Dokument: Longitudinale Untersuchung der neurodegenerativen Veränderungen der Retina bei Amyotropher Lateralsklerose

Titel:Longitudinale Untersuchung der neurodegenerativen Veränderungen der Retina bei Amyotropher Lateralsklerose
Weiterer Titel:Evolution of retinal morphology changes in amyotrophic lateral sclerosis
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=63006
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20230703-112353-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Teufel, Stefanie [Autor]
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Dateien vom 26.06.2023 / geändert 26.06.2023
Beitragende:Prof. Dr. med. Albrecht, Philipp [Gutachter]
Univ.- Prof. Dr. med. Guthoff, Rainer [Gutachter]
Stichwörter:Amyotrophe Lateralsklerose, ALS, Optische Kohärenztomographie, OCT
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Bei der Amyotrophen Lateralsklerose (ALS) handelt es sich um eine Erkrankung des motorischen Nervensystems, die durch die rasche, progrediente Degeneration des ersten und zweiten Motoneurons gekennzeichnet ist. Entwicklungstechnisch stellt die Netzhaut (lat. Retina) den periphersten Anteil des Zentralen Nervensystems dar, sodass die Untersuchung retinaler Strukturen eine Beurteilung der Krankheitsaktivität und des Verlaufes neurodegenerativer Erkrankungen ermöglicht.
Mit Hilfe der optischen Kohärenztomographie (OCT) können hochaufgelöste Querschnittsbilder der Retina erstellt werden, aus denen sich die Dicke und das Volumen der gesamten Netzhaut sowie der einzelnen Schichten ermitteln lassen. Nach Ausschluss ophthalmologischer und neurologischer Komorbiditäten untersuchten wir in einer retrospektiven, longitudinalen Studie bei 22 ALS-Patienten die Dicke der Netzhautschichten in makulären Volumen-Scans sowie einem peripapillären Ringscan mithilfe eines hochauflösenden Spectral-Domain-OCT-Gerätes in einem Beobachtungszeitraum von bis zu 16 Monaten im Vergleich zu 21 gesunden Kontrollprobanden. Zusätzlich analysierten wir für die ALS-Patienten, ob Korrelationen der retinalen Schichtdicken im Querschnitt und/oder Zusammenhänge zwischen deren Veränderungen im longitudinalen Verlauf mit klinischen Scores (modifizierte Rankin-Skala (mRankin), Barthel-Index, ALS-Functional Rating Scale (ALS-FRS)) bestehen.
Der Gruppenvergleich der retinalen Schichtdicken zum Zeitpunkt der Baseline-Untersuchung ergab für die ALS-Patienten signifikant reduzierte Schichtdickenwerte für die peripapilläre retinale Nervenfaserschicht (pRNFL, engl. peripapillary retinal nerve fibre layer), die Gesamtdicke im Bereich der Macula lutea (TMT, engl. total macular thickness), die Ganglienzellschicht (GCL, engl. ganglion cell layer) - mit der inneren plexiformen Schicht (IPL, engl. inner plexiform layer) zur GCIPL zusammengefasst - und die innere Körnerschicht (INL, engl. inner nuclear layer). Zum Zeitpunkt der Follow-up-Untersuchung konnten bei den Patienten für die pRNFL und die GCIPL ebenfalls signifikant dünnere Schichtdickenwerte festgestellt werden. Die longitudinale Analyse der durchschnittlichen Veränderungen der einzelnen Schichten zeigte für die ALS-Patienten für keine der Netzhautschichten eine signifikante Abnahme der Dicke über den Beobachtungszeitraum. Im Gegensatz dazu konnten bei den gesunden Kontrollen signifikante Schichtdickenreduktionen für die GCIPL und die INL im Verlauf detektiert werden. Der Vergleich der durchschnittlichen Schichtdickenveränderungen in μm pro Jahr zwischen den untersuchten Gruppen brachte keine signifikanten Ergebnisse hervor. Hinsichtlich der Abhängigkeiten der retinalen Schichtdicken mit den klinischen Scores zeigten sich in der Querschnittsanalyse zum Zeitpunkt der Baseline-Untersuchung jeweils signifikant negative Korrelationen der GCIPL und der INL mit der modifizierten Rankin-Skala. In einer longitudinalen Analyse korrelierte die annualisierte Änderungsrate der mRNFL signifikant positiv mit der ALS-FRS. Dies unterstützt die Hypothese, dass eine zunehmende Krankheits- und Behinderungsprogression mit einer Abnahme einzelner Schichtdicken einhergeht. Aufgrund der geringen Inzidenz und der raschen Progredienz der Erkrankung war es dennoch eine Herausforderung, eine repräsentative Anzahl an Patienten über einen längeren Zeitraum zu untersuchen. Zukünftige größere, longitudinale Studien mit einer höheren Fallzahl und/oder einem längeren Beobachtungszeitraum könnten möglicherweise Korrelationen zwischen retinalen Veränderungen und dem klinischen Verlauf bei ALS-Patienten ermöglichen.

Amyotrophic lateral sclerosis (ALS) is a disease of the motor nervous system that is characterized by rapid, progressive degeneration of the first and second motor neuron. Developmentally, the retina represents the most peripheral part of the central nervous system, so that the examination of retinal structures allows an assessment of disease activity and progression of neurodegenerative diseases.
Optical coherence tomography (OCT) can be used to obtain high-resolution cross-sectional images of the retina, from which the thickness and volume of the entire retina and its individual layers can be determined. After exclusion of ophthalmologic and neurologic comorbidities, we investigated the thickness of retinal layers in macular volume scans as well as a peripapillary ring scan using a high-resolution spectral-domain OCT device in 22 ALS patients during an observation period of up to 16 months compared with 21 healthy controls in a retrospective, longitudinal study. In addition, we analyzed the correlations between retinal layer thicknesses in cross-section and/or their changes in the longitudinal course and clinical scores (modified Rankin Scale (mRankin), Barthel-Index, ALS-Functional Rating Scale (ALS-FRS)) for the ALS patients.
Group comparison of retinal layer thicknesses at baseline revealed significantly reduced values for the ALS patients for the peripapillary retinal nerve fibre layer (pRNFL), the total macular thickness (TMT), the ganglion cell layer (GCL) - combined with the inner plexiform layer (IPL) to form GCIPL - and the inner nuclear layer (INL). At the time of follow-up, significantly thinner layer thicknesses for the pRNFL and GCIPL were also observed in the ALS patients. Longitudinal analysis of the changes in each layer showed no significant decrease in thickness over the observation period for any of the retinal layers for the ALS patients. In contrast, significant reductions for the GCIPL and INL were detected longitudinally in the healthy controls. Comparison of the thickness changes in μm per year between the studied groups did not yield significant results. Regarding the correlations between retinal layer thicknesses and clinical scores, a cross-sectional analysis at baseline showed significant negative correlations between the GCIPL and INL and the modified Rankin Scale. In a longitudinal analysis, a significant positive correlation between the annualized change rate of the mRNFL and the ALS-FRS was found. This supports the hypothesis that disease and disability progression is associated with a decrease in individual layer thicknesses. Nevertheless, due to the low incidence and rapid progression of the disease, it was challenging to study a representative number of patients over a longer period of time. Future larger, longitudinal studies with a higher number of cases and/or a longer observation period might allow correlations between retinal changes and clinical progression in ALS patients.
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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:03.07.2023
Dateien geändert am:03.07.2023
Promotionsantrag am:26.01.2023
Datum der Promotion:22.06.2023
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