Dokument: Geburtseinleitung an der Universitätsfrauenklinik Düsseldorf – Welche Bedeutung hat der Wehencocktail?

Titel:Geburtseinleitung an der Universitätsfrauenklinik Düsseldorf – Welche Bedeutung hat der Wehencocktail?
Weiterer Titel:Labor induction at the maternity clinics of University hospital Düsseldorf - Which role does the labor cocktail play?
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=60785
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20221017-110643-6
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Mehrnami, Sara [Autor]
Dateien:
[Dateien anzeigen]Adobe PDF
[Details]1,26 MB in einer Datei
[ZIP-Datei erzeugen]
Dateien vom 29.09.2022 / geändert 29.09.2022
Beitragende:Univ.- Prof. Dr. med. Ruckhäberle, Eugen [Gutachter]
Prof. Dr. Höhn, Thomas [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Die Rate an Geburtseinleitungen ist in den letzten Jahrzehnten deutlich angestiegen und liegt in den Industrieländern heutzutage bei über 20 %. Orales Misoprostol, ein Prostaglandin-E1-Analogon, gilt nach derzeitiger Studienlage als das effektivste medikamentöse Mittel zur Geburtseinleitung bei unreifer Zervix. Mittel aus der Komplementär- und Alternativmedizin sind in der Geburtshilfe weit verbreitet. Eines der am häufigsten in der Geburtshilfe eingesetzten naturheilkundlichen Mittel ist das Rizinusöl, dem eine wehenfördernde Wirkung zugeschrieben wird. Es wird meist in Form eines Wehencocktails verabreicht, für den es unterschiedliche Rezepturen gibt. Am Universitätsklinikum Düsseldorf wird seit 2013 ein Wehencocktail zur Geburtseinleitung angeboten, der neben Rizinusöl Mandelmus, Aprikosensaft und Eisenkrautöl auch wahlweise Sekt oder Wasser enthält. Setzte hiernach keine Wehentätigkeit ein, wurde die Einleitung am darauffolgenden Tag mit oralem Misoprostol (Cytotec®) fortgesetzt. Wirksamkeit und Risiken des Wehencocktails sind bislang nicht ausreichend belegt.
Ziel unserer Studie ist es, das seit 2013 um den Wehencocktail ergänzte Einleitungsprocedere mit der Einleitung unter alleiniger Verwendung von oralem Misoprostol (Cytotec®) zu vergleichen. Im Rahmen einer retrospektiven Kohortenstudie betrachteten wir Einlingsgeburten ab 37+0 SSW in der Frauenklinik des Universitätsklinikums Düsseldorf. Aus den Jahren 2013-2015 wurden alle Geburten erfasst, die zunächst mit dem Wehencocktail und ggf. anschließend mit oralem Misoprostol (Cytotec®) eingeleitet wurden. Als Vergleichsgruppe dienten 211 Geburten aus den Jahren 2011-2012, die ausschließlich mit oralem Misoprostol (Cytotec®) eingeleitet wurden. Primärer Endpunkt der Studie ist die Einleitungsdauer als Zeit von Einleitungsbeginn bis Geburtsbeginn bzw. Geburt. Zudem verglichen wir das mütterliche und kindliche Outcome in den beiden Gruppen. Außerdem betrachteten wir, welche Faktoren mit einem Geburtsbeginn nach alleiniger Einnahme des Wehencocktails assoziiert sind.
612 Patientinnen haben insgesamt in den Jahren 2013-2015 den Wehencocktail zur Geburtseinleitung erhalten. Bei 355 Schwangeren (58,0%) setzten nach alleiniger Einnahme des Wehencocktails Geburtswehen ein. Unter Einsatz des Wehencocktails waren die Zeit von der ersten Gabe des Einleitungsmittels bis zum Geburtsbeginn sowie bis zur Entbindung signifikant kürzer und die Rate an Geburten innerhalb von 12 Stunden ca. doppelt so hoch wie bei den reinen Cytotec®-Einleitungen. Die Rate an pathologischen MBUs (pH < 7.20) war unter Wehencocktail-Einnahme mit ˂ 1 % vs. 3,8 % signifikant seltener. Scheidenrisse waren bei Patientinnen, die den Wehencocktail erhalten hatten, mit 39,2 % signifikant häufiger als bei reinen Cytotec®-Einleitungen mit 26,9 %, während bei reinen Cytotec®-Einleitungen signifikant häufiger eine Episiotomie durchgeführt wurde (37,5 % vs. 26,3 %). Der Entbindungsmodus unterscheidet sich nicht signifikant. Multiparität und ein vorzeitiger Blasensprung waren mit dem erfolgreichen Einsatz des Wehencocktails assoziiert, während sich fetale Makrosomie und ein zunehmender BMI ungünstig auswirkten.
