Dokument: Der Gedächtnisvorteil für Belebtes gegenüber Unbelebtem: Eine Analyse der zugrundeliegenden kognitiven Mechanismen

Titel:Der Gedächtnisvorteil für Belebtes gegenüber Unbelebtem: Eine Analyse der zugrundeliegenden kognitiven Mechanismen
Weiterer Titel:The memory advantage for animate beings over inanimate objects: An analysis of the underlying cognitive mechanisms
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20240729-103716-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Komar, Gesa Fee [Autor]
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Dateien vom 23.07.2024 / geändert 23.07.2024
Beitragende: Bell, Raoul [Gutachter]
Prof. Dr. Buchner, Axel [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Der Begriff des Belebtheitseffekts bezieht sich auf den Gedächtnisvorteil für Wörter, die Belebtes bezeichnen, gegenüber Wörtern, die Unbelebtes bezeichnen. Belebtes besonders gut zu erinnern, könnte in unserer Evolutionsgeschichte adaptive Funktionen erfüllt haben. Die kognitiven Mechanismen, die dem Belebtheitseffekt zugrunde liegen, sind bislang jedoch ungeklärt. Die reichhaltige Enkodierung und die attentionale Priorisierung wurden bei der Entdeckung des Belebtheitseffekts als potenzielle kognitive Mechanismen vorgeschlagen und werden seitdem breit diskutiert. Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es, eine fundierte Bewertung der Beiträge dieser Mechanismen zum Belebtheitseffekt zu ermöglichen. Dem kognitiven Mechanismus der reichhaltigen Enkodierung zufolge werden belebte Wörter besser erinnert als unbelebte Wörter, weil belebte Wörter bei der Enkodierung besonders viele Ideen stimulieren, die als Abrufhinweise die freie Reproduktion der Wörter erleichtern. Dem kognitiven Mechanismus der attentionalen Priorisierung zufolge werden belebte Wörter besser erinnert als unbelebte Wörter, weil belebte Wörter Aufmerksamkeitsressourcen auf Kosten von unbelebten Wörtern beanspruchen. In den Experimenten 1.1 und 1.2 wurde die von diesen beiden kognitiven Erklärungsansätzen implizierte Annahme geprüft, dass dem Belebtheitseffekt eine detailliertere Erinnerung und keine erhöhte Vertrautheit belebter Wörter im Vergleich zu unbelebten Wörtern zugrunde liegt. Multinomiale Modellierungen der Qualität der Erinnerung belebter und unbelebter Wörter zeigten, dass der Belebtheitsstatus der Wörter nicht alle Prozesse, die den subjektiven Urteilen in der Remember-Know-Guess-Prozedur oder der objektiven Aufgabenperformanz in der Prozessdissoziationsprozedur zugrunde liegen, in gleichem Maße beeinflusst, sondern selektiv den Prozess der detaillierten Erinnerung. Um Schlussfolgerungen über die kausalen Beiträge einer reichhaltigeren Enkodierung von belebten Wörtern im Vergleich zu unbelebten Wörtern sowie einer attentionalen Priorisierung von belebten Wörtern auf Kosten von unbelebten Wörtern zum Belebtheitseffekt in der freien Reproduktion ziehen zu können, wurden die Reichhaltigkeit der Enkodierung und die Möglichkeit zur attentionalen Priorisierung experimentell manipuliert. Obwohl die Teilnehmenden spontan mehr Ideen zu belebten als zu unbelebten Wörtern berichteten, war der Belebtheitseffekt in keinem der Experimente 2.1 bis 2.4 in Bedingungen, die eine reichhaltige Enkodierung der Wörter fördern, größer als in Bedingungen, die eine reichhaltige Enkodierung der Wörter restringieren. Die Befunde liefern somit Evidenz gegen einen kausalen Beitrag des kognitiven Mechanismus der reichhaltigen Enkodierung zum Belebtheitseffekt. Obwohl die Möglichkeit zur attentionalen Priorisierung von belebten Wörtern auf Kosten von unbelebten Wörtern sowohl zum Zeitpunkt der Enkodierung als auch während des Aufrechterhaltungsprozesses und sowohl unter der Wirkung als auch unter dem Ausschluss intentionaler Lernstrategien manipuliert wurde, war der Belebtheitseffekt in keinem der Experimente 3.1 bis 3.3 in Bedingungen, die eine attentionale Priorisierung ermöglichen, größer als in Bedingungen, die eine attentionale Priorisierung nicht ermöglichen. Die Befunde liefern somit Evidenz gegen einen kausalen Beitrag des kognitiven Mechanismus der attentionalen Priorisierung zum Belebtheitseffekt. Die Annahme, dass dem Belebtheitseffekt der kognitive Mechanismus der reichhaltigen Enkodierung oder der kognitive Mechanismus der attentionalen Priorisierung zugrunde liegt, muss daher zurückgewiesen werden.

The animacy effect refers to the memory advantage for words denoting animate beings over words denoting inanimate objects. Remembering animate beings particularly well may have served adaptive functions in our evolutionary past. However, the cognitive mechanisms underlying the animacy effect have not yet been identified. Rich encoding and attentional prioritization were brought forward as potential cognitive mechanisms when the animacy effect was discovered and have since been widely discussed. The aim of the present dissertation is to provide a substantiated evaluation of the contributions of these mechanisms to the animacy effect. According to the cognitive mechanism of rich encoding, animate words are better remembered than inanimate words because animate words stimulate a particularly large number of ideas at encoding which serve as retrieval cues facilitating the free recall of the words. According to the cognitive mechanism of attentional prioritization, animate words are better remembered than inanimate words because animate words recruit attentional resources at the expense of inanimate words. In Experiments 1.1 and 1.2, the assumption implied by both of these cognitive accounts was tested that the animacy effect is driven by enhanced recollection but not by enhanced familiarity of animate words in comparison to inanimate words. Multinomial modeling of the quality of remembering animate and inanimate words showed that the animacy status of the words does not affect all processes underlying the subjective judgments in the remember-know-guess paradigm or the objective task performance in the process-dissociation procedure to the same extent but selectively affects the process of recollection. In order to draw conclusions about the causal contributions of a richer encoding of animate words in comparison to inanimate words and of an attentional prioritization of animate words at the expense of inanimate words to the animacy effect in free recall, the richness of encoding and the possibility for the attentional prioritization were experimentally manipulated. Although participants reported more ideas in response to animate than in response to inanimate words, in none of the Experiments 2.1 to 2.4 was the animacy effect larger in conditions that facilitate a rich encoding of the words than in conditions that restrict a rich encoding of the words. The findings thus provide evidence against a causal contribution of the cognitive mechanism of rich encoding to the animacy effect. Although the possibility for the attentional prioritization of animate words at the expense of inanimate words was manipulated both at the time of encoding and during the maintenance process and both under the effect and under the exclusion of intentional memorization strategies, in none of the Experiments 3.1 to 3.3 was the animacy effect larger in conditions that allow for an attentional prioritization than in conditions that do not allow for an attentional prioritization. The findings thus provide evidence against a causal contribution of the cognitive mechanism of attentional prioritization to the animacy effect. Hence, the assumption that the cognitive mechanism of rich encoding or the cognitive mechanism of attentional prioritization underlies the animacy effect has to be rejected.
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Allgemeine Psychologie und Arbeitspsychologie
Dokument erstellt am:29.07.2024
Dateien geändert am:29.07.2024
Promotionsantrag am:23.05.2024
Datum der Promotion:17.07.2024
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