Dokument: Bedeutung der GFR-adjustierten Harnsäureberechnung zur Prädiktion von kardialer Morbidität und Mortalität

Titel:Bedeutung der GFR-adjustierten Harnsäureberechnung zur Prädiktion von kardialer Morbidität und Mortalität
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20210715-103933-6
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Rubel, Johanna [Autor]
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Dateien vom 05.07.2021 / geändert 05.07.2021
Beitragende:Prof. Dr. med. Lorenz Sellin [Gutachter]
PD Dr. med. Amin Polzin [Gutachter]
Stichwörter:Hyperurikämie, kardiovaskuläre Morbidität und Mortalität
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Die Hyperurikämie hat sich in der aktuellen Studienlage als unabhängiger kardiovaskulärer Risikofaktor etabliert. In einer Studie mit dem Titel „Phenotype and Outcome in Hereditary Tubulointestinal Nephritis Secondary to UMOD Mutations“ aus dem Jahr 2011 konnten Bollée et al. aufzeigen, dass Patienten mit UMOD-Mutationen signifikant höhere Harnsäurewerte aufwiesen als Patienten ohne genetisch bedingte Hyperurikämie. Von diesen Ergebnissen ausgehend erfolgte die Entwicklung der eUA-Formel durch Prof. Dr. med. L. Sellin, welche eine an die Glomeruläre Filtrationsrate (GFR) adjustierte Harnsäureberechnung ermöglicht. Zeigt sich dabei in Relation zur GFR eine überproportional erhöhte Harnsäure, ist eine genetisch bedingte Hyperurikämie zu vermuten.
Auf der Hypothese beruhend, dass genetisch bedingte Hyperurikämien eine höhere Assoziation mit kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität aufweisen, wurde vermutet, dass Patienten mit einer überproportional erhöhten Harnsäure ein erhöhtes kardiovaskuläres Risiko aufweisen. Um diese Hypothese zu prüfen, erfolgte in der vorliegenden Arbeit die erstmalige Anwendung der eUA-Formel auf ein großes Patientenkollektiv. Hierzu wurde freundlicherweise das Patientenkollektiv der LURIC-Studie zur Verfügung gestellt, eine über 3000 Patienten umfassende, prospektive Beobachtungsstudie zur Detektion individueller kardiovaskulärer Risikofaktoren mit der Intention, Präventionsansätze zu optimieren.
Nach Anwendung der Formel erfolgte die statistische Auswertung der Ergebnisse mit dem Ziel zu überprüfen, inwiefern die neu berechnete GFR-adjustierte Harnsäure der gemessenen Harnsäure in ihrer Möglichkeit zur Vorhersage kardiovaskulärer Morbidität und Mortalität überlegen ist. Hierfür wurde die GFR-adjustierte Harnsäure (eUA) mit der gemessenen Harnsäure (UA) ins Verhältnis gesetzt und verglichen. In ²-Tests konnte gezeigt werden, dass die Konstellation eUA < UA, entsprechend einer überproportional erhöhten Harnsäure, signifikant häufiger mit einer erhöhten Gesamtmortalität sowie vermehrtem Auftreten von Herzinsuffizienz (NYHA ≥ I und NYHA > II) assoziiert ist. Zudem zeigten die Ergebnisse der univariaten sowie der multivariaten, für weitere kardiovaskuläre Risikofaktoren adjustierten Regressionsanalysen, dass die GFR-adjustierte Harnsäure eine bessere Vorhersage der Outcome-Variablen Gesamtmortalität, kardiale Ereignisse sowie Herzinsuffizienz (NYHA > II) ermöglicht. Im Vergleich des dynamischen Schwellenwertes eUA < UA mit der statischen Definition von Hyperurikämie (in dieser Arbeit als Harnsäure ≥ 6.8 mg/dl definiert) zeigte sich keine Überlegenheit des individualisierten GFR-adjustierten Schwellenwertes.