Schlussfolgernd ist der Wehencocktail eine wirksame Ergänzung zu medikamentösen Einleitungsmitteln. Unsere Daten deuten darauf hin, dass er die Zeit bis zur Geburt verkürzen kann. Die peripartale Komplikationsrate und das Outcome von Mutter und Kind unterscheiden sich nur geringfügig zwischen Einleitungen mit und ohne Wehencocktail.

In the last decades the rates of labor induction have increased significantly. Today more than 20 % of pregnant women in developed countries undergo induction of labor. According to recent data Misoprostol, a synthetic prostaglandin E1 analogue, is the most effective labor induction agent in the presence of an unripe cervix. The use of complementary and alternative medicine (CAM) is widespread among obstetricians and midwives. Castor oil is one of the most popular herbal remedies for induction of labor. Usually it is administered as a ‚labor cocktail‘ with varying formulas. Since 2013 a labor cocktail is being offered at the University hospital in Düsseldorf (Universitätsklinikum Düsseldorf) which contains castor oil, almond butter, apricot juice, verbena oil and either sparkling wine or water. If labor did not start after the use of labor cocktail, induction was continued with oral Misoprostol (Cytotec®). There is insufficient evidence regarding the efficacy and safety of castor oil (cocktails).
The aim of this study is to compare the induction procedure started in 2013 which additionally contains the labor cocktail with the conventional induction procedure containing oral Misoprostol (Cytotec®) only. This retrospective cohort study includes singleton pregnancies with a gestational age of at least 37+0 weeks who delivered at the maternity clinics of University hospital Düsseldorf. Pregnancies that were induced with the labor cocktail and, if necessary, afterwards with oral Misoprostol (Cytotec®) in 2013-2015 were compared to Pregnancies from 2011-2012 which were induced with oral Misoprostol (Cytotec®) only. Our primary endpoint was time from start of labor induction to onset of labor and to delivery. Furthermore, we compared neonatal and maternal outcomes and assessed factors associated with an onset of labor after labor cocktail only.
From 2013 to 2015 612 women received the labor cocktail for induction of labor. 355 of them (58,0 %) began active labor after administration of the labor cocktail only. Time from first administration of an induction agent to onset of labor and to delivery were significantly shorter when using the labor cocktail. There were two times more deliveries within 12 hours after use of the labor cocktail in comparison to the group that received Cytotec® only. The number of pathologic micro-blood sampling results was significantly lower in the labor-cocktail-group (< 1 % vs. 3,8 %). After use of the labor cocktail, we observed a significantly higher vaginal laceration rate of 39,2 % compared to 26,9 % in the Cytotec®-only-group while the episiotomy rate was significantly higher in the Cytotec®-only-group (37,5 % vs. 26,3 %). There were no differences concerning the mode of delivery. Multiparity and premature rupture of membranes (PROM) were positive predictors for successful use of the labor cocktail, while macrosomia and an increasing BMI were associated with the labor cocktail´s failure.
In conclusion the labor cocktail is an effective addition to pharmacologic methods of labor induction. Our data suggest that it can shorten the time to delivery compared to using oral Misoprostol only. We observed few differences regarding perinatal complications and maternal and neonatal outcome.
Lizenz:Creative Commons Lizenzvertrag
Dieses Werk ist lizenziert unter einer Creative Commons Namensnennung 4.0 International Lizenz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:17.10.2022
Dateien geändert am:17.10.2022
Promotionsantrag am:22.03.2022
Datum der Promotion:23.08.2022
english
Benutzer
Status: Gast
Aktionen