Dokument: Die Säkularisation im Herzogtum Berg

Titel:Die Säkularisation im Herzogtum Berg
Weiterer Titel:Secularisation in the Duchy of Berg
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20221024-101441-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor:M.A. Kunze, Mike [Autor]
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Dateien vom 10.10.2022 / geändert 10.10.2022
Beitragende:Prof. Dr. Landwehr, Achim [Gutachter]
Prof. Dr. Nonn, Christoph [Gutachter]
Stichwörter:Säkularisation, Berg, Augustiner, Karmeliter, Franziskaner, Kapuziner, Minoriten, Augustiner, Benediktiner, Jesuiten, Kreuzherren, Prämonstratenser, Kanoniker, Zisterzienser, Kanonissen, Ursulinen, Coelestinerinnen, Cellitinnen, Karmeliterinnen, Pützchen, Rösrath, Düsseldorf, Hardenberg, Wipperfürth, Benrath, Kaiserswerth, Lennep, Seligenthal, Siegburg, Ratingen, Bödingen, Oberpleis, Beyenburg, Dünnwald, Altenberg, Düsselthal, Heisterbach, Gerresheim, Gräfrath, Merten, Rath, Saarn, Zissendorf
Dewey Dezimal-Klassifikation:900 Geschichte und Geografie » 940 Geschichte Europas
Beschreibungen:Die Säkularisation im Herzogtum Berg

von Mike Kunze

Die Aufhebung der Klöster, Stifte, Kongregationen, Abteien und Konvente des Herzogtums Berg in den Jahren ab 1802/03 sorgte in dem rechtsrheinischen Territorium für einen massiven Umbruch, der sowohl den Staat als auch die knapp 600 Regularkleriker männlichen und weiblichen Geschlechts, aber eben auch die davon Abhängigen – darunter vor allem Familiaren, Dienstboten und Pächter – betraf.
Aus der Erarbeitung der Einzelfälle ergibt sich daran anschließend die Betrachtung der Säkularisation als allgemeiner Vorgang, der auch mit Säkularisationen in anderen deutschen Territorien und dem französisch besetzten Linksrheinischen verglichen wird. Erstaunlich ist dabei die deutliche Diskrepanz zwischen den Vorgängen in Bayern und im bayerischen Nebenland Berg, die so nicht zu vermuten waren.
Ebenso waren im Gefolge der Klosteraufhebungen auch Gottesdienst, Schulunterricht und Armenfürsorge vor Ort von den Vorgängen massiv betroffen, wobei der Staat im Rahmen der notwendigen Reorganisation oft genug auf gerade die Geistlichen zurückgreifen musste, die eigentlich ausgeschaltet werden sollten – nämlich die Mendikanten. Diesen wird ein besonderes Interesse gewidmet, waren mit ihnen doch auch die vier Zentral- und Sammelklöster verbunden, die zum Teil noch bis in die 1840er Jahre hinein bestanden.
Auch die Frauenkonvente verdienen eine genauere Betrachtung, da ihnen aus verschiedensten Gründen ein zum Teil recht langes Fortbestehen beschert war. Dies lag nicht nur an der Tätigkeit in Unterricht und Krankenpflege oder der Reformierung hin zum Versorgungs-institut von Töchtern der höheren Beamtenschaft und Militärführung, sondern auch schlicht an der Armut, die eine Pensionierung nur unter hohen Kosten für den Fiskus ermöglicht hätte. Den Frauen musste sonst eine dem geistlichen Stand angemessene Versorgung aus der Pension heraus möglich sein, während besonders den männlichen Mendikanten ausdrücklich zugemutet wurde, sich durch geistliche Verrichtungen das Lebensnotwendige zur unzureichenden Pension hinzuzuverdienen.
Zudem ergibt sich der Eindruck, dass auch innerhalb der bergischen Beamtenschaft die Klosteraufhebung bei weitem nicht nur Unterstützer, sondern oft genug auch Bremser gefunden hat, es aber eben auch Regularkanoniker gab, die tatkräftige Unterstützer waren und sich etwa in der Güterverwaltung einbrachten, während einige Gemeinschaften und deren Oberhäupter offenbar noch eine Chance auf einen späteren Fortbestand sahen und diesen – letztlich aber erfolglos – nach Kräften zu befördern versuchten.
Insgesamt weisen die Folgen der Klosteraufhebung, die im Herzogtum Berg – dem eigentlichen zeitlichen und räumlichen Rahmen dieser Arbeit – weit über das Jahr 1806, also den Übergang des Herzogtums in französische Hände, hinaus. So waren mit den Herrschaftswechseln auch Wechsel im Umgang etwa mit den säkularisierten Gütern verbunden, so dass Nutznießer auf staatlicher Seite vielmehr das französisch und preußisch beherrschte Großherzogtum Berg als das bayerische Herzogtum gewesen ist.
Auch müssen althergebrachte Vorurteile, die sich besonders auf den Umgang mit den Besitzungen der aufgehobenen Institute vom Kirchenschatz über Bibliotheken bis zum Pachtgut oder Gerechtsam ganz oder teilweise revidiert, beziehungsweise in einen genaueren zeitlichen Rahmen und damit eine klare Verantwortlichkeit eingeordnet werden.

