Dokument: Fremdaggressives Verhalten bei stationär behandelten Demenzerkrankten und Assoziation mit psychopathologischen Domänen

Titel:Fremdaggressives Verhalten bei stationär behandelten Demenzerkrankten und Assoziation mit psychopathologischen Domänen
Weiterer Titel:Aggressive behavior of inpatients with dementia and association with psychopathological domains
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20230403-091726-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Roemer, Carmen [Autor]
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Dateien vom 10.03.2023 / geändert 10.03.2023
Beitragende:PD Dr. med. Lange-Asschenfeldt, Christian [Gutachter]
Pentzek, Michael [Gutachter]
Beschreibungen:Nichtkognitive neuropsychiatrische Symptome bei Demenzerkrankungen können in allen Phasen des Krankheitsprozesses auftreten. Für fremdaggressives Verhalten (FAV) wird in der Literatur eine Prävalenz von 30 % in Pflegeheimen angegeben. Somit gehört FAV zum Alltag auf geschützten psychiatrischen Akutstationen und stellt eine hohe Belastung für die Patient / innen und Pflegekräfte dar.
Ziel der Arbeit war die Analyse von potenziellen Triggerfaktoren für FAV, um ggf. Prädiktoren ableiten zu können als Grundlage für zukünftige therapeutische und präventive Maßnahmen.
Methodisch erfolgte zum einen eine deskriptive Analyse von FAV bei Demenzpatient / innen auf zwei geschützten gerontopsychiatrischen Stationen hinsichtlich patienten-, umwelt- und krankheitsbezogener Einflussfaktoren, sowie situativer Auslöser, Art, Ziel und Konsequenzen des aggressiven Verhaltens mittels der revidierten Staff Observation Aggression Scale (SOAS-R).
Zum anderen wurden weitere neuropsychiatrische Symptome im Therapieverlauf mittels des Neuropsychiatrischen Inventars (NPI) erfasst und zum FAV in Beziehung gesetzt, um Assoziationen dieser Symptome untereinander aufdecken zu können. Mittels des NPI wurden 12 psychopathologische Domänen, u. a. „Wahn“, „Depressivität“ und „Angst“ in Bezug auf Häufigkeit, Schweregrad und Belastung für die Pflegekräfte operationalisiert.
Im Beobachtungszeitraum wurden N = 204 fremdaggressive Ereignisse bei N = 53 Patient / innen erfasst. Alter und Geschlecht hatten keinen signifikanten Einfluss auf Häufigkeit und Schweregrad der Vorkommnisse.
Bei 55 % der Patient / innen trat mehr als ein Ereignis auf. Am häufigsten fremdaggressiv waren Patient / innen mit mittelschwerer (62,7 %) Demenz.
Die Vorkommnisse ereigneten sich in den meisten Fällen in den Tagesräumen der Station (32 %) sowie in Patientenzimmern (22 %).
Bei höherer Anzahl von Mitarbeitenden im Dienst war die Gesamtereignisrate niedriger.
Die häufigsten Auslöser waren Verwehrung eines geäußerten Verlangens der Patient / innen (26,4 %) oder Wehrigkeit bei Pflegeintervention (22,6 %).
Formen der Aggression waren meist Schlagen oder Kneifen (71,7 %). In der überwiegenden Anzahl der Fälle waren Mitarbeitende (79,3 %) Opfer der Gewalt.
In der untersuchten Population korrelierte FAV signifikant mit den operationalisierten Symptomen „Reizbarkeit“, „Enthemmung“, „Angst“ sowie „motorischer Unruhe“, „Euphorie“ und „Wahn“.
Aggressionsbegünstigende Faktoren scheinen Örtlichkeiten mit höherer Personendichte und Lärm sowie relativer Personalmangel und vorangegangenes fremdaggressives Verhalten zu sein.
„Reizbarkeit“, „Enthemmung“ und „Angst“ sowie „motorische Unruhe“, „Wahn“ und „Euphorie“ als psychopathologische Domänen tragen ein besonderes Risiko und sollten daher ggf. präventiv behandelt werden.

Non-cognitive neuropsychiatric symptoms in dementia can occur in all phases of the disease process. An incidence of 30-50 % is reported in the literature for aggressive behavior (AB). AB is therefore part of everyday life in sheltered psychiatric acute wards and poses a significant burden for patients and caregivers.
The aim of this work was the analysis of potential trigger factors for AB to be able to derive predictors as the basis for future therapeutic and preventive measures.
Therefore, a descriptive analysis of AB in dementia patients was carried out on two protected psychogeriatric wards with regard to patient-, environmental- and disease-related influencing factors, as well as situational triggers, type, goal and consequences of the AB using the revised form of the Staff Observation Aggression Scale-Revised (SOAS-R).
Furthermore, prominent neuropsychiatric symptoms in the course of therapy were recorded using the Neuropsychiatric Inventory (NPI) and related to AB in order to detect possible associations between these symptoms. By means of the 12 psychopathological domains of the NPI, i. e. delusion, depression or anxiety, checked in terms of frequency, severity and stress for the caregiver.
During the observation period, N = 204 aggressive events were recorded by N = 53 patients. Age and gender had no significant impact on the frequency and severity of the events.
55 % of patients caused more than one event. Patients with moderately severe (62,7 %) dementia were most often aggressive.
In most cases, the events occurred in the day rooms of the ward (32 %) and in patient rooms (22 %).
The overall event rate was lower when staff count was high.
The most frequent triggers were refusal to a patient's request (26,4 %) or nursing intervention (22,6 %).
Forms of aggression were mostly hitting or pinching (71,7 %). In the vast majority of cases violence was directed towards staff (79,3 %).
In the examined population, AB correlated significantly with the symptoms of irritability, disinhibition, anxiety, as well as motor restlessness, euphoria, and delusion.
Aggressive factors seem to be locations with a higher density of people and noise, as well as relative staff shortages and previous AB.
Irritability, disinhibition and fear, as well as motor restlessness, delusion and euphoria as psychopathological domains carry a special risk and should therefore be addressed preventively.
Lizenz:Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:03.04.2023
Dateien geändert am:03.04.2023
Promotionsantrag am:12.05.2022
Datum der Promotion:14.02.2023
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