Dokument: Die Rolle der Begleitperson in der hausärztlichen Sprechstunde aus Sicht von Patientinnen und Patienten mit einem türkischen Migrationshintergrund und ohne einen solchen im Vergleich. Eine explorative Studie.

Titel:Die Rolle der Begleitperson in der hausärztlichen Sprechstunde aus Sicht von Patientinnen und Patienten mit einem türkischen Migrationshintergrund und ohne einen solchen im Vergleich. Eine explorative Studie.
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20230530-132008-9
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Randerath, Franziska [Autor]
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Dateien vom 30.05.2023 / geändert 30.05.2023
Beitragende:Prof. Dr. Wilm, Stefan [Gutachter]
Dr.med. Fangerau, Heiner [Gutachter]
Stichwörter:· Arzt-Patient Beziehung · Begleitpersonen · Kultursensibilität · Familienmedizin · Familienmitglieder / Angehörige
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Zur Begleitung von Patientinnen und Patienten in deutschen, hausärztlichen Praxen existieren bisher keine Studien. Dabei zeigten Beobachtungen in einem hausärztlichen Praktikum, dass ein hoher Anteil der Patientinnen und Patienten begleitet zur hausärztlichen Sprechstunde erscheint; Patientinnen und Patienten mit türkischem Migrationshintergrund wurden dabei häufiger begleitet als zu behandelnde Personen ohne Migrationshintergrund. Ziel dieses Forschungsprojekts ist es, die Rollen und Motive für die Mitnahme einer Begleitperson sowie soziodemografische Daten der Patientinnen und Patienten und ihrer Begleitpersonen zu untersuchen, sowie die Häufigkeit einer Begleitung zu erfassen. Dabei werden Unterschiede zwischen Patientinnen und Patienten mit einem türkischen Migrationshintergrund und ohne einen solchen untersucht.
Nach einwöchiger Pilotierung erfolgte in einer sechswöchigen Erhebungsphase in sechs Praxen von Hausärztinnen und Hausärzten mit einem türkischen Migrationshintergrund und ohne einen solchen eine Befragung begleiteter Patientinnen und Patienten per leitfadengestütztes Kurzinterview. Einer Auswertung der Ergebnisse in Anlehnung an die qualitative Inhaltsanalyse nach Mayring folgte eine deskriptive Darstellung der Häufigkeiten.
Von allen im Erhebungszeitraum (n = 1155) erfassten Patientinnen und Patienten wurden 27 % (n = 309) begleitet. Patientinnen und Patienten mit türkischem Migrationshintergrund (n = 313) integrierten mit 47 % (n = 148) häufiger eine Begleitperson als Patientinnen und Patienten ohne Migrationshintergrund (n = 797) mit einer Begleitung in 19 % (n = 153) der Fälle. Von 309 begleiteten Patientinnen und Patienten wurden 124 interviewt, und 107 dieser Interviews fanden Eingang in die Auswertung. Die Analyse der soziodemografischen Daten der befragten Patientinnen und Patienten zeigte, dass diese überwiegend 18 bis 29 Jahre (vermehrt in der Gruppe mit türkischem Migrationshintergrund) oder 70 bis 79 Jahre alt (verstärkt in der Gruppe ohne Migrationshintergrund), weiblich und verheiratet waren. Die häufigsten Motive für die Mitnahme einer Begleitung waren der Wunsch nach einem Einbeziehen der Familie in das Krankheitsgeschehen, emotionale Unterstützung und Gewohnheit. Die Begleitpersonen stammten zu 95 % aus dem familiären Umfeld der Patientinnen und Patienten und wurden mehrheitlich als positiv (88 %) beschrieben.
Begleitete Patientinnen und Patienten mit einem türkischen Migrationshintergrund und ohne einen solchen unterscheiden sich zwar hinsichtlich ihres Alters, ihres Bildungsstands und der Beziehung zu ihrer Begleitperson, jedoch kaum in Bezug auf die genannten Motive und die positive Bewertung der Begleitung. Da die Begleitpersonen in beiden Gruppen überwiegend aus dem familiären Umfeld stammten, ergibt sich durch die Begleitung eine Chance für den familienmedizinischen Ansatz in der hausärztlichen Praxis. Die Begleitung von Patientinnen und Patienten in die Sprechstunde stellt ein in diesem Kontext relevantes Thema dar, das seitens der Hausärztinnen und Hausärzte als ein solches wahrgenommen werden sollte. Weiterer Forschungsbedarf besteht zu der Frage, wie sehr die Begleitung von Patientinnen und Patienten die ärztliche Konsultation beeinflusst und welche Potenziale oder Konflikte durch sie entstehen. Hierzu sollte auch die ärztliche Sichtweise erfasst werden. Eine weitere Differenzierung zwischen Patientinnen und Patienten mit einem türkischen Migrationshintergrund und ohne einen solchen erscheint hier als sinnvoll, da sich durch eine vertiefende Betrachtung der Gruppen Unterschiede prüfen lassen und die resultierenden Handlungsempfehlungen eine kultursensible Behandlung in der hausärztlichen Praxis fördern können.

There are currently no studies examining the accompaniment of patients in German general practitioner practices. Observations made during a GP internship have shown that a high proportion of patients attend the GP consultation accompanied. In particular, patients with a Turkish migration background are accompanied more frequently than those without a migration background. The aim of this research project is to investigate the roles and motives for bringing an accompanying person, collect sociodemographic data of the patients and their accompanying persons, and record the frequency of accompaniment. Differences between patients with and without a Turkish migration background will be investigated.
After a one-week pilot phase, a survey of accompanied patients with and without a Turkish migration background was conducted in six practices of general practitioners over six weeks using a guideline-based short interview. The results were evaluated according to Mayring's qualitative content analysis and presented by means of descriptive presentation of the frequencies.
Of all the patients recorded in the survey period (n = 1155), 27 % (n = 309) were accompanied. Patients with a Turkish migration background (n = 313) were accompanied by another person more frequently (47 %, n = 148) than patients without a migration background (n = 797), who were accompanied in 19 % (n = 153) of cases. Of 309 accompanied patients, 124 were interviewed, and 107 of these interviews were included in the analysis. The analysis of the sociodemographic data of the interviewed patients showed that they were predominantly 18 to 29 years old (more frequent in the group with Turkish migration background) or 70 to 79 years old (more frequent in the group without migration background), female, and married. The most common motives for bringing a companion were family involvement in the disease process, emotional support, and companionship out of habit. Overall, 95 % of accompanying persons came from the patient’s family environment, and their presence was mostly described as positive (88 %).
Accompanied patients with and without a Turkish migration background differed in terms of age, level of education, and relationship to their companion but hardly in terms of the motives mentioned and the positive evaluation of the accompaniment. Because the companions in both groups were predominantly from the family environment, this circumstance provides an opportunity for the family medicine approach to be implemented in family practices. Accompanying patients to consultations is a relevant topic in family practices, which should be taken into account by family physicians. Further research is needed to examine how much the accompaniment of patients influences the medical consultation as well as the potential benefits or conflicts that may arise as a result. For this purpose, the physician's perspective on accompaniment should also be considered. Further differentiation between patients with and without a Turkish migration background is also relevant in this context, as differences can be examined by further observation of the groups. Recommendations for actions derived from such research could improve culturally sensitive treatment in family practices.
Lizenz:Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Abteilung für Allgemeinmedizin
Dokument erstellt am:30.05.2023
Dateien geändert am:30.05.2023
Promotionsantrag am:10.12.2022
Datum der Promotion:16.05.2023
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