Dokument: Behandlungsentscheidungen, Sterbeort und Vorausplanungsinstrumente sowie Konsistenz der Behandlungspräferenz mit der durchgeführten Behandlung von Bewohnerinnen und Bewohnern stationärer Pflegeeinrichtungen: eine Beobachtungsstudie unter dem Blickwinkel von Advance Care Planning
Titel: | Behandlungsentscheidungen, Sterbeort und Vorausplanungsinstrumente sowie Konsistenz der Behandlungspräferenz mit der durchgeführten Behandlung von Bewohnerinnen und Bewohnern stationärer Pflegeeinrichtungen: eine Beobachtungsstudie unter dem Blickwinkel von Advance Care Planning | |||||||
Weiterer Titel: | Treatment decisions, place of death, advance care planning instruments, and care consistency with care preference of residents of nursing homes: An observational study from the perspective of advance care planning | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=64193 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20231129-102606-0 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Götze, Kornelia [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Schmitten, Jürgen in der [Gutachter] Dr.med. Fangerau, Heiner [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | Advance Care Planning, Pflegeeinrichtungen, nursing homes, Übereinstimmung der Behandlung mit den Behandlungspräferenzen, care consistency with care preferences, goal concordant care, Hospitalisierung, hospitalisation, Patientenverfügung, advance directive, Vertreterverfügung, Notfallfestlegung, emergency order, POLST-E | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibungen: | Das Risiko lebensbedrohlicher Erkrankungen steigt mit zunehmenden Alter, Gebrechlichkeit und Komorbiditäten, was sich in höheren Raten lebenserhaltender Behandlungen zeigt; gleichzeitig werden die Erfolgschancen lebenserhaltender Maßnahmen geringer. Dem entspricht eine abnehmende Bereitschaft, Maßnahmen der Lebenserhaltung zuzustimmen, doch sind die Behandlungspräferenzen häufig nicht bekannt. Lebenserhaltende Behandlungen in Unkenntnis des Behandlungswillens zu verantworten, kann Angehörige traumatisieren und Behandlungsteams belasten. Vorausplanungsinstrumente (VP), die dem entgegenwirken sollen, sind in Deutschland etabliert, jedoch wenig wirksam. Das international etablierte Konzept des advance care planning (ACP), möchte hier ansetzen und wurde mit dem 2015 verabschiedeten § 132g SGB V erstmalig in Deutschland gesetzlich verankert. Um dessen Potential für die Beachtung von Patientenpräferenzen bei lebensbedrohlichen Erkrankungen im Setting der Pflegeeinrichtungen (PE) zu ermessen, ist eine aussagekräftige Beschreibung des Status quo von Behandlungsentscheidungen (BE) und der Behandlungskongruenz wünschenswert.
Ziele der vorliegenden Dissertation waren daher: 1) Beschreibung der Prävalenzen von BE (Hospitalisierungen, perkutanen endoskopischen Gastrostomien, Reanimationen) und des Sterbeorts, von VP (Patientenverfügung/Vertreterdokumentation, Notfallanordnungen, Vorsorgevollmachten und gesetzlichen Betreuungen) und spezifischen Kriterien dieser (Aktualität, Form, Herausgebende, Regelung von Krankenhauseinweisungen, Aussagekraft) sowie von präferenzkonsistenten Behandlungsentscheidungen in PE; 2) Darstellung des Trends von Vorausverfügungen in PE seit dem Patientenverfügungsgesetz (2009); 3) Analyse von Zusammenhängen zwischen VP bzw. Behandlungskonsistenz mit Einrichtungscharakteristika sowie Bewohnendenmerkmalen in PE. Als Datenbasis dienten die Baselinedaten (Quer- und Längsschnittstudie), der multizentrischen BEVOR-Studie, die von 09/2019-03/2023 in 44 PE durchgeführt wurde. Sie umfasste eine anonyme Vollerhebung (Stichtagserhebungen 04/2020-11/2020, N=4.350; Beobachtungszeitraum 04/2019-03/2020, N=7.762) sowie eine einwilligungsbasierte Teilerhebung (Stichtagserhebungen 06/2020-05/2021, N=892; Beobachtungszeiträume 3 Mo.). BE, VP und Behandlungskonsistenz wurden in relativen und absoluten Häufigkeiten dargestellt. Die Zusammenhänge von VP mit Einrichtungs-charakteristika wurden univariat (ANOVA, Kruskal-Wallis-Test o. Rangkorrelationsanalyse nach Spearman) und multivariat (ANCOVA o. neg. Binominalregression) und die Zusammenhänge von VP und Behandlungskonsistenz mit Bewohnendenmerkmalen multivariat (log. Regression) analysiert. 44 % (± 13 %) der Bewohner:innen verfügten über eine Patientenverfügung, 5 % (± 8 %) über eine Vertreterdokumentation, 3 % (± 7 %) über eine Notfallanordnung. In 5 % der 110 BE bei mit Einwilligungsunfähigkeit einhergehenden lebensbedrohlichen Ereignissen wurden die VP rückwirkend als aussagekräftig eingeschätzt. 63 % (± 22 %) hatten eine Vorsorgevollmacht und 22 % (± 17 %) eine gesetzliche Vertretung. Im Durchschnitt stammten die Dokumente aus dem Jahr 2014 und in den letzten zehn Jahren gab es einen Anstieg um den Faktor 2,6. Bei 15 % aller BE im Fall einer lebensbedrohlichen Entscheidung waren die Präferenzen der Bewohner:innen bekannt und wurden beachtet. Ein höherer skilled care care mix hatte einen positiven und mehr gesetzliche Betreuungen einen negativen Zusammenhang mit Vorsorgevollmachten auf Einrichtungsebene, während auf Bewohnendenebene das männliche Geschlecht und eine längere Verweildauer einen positiven Zusammenhang zeigten. Positive Zusammenhänge mit Patientenverfügungen konnten für das männliche Geschlecht und ältere Bewohner:innen auf Bewohnendenebene eruiert werden, wohingegen auf Einrichtungsebene nur ein in Planung befindliches Palliativkonzept einen Zusammenhang auf