Dokument: Optimierung und Individualisierung des Therapiemanagements bei COVID-19

Titel:Optimierung und Individualisierung des Therapiemanagements bei COVID-19
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20231030-090852-1
Kollektion:Publikationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Habilitation
Medientyp:Text
Autor:Dr. Jensen, Björn-Erik Ole [Autor]
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Dateien vom 26.10.2023 / geändert 26.10.2023
Stichwörter:COVID-19, SARS-CoV-2
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Zusammenfassung:
Mit Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie stellte das neue Krankheitsbild COVID-19 die klinisch tätigen Ärzte weltweit vor große Herausforderungen. Gerade die hohe Komplexität von COVID-19 in Verbindung mit den, in Wellen auftretenden, hohen Patientenzahlen brachte die Gesundheitssysteme vieler Länder an und über ihre Grenzen. Gleichzeitig ergaben sich eine Vielzahl dringlicher wissenschaftlicher Fragestellungen, die in den Jahren
2020-2022 in hohem Maß weltweit die wissenschaftliche Arbeit dominierten.
Die hier beschriebenen Arbeiten konnten einerseits einen Beitrag liefern, um die Risikofaktoren für einen schweren Verlauf für COVID-19 besser zu definieren und damit einen gezielteren Einsatz der gerade in den pandemischen Wellen nur in beschränktem Maß verfügbaren Überwachungs-, Therapie- und Präventionsmaßnahmen zu ermöglichen. Zum
anderen ist eine Kenntnis der Risikofaktoren unerlässlich, um bei Menschen mit einem erhöhten Risiko für einen schweren Verlauf bereits während der ersten Tage der SARS-CoV-2 Infektion eine antivirale Therapie einzuleiten und damit einen schweren Verlauf von COVID-19 deutlich weniger wahrscheinlich zu machen.
Gerade die Erkenntnis aus den hier vorgelegten Arbeiten und ähnlichen Veröffentlichungen anderer Arbeitsgruppen, dass die Risikofaktoren Adipositas, Diabetes und Bluthochdruck das Risiko einer COVID-19-bedingten Sterblichkeit auch bei jüngeren Patienten deutlich
erhöhen, veränderte sowohl die Indikationsstellung für antivirale Therapien in der Frühphase als auch die Strategien bei der Priorisierung von Risikogruppen im Rahmen der Impfkampagnen gegen SARS-CoV-2. Obwohl der Zusammenhang zwischen chronischer Inflammation, Adipositas und metabolischem Syndrom gut bekannt ist, war der in dieser
Arbeit und von anderen Gruppen beschriebene Einfluss dieser Risikofaktoren auf die Entwicklung der Folgeerkrankungen Long COVID/Post-COVID-Syndrom, bei deren Pathogenese Entzündungsprozesse nach unserem bisherigen Verständnis ebenfalls eine wichtige Rolle spielen, zumindest in seinem Ausmaß überraschend.
Die hier dargestellten Arbeiten zur Immunevasion von SARS-CoV-2 gegenüber monoklonalen Antikörpern im Kontext der Behandlung von Patienten mit Immundefizienz hatten einen wesentlichen Einfluss auf die Therapieregime, die wir während der SARSCoV-Pandemie eingesetzt haben. Die sowohl bei Bamlanivimab zu Beginn des Jahres 2021 als auch bei Sotrovimab während der frühen Omikron-Welle Anfang 2022 erhobenen Daten zu einer raschen Resistenzentwicklung gegenüber diesen wichtigen monoklonalen Antikörpern in einem hohen Anteil der behandelten Patienten mit Immundefizienz sind unter anderem in die Therapieempfehlungen der COVRIIN-Fachgruppe am Robert-Koch-Institut eingeflossen und wurden inzwischen von mehreren anderen Arbeitsgruppen bestätigt. Neben einer detaillierten Beschreibung der Resistenzmuster von Omikron-VOC
(BA.1 und BA.2) gegenüber Sotrovimab liefert die zweite Publikation zur Immunevasion nach monoklonaler Antikörper-Therapie, in der eine Verminderung des Risikos der Selektion resistenter viraler Varianten bei Patienten mit Immundefizienz und verlängerter Virusausscheidung bei einer Kombinationstherapie mit dem monoklonalen Antikörper Sotrovimab und dem Polymeraseinhibitor Remdesivir gezeigt werden konnte, dabei als eine
der ersten klinischen Arbeiten Hinweise auf mögliche Vorteile einer Kombinationstherapie von SARS-CoV-2 bei Patienten mit Immundefizienz.
Abschließend konnte der Einsatz der, in der Frühphase der Pandemie intensiv und auch kontrovers diskutierten, Therapie mit Rekonvaleszentenplasma näher beleuchtet werden.
Die Auswertung einer Kohorte am Universitätsklinikum Düsseldorf sowie der LEOSS-Kohorte bestätigte, passend zu unserem heutigen pathophysiologischen Verständnis der in Phasen verlaufenden Erkrankung COVID-19, dass Rekonvaleszentenplasma bei bereits schwer an COVID-19 erkrankten Patienten in der Spätphase des Krankheitsbildes mit im
Vordergrund stehender Dysregulation des Immunsystems und Hyperinflammation keinen klinischen Nutzen hat. Andererseits ist die Beobachtung, dass eine frühe Therapie mit Rekonvaleszentenplasma mit einer niedrigen Mortalität von COVID-19 assoziiert war, sehr gut mit den Daten aus größeren randomisierten Studien vereinbar, die diesen
Zusammenhang belegen konnten.
Zuletzt konnte in der LEOSS-Kohorte die Fragestellung beantwortet werden, ob im Rahmen von COVID-19, ähnlich wie bei der Influenza, bakterielle Superinfektionen eine hohe Bedeutung für die Mortalität bzw. den klinischen Verlauf haben. Da die Antibiotikabehandlung nicht mit einer geringeren Gesamtmortalität oder einer günstigen Beeinflussung des klinischen Verlaufs korrelierte, ist aufgrund dieser Daten der Einsatz von Antibiotika im Rahmen von COVID-19 nur bei klinischen, laborchemischen oder mikrobiologischen Hinweisen auf eine bakterielle Super- oder Koinfektion indiziert.
Quelle:s. Literaturverzeichnis in Habilitationsschrift
Lizenz:Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:30.10.2023
Dateien geändert am:30.10.2023
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