Insgesamt ergibt sich aus den Ergebnissen, dass unter Hinzunahme des neuen GFR-adjustierten Harnsäurewertes die Möglichkeit besteht Patienten mit besonders hohem kardiovaskulärem Risiko zu detektieren. Damit kann der Prävention kardiovaskulärer Ereignisse ein weiterer Aspekt hinzugefügt werden. Inwieweit ein dynamischer, mithilfe der GFR-adjustieren Harnsäure definierter Grenzwert einem fest definierten Grenzwert für Hyperurikämie doch überlegen ist, muss durch weitere Untersuchungen unter Berücksichtigung potenzieller Störfaktoren wie beispielsweise der GFR weiter untersucht werden.
Zur Klärung der Hypothese, ob die eUA-Formel zum Screening auf genetisch bedingte Hyperurikämien angewendet werden kann, ist in zukünftiger Arbeit eine genetische Analyse geplant. Hierfür ist, durch die erfolgte Anwendung der eUA-Formel auf das Patientenkollektiv der LURIC-Kohorte, bereits ein erster Schritt geleistet, als dass aus den Subgruppen eUA < UA (als Risikokollektiv für eine genetisch bedingte Hyperurikämie) und eUA > UA (als Kontrollkollektiv) die Auswahl der weiter zu untersuchenden Patienten erfolgen kann.

In current scientific research, uric acid has been established as an independent cardiovascular risk factor. In a study entitled "Phenotype and Outcome in Hereditary Tubulointestinal Nephritis Secondary to UMOD Mutations" from 2011, Bollée et al. were able to give evidence that patients with UMOD mutations had significantly higher levels of uric acid than patients without genetic hyperuricemia. Based on these results, the eUA formula was developed by Prof. Dr. med. L. Sellin. The eUA formula allows the calculation of uric acid adjusted to the glomerular filtration rate (GFR). If a disproportionately increased uric acid in relation to the glomerular infiltration rate is revealed, a genetic hyperuricemia can be assumed.
Based on the hypothesis that genetic hyperuricemia has a higher association with cardiovascular morbidity and mortality, it was suspected that patients with disproportionately elevated levels of uric acid carry an increased cardiovascular risk. In order to verify this hypothesis, the first application of the eUA formula to a large patient collective was performed in the present paper. The patient collective of the LURIC study was kindly provided to us for this purpose. The LURIC study is a prospective observational study comprising more than 3000 patients aiming to detect individual cardiovascular risk factors for optimizing preventive approaches.
After application of the formula, the results were statistically evaluated in order to verify whether the newly calculated GFR-adjusted uric acid is superior to the measured uric acid in its ability to predict cardiovascular morbidity and mortality. Herefore, the GFR-adjusted uric acid (eUA) was compared with the measured uric acid (UA). ²-tests showed that the constellation eUA < UA, equivalent to disproportionately increased uric acid, is significantly more frequently associated with the occurrence of all-cause mortality and heart failure (NYHA ≥ I and NYHA > II). The results of univariate and multivariate regression analyses adjusted for further cardiovascular risk factors revealed that GFR-adjusted uric acid allows a better prediction of the outcome variables (all-cause mortality, cardiac events, heart failure (NYHA > II)). A comparison of the dynamic threshold eUA < UA with the static definition of hyperuricemia, defined in this paper as uric acid ≥ 6.8 mg/dl, showed no superiority of the individualized GFR-adjusted threshold.
Overall, the results indicate the possibility to detect patients with particularly elevated cardiovascular risk by inclusion of the newly calculated GFR-adjusted uric acid. Consequently, another aspect can be added to the prevention of cardiovascular events. Whether a dynamic uric acid threshold is superior to a fixed threshold for hyperuricemia must be further investigated, considering potential disruptive factors such as the GFR.
In order to verify the hypothesis that the eUA formula can be used as a screening tool for genetically caused hyperuricemia, a future genetic analysis is planned. The successful application of the eUA formula to the patient population of the LURIC cohort is already a first step in this direction. Thus, patient selection from the determined subgroups eUA < UA, as a risk collective for genetic hyperuricemia, and eUA > UA, as a control collective, can be made.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:15.07.2021
Dateien geändert am:15.07.2021
Promotionsantrag am:12.08.2020
Datum der Promotion:10.06.2021
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