Dokument: Wandel des gesellschaftlichen Umgangs mit Totgeburten in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg

Titel:Wandel des gesellschaftlichen Umgangs mit Totgeburten in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20230411-141621-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Bartsch, Lisa Marie [Autor]
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Dateien vom 25.03.2023 / geändert 25.03.2023
Beitragende:Prof. Dr. Vögele, Jörg [Gutachter]
Univ.- Prof. Dr. med. Ruckhäberle, Eugen [Gutachter]
Dokumententyp (erweitert):Dissertation
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:2019 gab es 3180 Totgeburten in Deutschland. Ausgerechnet von dieser Zahl bedeutet dies im Jahr 2019 durchschnittlich neun Totgeburten pro Tag. Dennoch wurde bisher die Betrachtung des gesellschaftlichen Wandels im Umgang mit Totgeburten stark vernachlässigt. Die vorliegende Arbeit hat das Ziel die Forschungslücke zu schließen und Bezug auf die Bundesländer Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg zu nehmen. Diese wurden ausgewählt, da sich im Rahmen der Recherche zeigte, dass im Vergleich zu den anderen Bundesländern eine deutlich detailreichere und umfangreichere Datenlage vorhanden ist und damit eine präzisere Auswertung unterstützt wird.
Ein Wandel im gesellschaftlichen Umgang wird für diese Fragestellung durch folgende Kriterien identifiziert und bewertet:
- Rechtliche Aspekte - Medizinische Aspekte
- Soziale Aspekte - Statistik

Rechtliche Aspekte: Die Untersuchung der rechtlichen Aspekte zeigt einen deutlichen Wandel der Gesetzgebung hin zu einer Unterstützung der Betroffenen und Beteiligten. Das Namensrecht wurde so verändert, dass ab 1998 eine offizielle Namensvergabe ermöglicht wurde. Eine Änderung im Bestattungsrecht führte zu einer deutlich angemesseneren Behandlung von Totgeborenen.
Medizinische Aspekte: Auch wenn nur wenige Aktivitäten in dem Umfeld von Totgeburten belegt sind, zeigen diese eindeutig eine Entwicklung hin zu einer Unterstützung der Betroffen. Es gab in spezifischen Gebieten Forschungsansätze hinsichtlich der Klassifikationssysteme und der Ursachenforschung. Bis 1960 ist durch die Rhesus-D-Prophylaxe der Anteil an totgeborenen Feten deutlich gesunken. 1960 wurde die Wigglesworth-Klassifikation entwickelt um Ansätze zur Reduzierung der Anzahl an Totgeburten zu identifizieren.
Soziale Aspekte: Insbesondere in dem sozialen Bereich der Totgeburten zeigt sich deutlich die Hinwendung zum bewussten und dem empathischen Umgang mit Betroffenen. Die wesentliche Veränderung im sozialen Bereich manifestiert sich durch die Unterstützung der Eltern im Aufbau einer verstärkten Beziehung zu dem Kind. Erst seit 1980 unterstützt das medizinische Personal die Eltern aktiv ihr Kind anzusehen, anzufassen und auch Abschied von ihm zu nehmen.
Statistik: Auch im statistischen Bereich ist ein deutlicher Hinweis zum Wandel der Gesellschaft feststellbar, indem den Totgeburten mehr Aufmerksamkeit geschenkt wurde. Es wurde die Definition von Totgeburten erweitert und so mehr Totgeburten erfasst. Gleichzeitig ist festzustellen, dass aufgrund der statistisch nachweisbaren deutlichen Reduzierung der Totgeburten, ein vermeintliches sinken des Handlungsdruckes nicht stattgefunden hat und stattdessen ein deutlicher gesellschaftlicher Wandel stattgefunden hat.
Mit dieser Dissertation wurde eine Forschungslücke im Bereich der medizinhistorischen Forschung im Umfeld von Totgeburten geschlossen. Im Rahmen dieser Dissertation wurde erarbeitet und belegt, dass ein Wandel des gesellschaftlichen Umgangs mit Totgeburten stattgefunden hat. Dieser zeichnet sich von einer eher wegsehenden hin zu einer offenen, empathischen und unterstützenden Gesellschaft hin aus.

In 2019 there were 3180 stillbirths in Germany, this equals to nine stillbirths a day, on average. Nonetheless has the social change regarding stillbirths been heavily neglected so far. The following paper aims at closing the research gap and relates to the states North Rhine-Westphalia and Baden-Württemberg. These two states have been selected with the goal to describe an examination group that is as homogenous as possible with a high rate of stillbirths in comparison to other states.
For this question, a transformation of society will be identified and assessed based on the following criteria:
- Legal aspects - Medical aspects
- Social aspects - Statistics

Legal aspects: the examination of legal aspects shows a clear transformation of law towards more support for the people involved. The right to bear a name has been changed in a way that since 1998 officially naming the child became possible. A change in burial law resulted in a significantly more appropriate treatment of stillbirths.

Medical aspects: Even though little activities around stillbirths are evident, they show clear development toward supporting the people involved. In specific fields there have been research approaches regarding classification systems and root cause analysis. Until 1960, the rate of stillbirths has decreased significantly, due to the Rhesus-D-prophylaxis. In 1960 the Wigglesworth-Classification has been developed to identify approaches to reduce the number of stillbirths.

Social aspects: Especially in the social area of stillbirths a clear trend emerges towards dealing with the people involved more consciously and empathically. The key transformation in the social area manifests through the support of a stronger relationship with the child. Only since 1980 does the medical staff support parents actively to look at their child, touch it and take leave of it.

Statistics: In the statistics there is clear evidence for a transformation of society as well. The definition of stillbirths has been extended; therefore, more stillbirths have been recorded. Simultaneously, a potential decrease of pressure for action among society, due to the clear decrease in stillbirths, has not taken place. Despite this fact, a clear transformation of society has taken place.

With this thesis a research gap in the field of medical-historical research regarding stillbirths has been closed. Within the scope of this dissertation the transformation of society in dealing with stillbirths has been developed and documented. This is characterized by a shift from a rather avoiding society toward a more open, empathic and supportive society.

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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin
Dokument erstellt am:11.04.2023
Dateien geändert am:11.04.2023
Promotionsantrag am:12.12.0022
Datum der Promotion:23.03.0023
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