zur Kontrollgruppe signifikant ab (p = .019, 2p = .04). Darüber hinaus war die Stigmatisierung bei weiblichen Studierenden, Studierenden mit allgemeinen Interesse an den Fächern Psychiatrie und Psychosomatik sowie bei denjenigen mit psychisch Kranken im Bekanntenkreis oder in der Familie bereits zu Beginn der Woche niedriger. Hingegen war die Stigmatisierung bei geringem Selbstwertgefühl erhöht. Ein moderierender Effekt auf die Veränderung der Stigmatisierung im Rahmen der Unterrichtswoche ließ sich nicht darstellen.
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Der klinisch-praktische Unterricht mit direktem Kontakt mit psychisch Kranken im Fach der Psychosomatischen Medizin führt bei den Medizinstudierenden zu einer weniger stigmatisierenden Haltung gegenüber diesen. Offen bleibt jedoch, welche Faktoren der Unterrichtswoche zur Abnahme der Stigmatisierung geführt haben. Insgesamt heben die Ergebnisse die Relevanz einer praxisorientierten Auseinandersetzung mit psychischen Erkrankungen für eine Entstigmatisierung hervor.

Stigmatization of the mentally ill is a widespread phenomenon - also among healthcare workers. It contributes to the lack of care for the mentally ill. Direct contact with the mentally ill can reduce stigmatization. This has hardly been investigated in medical training in Germany to date. In the clinical-practical teaching (practical block) of psychosomatic medicine at the Medical Faculty of Heinrich-Heine-University Düsseldorf (HHU), students conduct interviews with mentally ill patients under supervision. The following question was investigated: Does teaching with direct contact to mentally ill students lead to a reduction in stigmatization? In addition, it was investigated whether gender, age, mentally ill acquaintances/family members, interest in the field of psychiatry/psychosomatics and self-esteem influence the extent of stigmatization.
In a prospective, controlled, non-randomized intervention study, a standardized questionnaire (MICA4 4) was used to assess the stigmatization of mentally ill students before and after the practice block week of psychosomatic medicine among 4th year medical students at HHU in the winter semester 2019/20. In addition, the above-mentioned influencing factors were recorded using a self-developed questionnaire and the Rosenberg scale. The control group consisted of students who had one week of lessons in a practical block of a purely somatic subject. N = 143 complete data sets were included in the analysis. The data analysis was carried out descriptively and using mixed ANOVA, multiple linear regression and moderator analysis.
Within the clinical-practical teaching week with mentally ill students, the stigmatization of mentally ill students decreased significantly compared to the control group (p = .019, 2p = .04). In addition, stigmatization was already lower at the beginning of the week among female students, students with a general interest in the subjects of psychiatry and psychosomatics and those with mentally ill acquaintances or family members. On the other hand, stigmatization was higher among those with low self-esteem. There was no moderating effect on the change in stigmatization during the week of lessons.
The clinical-practical teaching with direct contact with mentally ill patients in the subject of psychosomatic medicine leads to a less stigmatizing attitude towards them among medical students. However, it remains to be seen which factors of the teaching
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week led to a decrease in stigmatization. Overall, the results emphasize the relevance of a practice-oriented approach to mental illness for destigmatization.
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Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Klinisches Institut für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
Medizinische Fakultät » Institute » Abteilung für Allgemeinmedizin
Dokument erstellt am:07.11.2024
Dateien geändert am:07.11.2024
Promotionsantrag am:09.02.2024
Datum der Promotion:15.10.2024
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