Dokument: Der Zusammenhang von zerebraler Kortexdicke und kognitiven Defiziten bei Patienten mit progressiver supranukleärer Blickparese

Titel:Der Zusammenhang von zerebraler Kortexdicke und kognitiven Defiziten bei Patienten mit progressiver supranukleärer Blickparese
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20221125-105845-9
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Salewski, Leona Kristin [Autor]
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Dateien vom 18.11.2022 / geändert 18.11.2022
Beitragende:Prof. Dr. Schnitzler, Alfons [Gutachter]
Prof. Dr.med. Dr.rer.pol. Caspers, Svenja [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:In dieser Arbeit werden die Ergebnisse meiner am Zentrum für Bewegungsstörungen und Neuromodulation der Klinik für Neurologie der Universität Düsseldorf durchgeführten Studie bezüglich des Zusammenhangs von kortikaler Dicke und kognitiven Defiziten bei Patienten mit progressiver supranukleärer Blickparese (PSP) dargelegt.
Die PSP ist eine Erkrankung aus dem Spektrum der neurodegenerativen Bewegungsstörungen und zählt zu den atypischen Parkinsonsyndromen. Sie ist nach dem Morbus Parkinson die häufigste neurodegenerative Bewegungsstörung und fällt durch die klassischen motorischen Symptome der namensgebenden supranukleären Blickparese, posturale Instabilität mit vermehrten Stürzen und ein akinetisch-rigides Parkinsonsyndrom auf. Neben diesen motorischen Störungen kommt es bei der PSP auch zu verschiedenen nicht-motorischen Symptomen. Unter anderem können bei der PSP erhebliche kognitive Dysfunktionen auftreten. Diese wurden in der Vergangenheit häufig unter dem Terminus der subkortikalen Demenz zusammengefasst. Allerdings gibt es durch verschiedene Forschungsarbeiten heute bereits konkrete Hinweise auf eine kortikale Beteiligung bei der Pathogenese der PSP und einen möglichen Einfluss des zerebralen Kortex auf die kognitiven Funktionen von PSP-Patienten. In dieser Arbeit wurde daher die Messung der kortikalen Dicke einerseits und die Messung der kognitiven Defizite von PSP-Patienten andererseits in den Fokus gerückt, diese wurden anschließend miteinander korreliert. Die Messung der kortikalen Dicke erfolgte an zerebralen MRT-Bildern oberflächenbasiert mittels der öffentlich zugänglichen Software FreeSurfer. Mit Hilfe der Software wurde der zerebrale Kortex in verschiedene definierte Segmente eingeteilt, von welchen anschließend eine automatisierte Berechnung ihrer jeweiligen Dicke erfolgte. Die objektive Messung der kognitiven Dysfunktion wurde mittels der Mattis Dementia Rating Scale (MDRS) durchgeführt, welche verschiedene kognitive Funktionen wie beispielsweise Gedächtnis und Konzentration prüft. Dabei wurde eine Kohorte von 24 PSP-Patienten mit alters- und geschlechtsentsprechenden gesunden Kontrollprobanden verglichen. Anschließend erfolgte eine statistische Korrelation der signifikant atrophierten Kortexareale mit den signifikant verschlechterten MDRS-Feldern bei PSP-Patienten.
Es stellte sich heraus, dass vor allem frontale und temporale Areale des zerebralen Kortex bei PSP-Patienten eine signifikante Atrophie zeigen. Gleichzeitig konnten im MDRS-Gesamtscore, sowie mehreren untergeordneten Kategorien, welche die Konzentration, verbale Fähigkeiten und Exekutivfunktionen bewerten, signifikant schlechtere Punktwerte bei PSP-Patienten festgestellt werden. In der Korrelationsanalyse zeigten sich die Areale des entorhinalen Kortex, des Isthmus cinguli, des superior-frontaler Kortex, des lateralen und medialen orbitofrontalen Kortex und des mittleren temporalen Kortex auf der linken Hemisphäre sowie des mittleren temporalen Kortex und der Pars Opercularis des inferior-frontalen Kortex auf der rechten Hemisphäre betroffen.
