Dokument: Charakterisierung der Krankheitsprogression von Patienten mit myelodysplastischen Syndromen

Titel:Charakterisierung der Krankheitsprogression von Patienten mit myelodysplastischen Syndromen
Weiterer Titel:Characterization of disease progression in patients with myelodysplastic syndromes
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20221215-113535-2
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Köhler, Marie-Helen [Autor]
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Dateien vom 11.12.2022 / geändert 11.12.2022
Beitragende:Prof. Dr. Germing, Ulrich [Gutachter]
Univ.- Prof. Dr. med. Ruckhäberle, Eugen [Gutachter]
Stichwörter:Myelodysplastische Syndrome, MDS, Hämatologie, Onkologie, Dysplasie, Zytopenie, Krankheitsprogression,
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Myelodysplastische Syndrome (MDS) sind häufige Erkrankungen des blutbildenden Systems, die
durch Folgen von Differenzierungsstörungen des Knochenmarks auffallen. Die Erkrankung kommt
mit zunehmendem Alter vermehrt vor und ihre Entstehung ist häufig unklar. Bei Erstdiagnose
zeigen Patienten unterschiedliche, meist unspezifische Symptome wie eine Anämie, eine Infektoder eine Blutungsneigung. Die Krankheitsverläufe sind unterschiedlich und reichen von langzeitig
stabilen Verläufen über prognostisch ungünstigere Verläufe mit einer schnellen
Krankheitsprogression bis hin zur Entwicklung einer akuten myeloischen Leukämie (AML). Die
Prognose der MDS-Patienten hängt von verschiedenen Krankheitscharakteristika, wie z.B.
Blutbildparameter, dem Karyotyp oder der Blastenzahl im Knochenmark ab. Diese Parameter sind
signifikant mit dem Gesamtüberleben und der AML-Progressionsrate assoziiert. Es existieren
jedoch nur wenige Daten, die eine Krankheitsprogression zu einem prognostisch ungünstigeren
high-risk-MDS-Subtyp beschreiben und solche Verläufe von längerfristig stabilen low-risk-MDSSubtypen differenzieren. Ziel der Arbeit war es diese Verläufe genauer zu charakterisieren und
Risikofaktoren für eine solche Krankheitsprogression zu identifizieren.
Basierend auf den Daten des Düsseldorfer MDS-Registers führte ich eine retrospektive Analyse der
Daten von 1497 MDS-Patienten in Hinblick auf den Subtyp laut Einteilung der
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die Risikokategorie gemäß International Prognostic
Scoring System Revised (IPSS-R) durch. Die Datenerhebung und Auswertung erfolgte mit Hilfe des
Statistikprogramms IBM Statistical Package for the Social Sciences (SPSS), Ergebnisse mit p<0,05
wurden als statistisch signifikant erachtet. Nach einem medianen Follow-up von 26 Monaten
zeigten insgesamt 28,5 % der Patienten einen Krankheitsprogress zu einem prognostisch
ungünstigeren MDS-Subtyp, ein AML-Übergang fand bei 30,6 % der Patienten statt.
Ein Krankheitsprogress innerhalb des MDS hatte vor allem für Niedrigrisikopatienten eine
prognostische Relevanz, bei Hochrisikopatienten mit ohnehin schlechter Prognose hatte ein
Krankheitsprogress keinen zusätzlichen prognostischen Einfluss. In der multivariaten Analyse
bestätigte sich die Bedeutung der bekannten prognostischen Parameter (Blasten im Knochenmark,
Karyotyp, Blutbildparameter), wobei insbesondere der Karyotyp für den Krankheitsprogress
relevant war. Ein AML-Übergang hatte für alle Patienten den größten negativen Einfluss auf das
Gesamtüberleben. Infektionen waren die häufigste Todesursache sowohl bei Patienten mit als auch
ohne Krankheitsprogress (33,5 % und 26,2 %). Bei Patienten ohne Krankheitsprogress fand sich in
9,8 % der Fälle keine krankheitsassoziierte Todesursache.
Die Ergebnisse der Studie sind bedeutsam, da sowohl die deutsche als auch die weltweite
Population immer älter wird und somit von weiter steigenden Inzidenzen der MDS-Erkrankung
auszugehen ist. Außerdem gibt es in der Literatur bisher wenige Arbeiten, die den Krankheitsverlauf
hinsichtlich einer Krankheitsprogression untersuchten, meist wurde der Verlauf hinsichtlich des
AML-Übergangs oder das Gesamtüberleben analysiert. Erstmalig ließ sich zeigen, dass eine
Risikobewertung zur Prognoseeinschätzung im Verlauf bedeutsam ist und mit Einschränkungen
anhand des IPSS-R erfolgen kann. Anhand dieser Zusammenhänge ist zu diskutieren, ob man so bei
Patienten, die eigentlich keine intensive Therapie erhalten hätten eine solche nun überhaupt oder
früher als bisher in Erwägung ziehen sollte.

Myelodysplastic syndromes are common disorders of the hematopoietic system which can become
symptomatic due to consequences of disrupted differentiation of the bone marrow cells. These
diseases become more frequent with older age and their origin is often unknown. At diagnosis most
patients show unspecific symptoms like anemia, increased bleeding, or an increased susceptibility
to infection. The course of the disease differs from a long-term stable disease to a rapidly
progressing disease and AML evolution. The prognosis of patients with myelodysplastic syndromes
(MDS) depends on several disease characteristics as cell counts of the peripheral blood, cytogenetic
findings, and the bone marrow blast count, respectively. These parameters have shown a clear
association with overall survival rates and the rates of AML progression. However, there exists only
little data on the frequency of disease progression to an unfavorable MDS-subtype. The purpose of
this study was to characterize these disease progressions and to identify risk factors.
Based on the Düsseldorf MDS-registry, I retrospectively analyzed the course of disease of 1497
MDS-patients regarding WHO subtype and IPSS-R risk category. Data acquisition and analysis was
performed by using IBM statistical package for the social sciences (SPSS), results with p < 0,05 were
regarded as statistically significant. After a median follow-up of 26 months, 28,5 % of patients
presented a progression of their disease towards an unfavorable MDS-subtype. An AML evolution
occurred in 30,6 % of patients.
Beside AML evolution, MDS progression had a significant impact on prognosis, especially for lower
risk patients, as higher risk patients had a worse prognosis anyway and therefore no additional
decline in prognosis was registered after a disease progression in this group. The multivariate
analysis validated the importance of the known prognostic parameters (marrow blast count,
cytogenetics, cytopenias) indicating that cytogenetics had the biggest impact on disease
progression. An AML evolution had the biggest negative impact on overall survival for all patients.
Fatal infections were the most frequent cause of death in patients both with and without MDSprogression (33,5 % and 26,2 %, respectively). In those patients without MDS-progression notdisease-related causes of death were found in 9,8 % of cases.
Our findings are of importance as the German as well as the worldwide population keeps on aging
and therefore a rising incidence of myelodysplastic syndromes is to be expected. Furthermore,
there is only little other research with a focus on MDS disease progression. Other researchers
focused on disease progression to AML or overall survival in their analyses. We could show as one
of the first that a reoccurring risk assessment is relevant and that the IPSS-R can be used to do so
with few limitations. In this context it is to be discussed whether patients, that would not have been
considered for intensified therapy should be getting the option for treatment sooner.
Lizenz:Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:15.12.2022
Dateien geändert am:15.12.2022
Promotionsantrag am:04.08.2022
Datum der Promotion:01.12.2022
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