Dokument: Infektionen der Samenwege und deren Einfluss auf die Spermiogrammqualität bei Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch

Titel:Infektionen der Samenwege und deren Einfluss auf die Spermiogrammqualität bei Patienten mit unerfülltem Kinderwunsch
Weiterer Titel:Infections of the seminal tract and their influence on the spermiogram quality in patients with an unfulfilled desire to have children
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=58389
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20211220-091313-7
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Lindhof, Harm-Henning [Autor]
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Dateien vom 17.12.2021 / geändert 17.12.2021
Beitragende:Univ.-Prof. Dr. med. Bernhard Homey [Gutachter]
Prof. Dr. Jan-Steffen Krüssel [Gutachter]
Stichwörter:Infektionen, Ureaplasma, Doxycyclin, Spermiogramm, unerfüllter Kinderwunsch, Infertilität
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Während der Bedarf an medizinischer Unterstützung für Paare mit unerfülltem Kinderwunsch steigt, rückt die Fertilitätsabklärung des Mannes zunehmend in den Fokus. Zu einem andrologischen Assessment gehört dabei auch das Screening des Ejakulats auf Infektionen. In der Annahme, dass diese die Spermienqualität senken und so zu einer Subfertilität führen, folgt auf den Nachweis von Bakterien in der Regel eine antibiotische Eradikation. Systematische Auswertungen zu dem Nutzen liegen bisher nur sehr begrenzt vor. Anhand von insgesamt 3464 Spermiogrammen nach WHO-Standard aus den Jahren 2016 bis 2019, davon 568 mit Keimnachweis, wurde untersucht, ob sich ein signifikanter Unterschied der Spermiogrammparameter bei Nachweis von Neisseria gonorrhoeae, Chlamydia trachomatis, Mycoplasma hominis, Mycoplasma genitalium, Ureaplasma urealyticum sowie insbesondere Ureaplasma parvum zeigt und ob sich eine Verbesserung ebendieser durch eine Behandlung mittels Doxycyclin erzielen lässt. In der untersuchten Kohorte bestand mit über 15% eine hohe Prävalenz an bakterieller Besiedelung des Urogenitaltrakts. Patienten mit Nachweis von Ureaplasma parvum zeigten in der Erstuntersuchung eine signifikante Volumenverminderung sowie eine erhöhte Konzentration und Gesamtzahl von Leukozyten im Ejakulat. Andere relevante Parameter wie die Spermatozoendichte und -motilität oder der Anteil normalgeformter Spermien waren jedoch vergleichbar zu einer altersgematchten Vergleichsgruppe mit unauffälliger mikrobiologischer Diagnostik. In der differenzierten Betrachtung der Probanden mit Abweichung von den WHO-Normwerten für Spermiogramme konnte eine erfolgreiche Behandlung jedoch zu einer signifikanten Reduktion der Leukozytenkonzentration sowie zu einer Verbesserung der fertilitätsassoziierten Parameter führen. Beachtenswerterweise ließen sich in einer Subgruppe von Patienten mit Azoospermie und Nachweis von Ureaplasma parvum nach der Eradikationsbehandlung Spermatozoen im Ejakulat nachweisen. Ihnen wurde so das Erreichen einer Schwangerschaft durch assistierte Reproduktionstechniken ermöglicht, ohne dass auf eine invasive testikuläre Spermienextraktion zurückgegriffen werden musste. Der Einfluss anderer Bakterien auf die Spermienqualität war im Vergleich größer und konnte teilweise durch eine antibiotische Therapie positiv beeinflusst werden. Aus dem alleinigen Nachweis von Ureaplasma parvum ergibt sich unseren Ergebnissen nach keine Indikation für eine antibiotische Behandlung mit dem Ziel einer Fertilitätssteigerung. Insbesondere Patienten mit verminderter Spermatozoendichte und/oder -motilität profitieren jedoch von einer Therapie. Ein Screening auf pathogene Bakterien im Ejakulat sollte nur bei erhöhten inflammatorischen oder verminderten fertilitätsassoziierten Parametern erfolgen. So können Ressourcen gespart und eine patientenwohlgefährdende Übertherapie vermieden werden. Im Hinblick auf die zunehmend herausfordernde Resistenzsituation, vor allem auch von Erregern sexuell übertragbarer Infektionen, ist eine strenge Indikationsstellung antibiotischer Therapien sinnvoll.

While the demand for medical assistance for couples with unfulfilled desire to have children rises, the focus on fertility assessments of the male is increasing. The andrological work-up includes screening for bacteria in the ejaculate. Assuming that this infection reduces the sperm quality and leads to subfertility, the detection usually results in an antibiotic eradication. Systematic evaluations of the benefit have so far only been available to a limited extent. On basis of a total of 3464 spermiograms according to the WHO standard from the years 2016 to 2019, 568 of them with evidence of infection, we examined whether there was a significant difference in the spermiogram parameters when detecting Neisseria gonorrhoeae, Chlamydia trachomatis, Mycoplasma hominis, Mycoplasma genitalium, Ureaplasma urealyticum and in particular Ureaplasma parvum and whether an improvement could be achieved through treatment with doxycycline. In the cohort examined, there was a high prevalence of bacterial colonization of the urogenital tract at over 15%. Patients with evidence of Ureaplasma parvum showed a significant decrease in volume and a slightly increased concentration and total count of leukocytes in the ejaculate in the initial examination. In the other relevant parameters such as sperm density, motility or the proportion of normally formed sperm, however, there were no significant differences compared to an age-matched control group with negative microbiological results. In the differentiated analysis of the subjects deviating from the WHO standard values for spermiograms, successful treatment lead to a significant reduction in the leukocyte concentration and an improvement in fertility-associated parameters. Remarkably, spermatozoa were found in the ejaculate in a subgroup of patients with azoospermia and evidence of Ureaplasma parvum after treatment. This opened the possibility to achieve pregnancy through assisted reproductive techniques without the need for invasive testicular sperm extraction. In comparison, the influence of other bacteria on the sperm quality was greater and could be positively influenced by antibiotic therapy in some cases. According to our results, the sole detection of Ureaplasma parvum is not an indication for antibiotic treatment with the aim of increasing fertility. In particular, however, patients with reduced sperm density and/or motility benefit from a therapy. Screening for pathogenic bacteria in the ejaculate should only be carried out in the case of increased inflammatory or decreased fertility-associated parameters. By this, resources can be saved and overtreatment that could endanger patient’s health can be avoided. The increasingly challenging resistance situation, especially of sexually transmittable pathogens, in sight, strict indications for antibiotic therapies are necessary.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:20.12.2021
Dateien geändert am:20.12.2021
Promotionsantrag am:18.06.2021
Datum der Promotion:16.12.2021
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