Dokument: Täter-Alpträume: Auftreten und Charakterisierung

Titel:Täter-Alpträume: Auftreten und Charakterisierung
Weiterer Titel:Offender-Nightmares: Occurrence and Characteristics
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20210308-105606-7
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor:M.Sc. Mathes, Jonas [Autor]
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Dateien vom 03.03.2021 / geändert 03.03.2021
Beitragende:Prof. Dr. Pietrowsky, Reinhard [Gutachter]
Prof. Dr. Pause, Bettina [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie
Beschreibungen:Ein kleiner, jedoch nicht unerheblicher Teil der Allgemeinbevölkerung berichtet von häufigen Alpträumen, welche regelmäßig einen starken Leidensdruck verursachen. Bisher wurden Alpträume häufig im Zusammenhang mit der Posttraumatischen Belastungsstörung und Persönlichkeitsmerkmalen untersucht. Zudem wurden Alpträume vorrangig dahingehend betrachtet, dass die träumende Person im Alptraum ein schweres Schicksal erleidet, also Opfer ist. Übergreifendes Ziel dieser Arbeit war es daher, die Alpträume von häufigen Alpträumern hinsichtlich des Auftretens von Täterschaft zu untersuchen, also ob das Traum-Ich im Alptraum selbst als Aggressor des Alptraumes fungiert. Diese Fragestellung ist insofern von großer Bedeutung, da angenommen werden kann, dass solche Täter-Alpträume zu eine besonders starken Belastung wie Schuldgefühlen und Scham führen. Insgesamt wurden im Rahmen dieser Dissertation vier Studien durchgeführt.
Die erste Studie beschäftigte sich mit der Prävalenz von Täter-Alpträumen und Traits wie Aggression, Neurotizismus und Kreativität, was bisher kaum untersucht wurde. Die Häufigkeiten bestätigten sich von bisherigen Studien. Als Täter-Alpträumer klassifizierte Probanden zeigten sich im Wachleben feindseliger und kreativer als Opfer-Alpträumer. Charakteristiken der Täter-Alpträume zeigten, dass das Traum-Ich im Affekt Täter wird und seine mit Abstand häufigsten Motive waren Wut und Notwehr.
Die zweite Studie beschäftigte sich mit dem Vergleich der Träume von häufigen Alpträumern und seltenen Alpträumern und sollte im Sinne der „Threat Simulation Theory“ untersuchen, ob Personen mit häufigen Alpträumen mehr bedrohliche Situationen in ihren Träumen erleben. Es zeigten sich keine signifikanten Unterschiede in Häufigkeit und Art der Threats zwischen häufigen Alpträumern und seltenen Alpträumern, obwohl seltene Alpträume tendenziell eher von alltäglichen, geringfügig bedrohlichen Situationen träumten.
Im Zuge dessen beschäftigte sich die dritte Studie genauer damit, nach welchen Kriterien ein Traum zu einem Alptraum (respektive Täter-Alptraum) wird. Es wurde angenommen, dass nicht alleine der aversive Trauminhalt darüber entscheidet, sondern ebenfalls die emotionale Bewertung des Traum-Ichs. Diese Hypothese wurde bestätigt und Interaktionseffekte zwischen Alptraum-Häufigkeit und negativen Emotionen wurden gefunden. Normaltraum-Berichte wurden von externen Ratern fast immer als solche eingeschätzt, wohingegen Alptraumberichte von ihnen fast zur Hälfte als Normalträume eingeschätzt wurden. Dies legt nahe, dass die subjektive Bewertung des Träumenden einen Traum als Alptraum definiert.
Zuletzt sollten in der vierten Studie die Häufigkeiten von Täter-Alpträumen und deren Eigenschaften mit Studie 1 repliziert werden. Hier zeigte sich eine etwas niedrigere Häufigkeit an Täter-Alpträumen, welche dennoch als nicht unbedeutend anzusehen ist. Persönlichkeitsunterschiede der Big Five zwischen Täter-Alpträumern, Opfer-Alpträumern und der Kontrollgruppe ohne Alpträume wurden ebenfalls geprüft. Kein Unterschied davon erreichte Signifikanzniveau, jedoch waren Tendenzen erkennbar die vorangegangene Ergebnisse bestätigen. Wut und Notwehr waren auch hier mit Abstand die häufigsten Motive in Täter-Alpträumen.