Secularisation in the Duchy of Berg

von Mike Kunze

The dissolution of the 34 monasteries, foundations, congregations, abbeys and convents in the years from 1802/03 onwards caused a massive upheaval in the territory on the right bank of the Rhine, which affected both the state and the almost 600 male and female regular clergy, but also those who depended on them – including above all familiars, servants and landholder.
The elaboration of the individual cases then leads to a consideration of secularisation as a general process, which is also compared with secularisations in other German territories and the French-occupied left bank of the Rhine. What is astonishing is the clear discrepancy between the processes in Bavaria and in the Bavarian duchy Berg, which were not to be expected in this way.
Likewise, in the wake of the abolition of the monasteries, local church services, schooling and care for the poor were also massively affected by the events, whereby the state often had to fall back on the very clergy who were actually supposed to be eliminated – namely the Mendicants – as part of the necessary reorganisation. They are of particular interest, as the four central and collective monasteries, some of which still existed into the 1840s, were also connected to them.
The women's convents also deserve a closer look, as they were able to continue to exist for a variety of reasons, some of them quite long. This was not only due to the activity in teaching and nursing or the reformation into a pension institute for daughters of the higher civil service and military leadership, but also simply due to poverty, which would have made retirement possible only at great cost to the treasury. Otherwise, women had to be able to provide for themselves out of their pensions in a manner appropriate to their clerical status, while male mendicants in particular were expressly expected to earn the necessities of life in addition to their insufficient pensions through clerical activities.
In addition, the impression arises that the abolition of the monastery found not only supporters but often enough brakemen within the Bergisch civil service, but that there were also regularcanons who were active supporters and were involved in the administration of estates, for example, while some communities and their leaders apparently still saw a chance for a later continuation and tried – ultimately but unsuccessfully – to promote this to the best of their ability.
Overall, the consequences of the abolition of the monasteries in the Duchy of Berg – the actual temporal and spatial framework of this work – go far beyond the year 1806, the transfer of the Duchy into French hands. The changes of rule were also connected with changes in the handling of the secularised estates, for example, so that the beneficiaries on the state side were rather the French- and Prussian-controlled Grand Duchy of Berg than the Bavarian Duchy.
Traditional prejudices, especially regarding the handling of the properties of the abolished institutes, from church treasures to libraries to leased property or Gerechtsam, must also be revised in whole or in part, or placed in a more precise temporal framework and thus a clear responsibility.
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Bezug:1773-1815
Fachbereich / Einrichtung:Philosophische Fakultät » Historisches Seminar » Lehrstuhl für Geschichte der Frühen Neuzeit (VIII)
Dokument erstellt am:24.10.2022
Dateien geändert am:24.10.2022
Promotionsantrag am:01.03.2022
Datum der Promotion:12.09.2022
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