Dokument: Medizinische Versorgung von Menschen mit Foltererfahrung – Wirksamkeit eines Trainingsmoduls für medizinisches Personal

Titel:Medizinische Versorgung von Menschen mit Foltererfahrung – Wirksamkeit eines Trainingsmoduls für medizinisches Personal
Weiterer Titel:Medical care for people affected by torture - effectiveness of a training for medical personnel
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=63007
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20230628-104956-3
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Siegel, Sonja [Autor]
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Dateien vom 27.06.2023 / geändert 27.06.2023
Beitragende:Prof. Dr. Ritz-Timme, Stefanie [Gutachter]
Prof. Dr. Hugger, Alfons [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Da Folter weltweit verbreitet ist und viele Menschen, die nach Deutschland fliehen und hier Asyl beantragen, aus Ländern kommen, in denen von Folter berichtet wird, ist von einer relevanten Anzahl an Menschen mit Foltererfahrung unter den Geflüchteten auszugehen, wenngleich die genaue Prävalenz nicht sicher festzustellen ist. In vielen Fällen leiden Menschen, die gefoltert wurden, unter physischen und/oder psychischen Folgen, weshalb eine spezialisierte Gesundheitsversorgung notwendig ist. Zudem ergeben sich aus dem Foltererleben Rechte. Sowohl für die Gewährleistung der adäquaten medizinischen Versorgung als auch für die Inanspruchnahme von Rechten ist das frühzeitige Erkennen von Menschen mit Foltererfahrung notwendig. Dem Gesundheitspersonal kommt hier eine Schlüsselrolle zu. Dieses ist jedoch – ähnlich wie bei der allgemeinen Gewaltopferversorgung – mit Herausforderungen konfrontiert und muss speziell geschult werden.
Ziel der Untersuchung war zu prüfen, ob ein Training zu Folter und Folterfolgen zu mehr (subjektiver) Handlungssicherheit beim medizinischen Personal führt, wie dieses die eigene Rolle hinsichtlich der Versorgung von Menschen mit Foltererleben einschätzt und welche Schwierigkeiten bestehen (bleiben). Daher wurden insgesamt 11 Trainings mit 118 Teilnehmer:innen, vorwiegend in Aufnahme- und Unterbringungseinrichtungen für Geflüchtete, durchgeführt. Die Auswertung erfolgte mittels eines mixed method-Ansatzes, d. h. zum einen wurden Fragebögen quantitativ, zum anderen Antworten auf Reflexionsfragen
qualitativ unter Zuhilfenahme der Qualitativen Inhaltsanalyse ausgewertet.
Das medizinische Personal und die teilnehmenden Ärzt:innen bewerteten die eigene Rolle als wichtig. Die Handlungssicherheit in Bezug auf potentiell gefolterte Patient:innen stieg beim medizinischen Personal insgesamt signifikant an, bei den Ärzt:innen jedoch nicht. Als wesentliche Schwierigkeiten
wurden das knappe Zeitkontingent sowie die Sprachbarriere angegeben. Vor Durchführung der Trainings bestanden Unsicherheiten hinsichtlich der Kommunikation; diese Schwierigkeiten ließen sich durch die Trainings
minimieren. Strukturelle Schwierigkeiten bestehen nach wie vor und bedürfen politischer Lösungen. Eine weitere wichtige Erkenntnis bestand darin, dass interprofessionelle Ansätze Chancen für die Versorgung von Menschen mit Foltererfahrung bieten.

As torture exists worldwide and as many persons who flee to Germany to seek asylum come from countries wherefrom torture is reported, it is likely that there is a relevant number of persons with torture experience among the group of refugees. However, the exact prevalence is unknown. Many persons who
survived torture suffer from physical and/or psychological sequels. Therefore, a specific health care is needed. Moreover, torture survivors have rights concerning their asylum procedure. To guarantee appropriate health care and claiming of rights it is mandatory to identify affected persons early. In this
context, medical personnel plays a key role but is – similar to health care of patients who experienced violence in general, e. g. intimate partner violence - confronted with difficulties and need further qualification.
The aim of this study was to examine whether a training addressing torture and its sequels lead to more security in action of the medical personnel with regard to patients who had potentially been tortured and / or are potentially traumatized, how the medical personnel rate their own role and which difficulties exist for and after attending a training. Thus, 11 trainings with 118 participants were carried out. For evaluation, mixed methods were used: on the one hand, questionnaires were evaluated quantitatively, on the other hand answers of
reflective questions were evaluated qualitatively using Qualitative Content Analysis.
The medical personnel rated its own role as important. Security in action increased in the medical personnel in general but did not significantly increase in the subgroup of physicians. As relevant difficulties lack of time and barrier of language were named. Before attending the training, the participants felt
insecure with regard to communication. This difficulty was minimized through the training. Other problems require political solutions. Another important finding of the study is that interdisciplinary approaches between the different professions are value in guaranteeing an adequate health care.
Lizenz:Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Rechtsmedizin
Dokument erstellt am:28.06.2023
Dateien geändert am:28.06.2023
Promotionsantrag am:28.02.2023
Datum der Promotion:22.06.2023
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