Die Ergebnisse zeigen, dass Täter-Alpträume insgesamt betrachtet relativ selten sind, dennoch ein immer wieder auftretendes Traumthema darstellen. Signifikante Bezüge zur Persönlichkeit konnten möglicherweise durch methodische Einschränkungen nicht hergestellt werden. Somit wurden die wichtigsten hier vorgestellten Theorien (Kontinuitäts- und Komplementärhypothese, Mastery-Hypothese und TST) wie angenommen bestätigt, und es konnte gezeigt werden dass diese Theorien einer Spezifizierung bedürfen. Bedrohliche Situationen scheinen allgemeingültiger Bestandteil der Träume zu sein, jedoch ist entscheidend, wie das Traum-Ich während des Traumes damit umgeht. Täter-Alpträume können demnach als eine zwar angewandte, aber fehlgeleitete Problemlöse-Strategie des Traum-Ichs angesehen werden. Die Arbeit zeigt im Gesamten auf, dass Täter-Alpträume sowohl durch Persönlichkeitseigenschaften, als auch durch das momentane Erleben und den Umgang mit Konfliktsituationen im Wachleben beeinflusst werden. Bezüglich weiterer Faktoren (wie psychische Erkrankungen), dem Umgang und der psychischen Konsequenzen eines Täter-Alptraums besteht weiterer Forschungsbedarf.

The percentage of people suffering from regular nightmares is noteworthy. Frequent nightmares may cause high waking-life distress and a sustainable impairment in life quality. Previously, nightmares have been investigated mostly in relation to posttraumatic stress disorder and personality traits. Additionally, nightmares have solely been viewed as dreams where the dream-self is primarily the victim of an external aggressor. Therefore, an overarching aim of this dissertation was to observe the frequencies characteristics and consequences of so-called offender-nightmares, namely nightmares where the dream-self becomes the offender. One can assume that offender-nightmares may lead to especially high psychological distress, because they are connected to severe guilt and shame.
Within this dissertation, overall four studies were conducted. The first study investigates the prevalence of offender-nightmares, what has not directly been investigated yet. Also aggression, creativity and neuroticism of offender-nightmare dreamers have been compared to victim-nightmare dreamers and non-nightmare dreamers. Offender-nightmare dreamers are found as more hostile and creative than victim-nightmare dreamers. In offender-nightmares, the dream-self often acts in the heat of the moment or in self-defense.
The second study is conducted under the Threat Simulation Theory (TST). Aim of the study was to compare occasional nightmare dreamers with non-nightmare dreamers in their threat frequency and frequency of severe and minor threats. There have not been found any differences in threat frequency, nevertheless the finding that the non-nightmare dreamers dream more frequently of minor threats reached marginal significance.
Therefore, the third study was focusing on the development from a dream to a nightmare or offender-nightmare. It was assumed that not aversive dream contents by itself, but also the emotional appraisal of the dream contents is responsible for causing a nightmare. This hypothesis was confirmed by the data, and there have also been interaction effects between nightmare frequency and negative emotions. Reports of non-nightmares have been have been rated as such of blind judges, whereas nightmares were estimated in half of all cases correctly. This leads to the assumption that the subjective appraisal of the dreamer defines a dream as a nightmare.
The last study of this dissertation aimed to confirm the offender-nightmare frequency and characteristics shown in Study 1. The offender-nightmare frequency was found lower, but as in Study 1, anger and self-defense were the most frequent motives of the offending dream-self. Further, personality differences between offender-nightmare dreamers, victim-nightmare dreamers and non-nightmare dreamers were investigated. No significant differences could be found here, but there have been found tendencies that confirm previous studies.
In conclusion, the results of the dissertation show that offender-nightmares are relatively rare, but still a common typical nightmare theme. The non-significant results concerning personality could be explained by methodological issues. The most important dream theories (continuity hypothesis, complementary hypothesis, mastery hypothesis and TST) were confirmed by this dissertation. Moreover, these theories may need to be improved. Threatening situations seem to be a ubiquitous part of dreams, whereas the emotional coping with dream contents plays an important role. Offender-nightmares can be seen as dysfunctional mastery strategies of the dream-self. There may be various factors that cause offender-nightmares. Nevertheless, there is still room for research concerning other important factors (e. g. mental disorders), coping and consequences after experiencing an offender-nightmare.
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Klinische Psychologie
Dokument erstellt am:08.03.2021
Dateien geändert am:08.03.2021
Promotionsantrag am:22.10.2020
Datum der Promotion:01.03.2021
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