Diese Areale sind allesamt im frontalen und temporalen zerebralen Kortex gelegen und erfüllen verschiedene Funktionen im Bereich der Exekutivfunktionen, der verbalen Fähigkeiten und des semantischen Gedächtnis sowie in der Informationsverarbeitung auf höheren kognitiven Ebenen. Diese Ergebnisse passen insgesamt gut zu den klinisch beobachteten Defiziten der PSP-Patienten, beispielsweise Konzentrationsschwierigkeiten, Schwächen im verbalen Bereich und exekutive Dysfunktionen. Die hier präsentierten Ergebnisse lassen darauf schließen, dass die kognitiven Defizite bei PSP-Patienten sich keinesfalls auf den Terminus der subkortikalen Demenz herunterbrechen lassen. Im Gegenteil legen die Studienergebnisse eine erhebliche Beteiligung des Kortex bezogen auf den kognitiven Abbau von PSP-Patienten nahe und lassen den Schluss zu, dass die Pathogenese der kognitiven Dysfunktion bei der PSP ein sehr komplexer Vorgang im Zusammenspiel zwischen kortikalen und subkortikalen Strukturen ist, welcher unbedingt einer weiteren Erforschung bedarf.

This paper presents the results of my study regarding the association of cortical thickness and cognitive deficits in patients with progressive supranuclear palsy (PSP).
PSP is a disorder belonging to the spectrum of neurodegenerative movement disorders and is classified as an atypical Parkinson's syndrome. It is the most common neurodegenerative movement disorder after Parkinson's disease and is characterized by classical motor symptoms as the palsy of gaze, increased postural instability with the tendency of falling and an akinetic-rigid parkinsonian syndrome. In addition to these motor disturbances, PSP also presents with various non-motor symptoms. Among others, significant cognitive dysfunction can occur in PSP. In the past, these were often grouped under the term subcortical dementia. However, several research papers have already provided concrete evidence for cortical involvement in PSP and a possible cortical influence on cognitive dysfunctions in PSP patients. Therefore, in this work, the influence of cortical thickness to cognitive dysfunction in PSP-Patients was studied by measuring the cortical thickness on the one hand and the measuring the cognitive decline on the other hand and then correlating these two parameters.
Cortical thickness was measured on cerebral MRI images in a surface-based manner using the publicly available FreeSurfer software. The software was used to divide the cerebral cortex into different segments, from which an automated calculation of the respective thickness was subsequently performed. For objective measurement of cognitive dysfunction, I relied on the Mattis Dementia Rating Scale (MDRS), which tests various cognitive functions such as memory and concentration. A cohort of 24 PSP patients was compared with age- and sex-matched healthy control subjects. Subsequently, a statistical correlation of significantly atrophied cortex areas with significantly worsened MDRS scores in PSP patients was performed.
It turned out that especially frontal and temporal areas of the cerebral cortex showed significant atrophy in PSP patients. At the same time, significantly worse scores in PSP patients in the MDRS total score could be found, as well as in several subscores assessing concentration, verbal skills, and executive functions. In the correlation analysis, the areas of the entorhinal cortex, isthmus cinguli, superior-frontal cortex, lateral and medial orbitofrontal cortex, and middle temporal cortex in the left hemisphere, as well as the middle temporal cortex and pars opercularis of the inferior-frontal cortex in the right hemisphere, were shown to be affected.
These areas are all located in the frontal and temporal cerebral cortex and are known for performing various functions for executive functions, verbal skills, and semantic memory, as well as in information processing at higher cognitive levels. Overall, these results fit well with the clinically observed deficits of PSP patients, such as concentration difficulties, weaknesses in the verbal domain, and executive dysfunctions. These results suggest that the cognitive deficits in PSP patients can by no means be reduced to the term of “subcortical dementia”. On the contrary, the observations suggest a large involvement of the cerebral cortex in the cognitive symptoms of PSP patients and suggest that the pathogenesis of cognitive dysfunction in PSP patients is a very complex process with interaction between cortical and subcortical structures, which definitely requires further research.
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Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:25.11.2022
Dateien geändert am:25.11.2022
Promotionsantrag am:10.07.2022
Datum der Promotion:15.11.2022
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