Dokument: Inzidenz von Kleinhirnblutungen bei Frühgeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht

Titel:Inzidenz von Kleinhirnblutungen bei Frühgeborenen mit sehr niedrigem Geburtsgewicht
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20220503-102230-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Graber, Christina [Autor]
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Dateien vom 29.04.2022 / geändert 29.04.2022
Beitragende:Prof. Dr. Höhn, Thomas [Gutachter]
Prof. Dr. med. Bielfeld, Alexandra Petra [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Hirn- und Kleinhirnblutungen gehören bei Extremfrühgeborenen (< 1.000 Gramm
Geburtsgewicht) zu den häufigen Komplikationen in den ersten Lebenstagen. Unreife des
Frühgeborenen und Blutdruckschwankungen prädisponieren für die Entstehung einer
Hirnläsion. Ziel dieser Studie war es Inzidenz, Risikofaktoren und Auswirkungen von
Intraventrikulären Blutungen (IVH) und Kleinhirnblutungen (CBH) Frühgeborener zu
ermitteln.
Die Untersuchungsgruppe unserer retrospektiven Studie bestand aus 53 Frühgeborenen,
die zwischen Januar 2005 und März 2015 an der Universitätsklinik Düsseldorf mit einem
Geburtsgewicht < 1.500 Gramm zur Welt kamen, und bei denen neben
Ultraschalluntersuchungen in den ersten Lebensmonaten eine MRT
(Magnetresonanztomographie) Aufnahme des Schädels angefertigt wurde. Mittels Chi²
Test und t-Test wurden perinatale Variablen als Risikofaktoren für die Entwicklung einer
Hirnblutung untersucht. Ein Teil der ursprünglichen Kohorte wurde im korrigierten Alter
von zwei Jahren standardisiert neurologisch untersucht (Bayley Scales of Infant
Development Test, Second Edition). Mittels einfaktorieller Varianzanalyse wurde der
Zusammenhang zwischen Hirnläsion und neurologischer Entwicklung untersucht.
Anhand der MRT Aufnahmen ergab sich innerhalb unserer Studie eine Inzidenz von 64%
für Großhirnblutungen und 26% für Kleinhirnblutungen. Es bestand ein Zusammenhang
zwischen den beiden Blutungslokalisationen. In 93% der Fälle wurde anhand der MRT
Aufnahme neben einer CBH gleichzeitig eine IVH nachgewiesen. Sonographisch wurden
keine Kleinhirnblutungen identifiziert. Als Risikofaktoren zur Entwicklung von Hirnund
Kleinhirnblutung identifizierten wir die Notwendigkeit der Administration von
Katecholaminen, Volumenboli, Transfusionen, Natriumbikarbonat und Hydrocortison.
Ausgeprägte Hirnläsionen standen zudem im Zusammenhang mit erhöhtem
Sauerstoffbedarf, häufigeren Intubationen, mechanischer Ventilation sowie HFO
Beatmung (Hochfrequenzoszillation).
Bei sechs der 29 Neonaten lag eine höhergradige Kleinhirnblutung vor (Blutung >3
Millimeter oder beidseitig), bei elf von 29 Frühgeborenen wurde eine höhergradige
Hirnblutung diagnostiziert (IVH mit Ventrikelfüllung bzw. -dilatation). Insgesamt war
bei Neonaten mit nachgewiesener Hirnläsion eine nachteilige neurologische Entwicklung
im Kleinkindalter zu erkennen. Das Testergebnis der mentalen Untersuchung lag bei
ehemaligen Frühgeborenen mit hochgradiger Hirn- oder Kleinhirnblutung eine
Standardabweichung unter dem Durchschnitt, das Ergebnis der motorischen
Untersuchung wich jeweils statistisch signifikant vom Durchschnitt ab.
Da diese Studie neben motorischen auch mentale Einschränkungen nach Hirnläsion
aufdeckt, wird die Notwendigkeit einer gezielten multimodalen Förderung bei
Betroffenen deutlich. Zudem lässt sich anhand dieser Studie die deutliche Überlegenheit
der MRT gegenüber der Sonographie zur Identifikation von Kleinhirnblutungen
erkennen. Es empfiehlt sich daher eine großzügige Indikationsstellung zur kraniellen
MRT bei Frühgeborenen, insbesondere aber bei Nachweis einer Großhirnblutung.

Cerebral and cerebellar hemorrhages are among the most common complications during
the first days of life in extremely premature babies (< 1,000 grams birth weight).
Underdevelopment of the premature infant and fluctuations in blood pressure predispose
the body to the development of a brain lesion. The aim of this study was to determine
incidence, risk factors and impact of cerebral hemorrhage (IVH) and cerebellar
hemorrhage (CBH) in premature neonates.
The test group of our retrospective study consisted of 53 premature babies who were born
at the University Hospital Duesseldorf between January 2005 and March 2015 with a
birth weight of less than 1,500 grams, and for whom - in addition to ultrasound
examinations - an MRI (Magnetic Resonance Imaging) of the skull was performed during
the first few months of life. Using the Chi² test and t-test, perinatal variables were
examined as risk factors for the development of cerebral hemorrhage. A subgroup of the
original cohort underwent standardized neurological examinations at the corrected age of
two years (Bayley Scales of Infant Development Test, Second Edition). The association
between brain lesion and neurological development was investigated using a one-way
analysis of variance.
Based on the MRI images, our study showed an incidence of 64% for cerebral
hemorrhage and 26% for cerebellar hemorrhage. There was a correlation between the two
bleeding locations. In 93% of the cases, IVH was detected at the same time as CBH based
on MRI scans. No cerebellar hemorrhages were identified by ultrasound. We identified
the need for administration of catecholamines, volume boluses, transfusions, sodium
bicarbonate and hydrocortisone as risk factors for the development of cerebral and
cerebellar hemorrhage. Larger brain lesions were also associated with increased demand
for oxygen, multiple intubations, mechanical ventilation and HFO ventilation (High
Frequency Oscillation).
Six of 29 neonates had severe cerebellar hemorrhage (size > 3 millimeter or bilateral),
and 11 of 29 premature infants were diagnosed with major cerebral hemorrhage (IVH
with ventricular filling or dilation). Overall, a neurodevelopmental delay at toddler age
was detected after having had brain lesion as a neonate. The test result of the mental
examination was one standard deviation below the average in the group of affected
patients (cerebral or cerebellar hemorrhages). The results of the motor examination
differed statistically significantly from the average.
Since this study reveals not only motor but also cognitive developmental delays after
brain lesions, the need for targeted multimodal support for those affected becomes
evident. In addition, this study shows the superiority of MRI over sonography for the
identification of cerebellar hemorrhage. Therefore, a substantial indication of cranial MRI
in premature infants is recommended, especially in patients with confirmed cerebral
hemorrhage.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:03.05.2022
Dateien geändert am:03.05.2022
Promotionsantrag am:15.12.2021
Datum der Promotion:28.04.2022
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