Vorausverfügungen zeigte. Vorausverfügungen und Vorsorgevollmachten erhöhten die Wahrscheinlichkeit für das Vorliegen des jeweils anderen Instruments. Es zeigt sich ein erhebliches Verbesserungspotenzial sowohl für die Verbreitung von VP als auch bei der Berücksichtigung wohlinformierter Patientenpräferenzen hinsichtlich der Behandlung in lebens-bedrohlichen Situationen. Um dies zu erreichen, kann eine verbesserte Entscheidungskultur im Sinne von shared decision making und eine Zunahme von aussagekräftigen und verlässlichen Dokumenten angestrebt werden, wie es das Ziel von ACP ist. Die Erreichung des Ziels sollte regelmäßig evaluiert werden; hierfür können die Ergebnisse dieser Arbeit methodische und inhaltliche Anregungen geben.The risk of life-threatening illness increases with age, frailty and comorbidities, as reflected in higher rates of life-sustaining treatment; simultaneously, the chances of successful life-sustaining treatments decline. This corresponds to a decreasing willingness to consent to life-sustaining treatments; however, the individual preference is often unknown. Being responsible for life-sustaining treatments without knowing a person’s preferences can traumatise relatives and burden healthcare teams. To counteract this, advance care planning (ACP) instruments have been established in Germany, but they lack effectiveness. The internationally established concept of ACP, aiming at addressing this, was legally anchored in Germany in 2015 (§ 132g Social Security Statutes, 5th book). To gauge its potential for addressing patient preferences in life-threatening illnesses in the setting of long-term care facilities, a meaningful description of the status quo of treatment decisions (TD) and care consistency with care preferences (3CP) is desirable. Accordingly, the aims of this dissertation were to: 1) describe the frequency of occurrence of the following features in German nursing homes residents: TD (hospitalisations, percutaneous endoscopic gastrostomies, resuscitations), (place of) death, ACP instruments (advance directives (AD) (by proxy), emergency directives, health care proxies, legal guardianships), specific criteria of ACP instruments (timeliness, form, publisher, regulation of hospitalisations, meaningfulness), and 3CP; 2) present the trend of the prevalence of ACP instruments in German nursing home residents since the German Living Wills Act (2009); 3) analyse associations between ACP instruments or 3CP with both facility and resident characteristics. Cross-sectional and longitudinal data from the observational study described here were collected as part of the baseline survey of a cRCT (BEVOR study: conducted from 09/2019-03/2023 in 44 nursing homes). It included an anonymous full survey (reporting date for cross-sectional data: 04/2020-11/2020, N=4,350; observation period for longitudinal data: 04/2019-03/2020; N=7,762) and a consent-based sub-survey (reporting date for cross-sectional data: 06/2020-05/2021, N=892; differing 3-month periods for longitudinal data). TD, ACP instruments and 3CP were presented in relative and absolute frequencies. Uni- (ANOVA, Kruskal-Wallis test, Spearman correlation coefficient) and multivariate (ANCOVA, neg. binominal regression) associations of ACP instruments with facility characteristics were determined, and associations of ACP instruments and 3CP with resident characteristics were elicited in multivariate logistic regression models. In total, 44 % (±13 %) of residents had ADs, 5 % (±8 %) ADs by proxy, and 3 % (±7 %) emergency directives. ACP instruments were retrospectively as part of the consent-based sub-servey assessed as being meaningful in 5 % of 110 life-threatening events with incapacity to consent. Sixty-three percent (±22 %) had a health care proxy, and 22 % (±17 %) a legal representation. On average, the ACP instruments were from 2014, and their rate increased by a factor of 2.6 annually since the German Living Wills Act (2009), compared with a preliminary study. Resident preferences were known and honoured in 15 % of all life-threatening TDs. A higher skilled care mix had a positive association and more legal guardians showed a negative association with the prevalence of ADs at facility level, whereas at resident level, male gender and longer length of stay showed a positive association. Positive associations with the presence of ADs were found for male gender and older residents at resident level whereas, at facility level, only the intention to implement a palliative concept showed a correlation. ADs (by proxy) and health care proxies increased the probability of occurrence of the other instrument. Significant potential for improvement exists both in the dissemination of ACP instruments and in knowing and honoring the well-informed patients’ care preferences in life-threatening situations. Consitent with the ACP goal, the results of this study suggests to improve shared decision-making and to increase the number of meaningful, reliable documents. To this end, progress towards the goal should be monitored by regular evaluations; this study contributes useful conceptual and methodological approaches. | |||||||
Lizenz: | ![]() Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät » Institute » Abteilung für Allgemeinmedizin | |||||||
Dokument erstellt am: | 29.11.2023 | |||||||
Dateien geändert am: | 29.11.2023 | |||||||
Promotionsantrag am: | 27.02.2023 | |||||||
Datum der Promotion: | 05.09.2023 |