Dokument: Wahrnehmung – Raum – Visualität: Mediale Strategien in der Arabel des Wolfenbütteler Codex 30.12

Titel:Wahrnehmung – Raum – Visualität: Mediale Strategien in der Arabel des Wolfenbütteler Codex 30.12
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=59293
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20220413-113200-5
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Karidopoulou, Maria [Autor]
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Dateien vom 08.04.2022 / geändert 08.04.2022
Beitragende:Prof. Dr. Bauschke-Hartung, Ricarda [Betreuer/Doktorvater]
Prof. Dr. Haupt, Barbara [Gutachter]
Stichwörter:Arabel, Willehalm, Bilderhandschrift, Codex, 30.12, Wolfenbüttel, Ulrich von dem Türlin, Handschrift, Bild, Miniatur, Visualität, Raum
Dewey Dezimal-Klassifikation:800 Literatur » 830 Deutsche Literatur, Literatur in verwandten Sprachen
Beschreibung:Gegenstand der Untersuchung ist die Arabel-Dichtung Ulrichs von dem Türlin des illustrierten Wolfenbütteler Willehalm-Codex 30.12. Die stilistische und kodikologische Analyse des Buchschmucks und der Miniaturen sowie der Vergleich der Handschrift mit dem Codex Cgm 5 bilden einen wichtigen Aspekt der Untersuchung, um die in der Sekundärliteratur eruierten Datierungen und die Vermutungen bezüglich des Herstellungsprozesses des Codex zu verifizieren. Der Fokus der Arbeit liegt vornehmlich auf der Analyse der Medien „Text“ und „Bild“. Die Analyse einer Text-Bild-Kombination führt grundsätzlich zur Frage, auf welcher Basis die beiden medialen Formen miteinander verglichen werden können und wo die Schnittstellen zwischen ihnen liegen. Gemäß den in den einleitenden Kapiteln und in der Forschungsdiskussion eruierten Parametern und Fragestellungen bildet dabei eine differenzierte Systematisierung eines umfassenden Raumbegriffs, eines allgemeinen Zeichenbegriffs und des Verfahrens der Imdahlschen Ikonik nicht nur das theoretische Gerüst für den Vergleich zwischen Text und Bild, sondern schärft auch den Blick für die zu analysierenden Phänomene: Begleiten die Bilder nur den Text oder besteht eine gleichwertige Beziehung zwischen Text und Bild? Ist die Visualität des Textes maßgeblich an der Konstitution des Bildes beteiligt? Wie gehen die Miniaturen mit räumlichen, zeitlichen und visuellen Aspekten des Textes um und auf welche Art und Weise erzeugen Bilder durch Einzelaspekte und durch Bildkompositionen Bedeutungen? Wel-chen Sinn und Zweck und welchen Mehrwert erfüllt die Kombination von Text und Bild?
Eine Rezeption der Miniaturen ohne genaue Textkenntnisse ist nicht möglich. Doch durch Selektion, Eigenakzentuierung und durch bildinterne Verweiselemente, die sich einer Textreferenz entziehen, agieren die Bilder unabhängig von der Dichtung. So heben die Miniaturen die Konvertierung Arabels zum Christentum hervor, indem sie die im Text persönliche, zwischenmenschliche Komponente der Liebe außer Acht lassen, und erweisen sich als deutlich sakral. Dieses Ergebnis widerspricht der in der Forschung durchgängig vertretenen Ansicht, dass die Bilder profaner Natur sind. Die Miniaturen verfolgen derweil ihre eigenen visuellen Strategien, die sie mit den visuellen Möglichkeiten des Mediums „Bild“ generieren. Die visuell ergiebigen Textsequenzen spielen für die Gestaltung des Bildinhalts nur eine untergeordnete Rolle. Umgekehrt aber, anders als angenommen, setzen die Miniaturen an der Darstellung von Monologen und Dialogen der Dichtung an. Auch räumliche und zeitliche Aspekte des Textes werden im Bild oft gar nicht oder nur in abgewandelter Form berücksichtigt. Raumgestaltung im Bild sowie die Anordnung der Figuren und Mittel im Bildraum sind Teil der visuellen Narration. Raum und Zeit sind in der mittelalterlichen Literatur und in den mittelalterli-chen Miniaturen auf Figuren oder Handlungen ausgerichtet und bilden keine festen Größen. Sie sind symbolisch aufgeladen.
Hinweise auf eine Datierung der Wolfenbütteler Handschrift geben die stilistischen Analogien zwischen den Miniaturen des Codex Cgm 5, der Handschrift Ms. Perg. III und des Kalenders Cgm 32. Die Ähnlichkeiten lassen im Endeffekt einen Entstehungszeitraum der Wolfenbütteler Codex zwischen 1350 bis 1370 zu. Darüber hinaus verweisen die Analogien zwischen dem Buchschmuck, den Initialen und dem Miniaturenprogramm darauf, dass es sich um ein gemeinsames Vorhaben handelt. Die sinkende Qualität des Pergaments und des Buchschmucks sowie der gleichzeitige Abbruch des Programms legen nahe, dass die Bild- und Textseiten in zeitlicher Nähe entstanden sind. Jenseits der Frage nach dem Herstellungsprozess werden die Ähnlichkeiten innerhalb des Buchschmucks und des Bildprogramms zum Zeichen dafür, dass der Wolfenbütteler Willehalm-Codex als gemeinsames Projekt verstanden werden will. Erst die Illustrationen machen aus der Trilogie mit ihren unterschiedlichen Schwerpunkten und Perspektiven eine gemeinsame Geschichte. Dafür spricht, dass die Handschriften, die die Trilogie beinhalten, so häufig illustriert sind.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Philosophische Fakultät » Germanistisches Seminar » Deutsche Sprache und Literatur des Mittelalters (III)
Dokument erstellt am:13.04.2022
Dateien geändert am:13.04.2022
Promotionsantrag am:03.06.2020
Datum der Promotion:12.11.2020
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