Dokument: „Die malenden Kumpels von der Ruhr“. Thomas Grochowiaks Konzeption von „naiver Kunst“ und die Förderung von Laienkünstlern im Rahmen der Ruhrfestspiele Recklinghausen

Titel:	„Die malenden Kumpels von der Ruhr“. Thomas Grochowiaks Konzeption von „naiver Kunst“ und die Förderung von Laienkünstlern im Rahmen der Ruhrfestspiele Recklinghausen
URL für Lesezeichen:	https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=60589
URN (NBN):	urn:nbn:de:hbz:061-20220915-105153-6
Kollektion:	Dissertationen
Sprache:	Deutsch
Dokumententyp:	Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:	Text
Autor:	Knicker, Katja [Autor]
Dateien:	[Dateien anzeigen] Adobe PDF [Details] 11,33 MB in einer Datei [ZIP-Datei erzeugen] Dateien vom 07.09.2022 / geändert 07.09.2022
Beitragender:	Prof. Dr. Körner, Hans [Betreuer/Doktorvater]
Stichwörter:	Naive Kunst, Laienkunst, Laienmalerei, Ruhrfestspiele Recklinghausen, Moderne, Primitivismus, Thomas Grochowiak, Städtische Kunsthalle Recklinghausen, Avantgarde, Rezeptionsgeschichte, Outsider Art, Ruhrgebiet, Industriekultur, Malerei, Deutschland
Dewey Dezimal-Klassifikation:	700 Künste und Unterhaltung » 750 Malerei
Beschreibung:	Der Begriff „naive Kunst“ wird in einschlägigen Kunstlexika als Sammelbegriff für verschiedene historische Erscheinungsformen autodidaktischer Kunstausübung wie „Sonntagsmaler“ oder der „Moderne Primitive“ aufgeführt. Die Problematik besteht darin, dass der Terminus überwiegend unreflektiert und ahistorisch verwendet wird, indem man kunst- und kulturgeschichtliche Zusammenhänge ausklammert. In Anlehnung an die Primitivismus-Ideologie der Moderne gilt die „naive Kunst“ allgemein als isoliertes Phänomen, das abseits der offiziellen Berufskunst sowie außerhalb von Stilrichtungen und Entwicklungen verortet wird. Ihre Ver-treter werden als einfältige Individualisten beschrieben, deren spezifische künstlerische Aus-drucks- und Gestaltungsweise sowie Persönlichkeit pauschal als „naiv“ definiert werden, was zum einen den Laienkünstler selbst diskriminiert und zum anderen die Anerkennung der Komplexität ihrer Werke vermeidet. Im Fokus der vorliegenden Untersuchung steht die Konzeption „naiver Kunst“ von Thomas Grochowiak, der als Museums- und Ausstellungsleiter im Rahmen der Ruhrfestspiele Reck-linghausen nach dem Zweiten Weltkrieg an die avantgardistische Primitivismus-Ideologie angeknüpfte und diese für die „malenden Kumpels von der Ruhr“ nutzbar machte. Sie schien sich auf den ersten Blick mit dem Milieu des Ruhrgebiets in Deckung bringen zu lassen und über die regionalen Grenzen hinweg zu signalisieren, dass das Ruhrgebiet hinsichtlich der künstlerischen Tendenzen der Moderne anschlussfähig war. Zugunsten der Imagepflege und der Profilierung der Recklinghäuser Museen wurde Laienkunst infolgedessen funktionalisiert. Ziel ist es, das Naivitätskonzept kritisch zu beleuchten und aufzuzeigen, dass im Hinblick auf die Förderung von „naiven“, in der Montanindustrie arbeitenden Laienkünstlern ein Wider-spruch zur volksbildenden Kulturarbeit der Ruhrfestspiele zutage tritt, die dem gewerkschaftlichen Bildungsauftrag folgte. Um ebenso die laienkünstlerische Leistung und Vielschichtig-keit zu erschließen, ist es notwendig anhand der Ausstellungen der Ruhrfestspiele Werke ausgewählter Laienkünstler unter formalen, inhaltlichen wie auch ikonografischen Gesichtspunkten zu untersuchen. Die exemplarische Analyse, die kulturellen Voraussetzungen sowie die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Umstände im Ruhrgebiet zeigen, dass die spezifische Form des Laien-kunstschaffens der Montanarbeiter der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts Teil der regionalen Kultur- und Sozialgeschichte ist. Da sich die behauptete Naivität nicht mit der postindustriellen Arbeitswelt und Gesellschaft vereinen lässt, ist der Stereotyp des „Naiven“ historisch zu betrachten.
Lizenz:	Urheberrechtsschutz
Bezug:	20.-21. Jahrhundert
Fachbereich / Einrichtung:	Philosophische Fakultät » Seminar für Kunstgeschichte
Dokument erstellt am:	15.09.2022
Dateien geändert am:	15.09.2022
Promotionsantrag am:	31.03.2021
Datum der Promotion:	09.12.2021