Dokument: Single Center Analyse der Möglichkeit für Patienten mit Multiplem Myelom an einer Therapiestudie teilzunehmen: Theorie und Wirklichkeit

Titel:Single Center Analyse der Möglichkeit für Patienten mit Multiplem Myelom an einer Therapiestudie teilzunehmen: Theorie und Wirklichkeit
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=55517
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20210219-090658-6
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Rings, Veronika [Autor]
Dateien:
[Dateien anzeigen]Adobe PDF
[Details]4,84 MB in einer Datei
[ZIP-Datei erzeugen]
Dateien vom 18.02.2021 / geändert 18.02.2021
Beitragende:Prof. Dr. med. Fenk, Roland [Gutachter]
Prof. Dr. Arendt, Gabriele [Gutachter]
Stichwörter:Multiples Myelom Studien
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Das Multiple Myelom (MM) ist eine klonale Plasmazellneoplasie. Sie macht 13% der malignen hämatologischen Tumore aus und ist derzeit noch nicht heilbar. In den letzten Jahrzehnten haben randomisierte, kontrollierte Studien (RCTs) als etabliertes Instrument der evidenzbasierten Medizin grundlegend dazu beigetragen, neue Substanzen und Therapiekonzepte gegen das MM zu entwickeln und so zu erheblichem medizinischen Fortschritt geführt. Die Zahl an pharmazeutischen Arzneimittelstudien stieg in den letzten Jahren kontinuierlich an und wird weiter steigen. In den RCTs wird üblicherweise ein hochselektioniertes Patientenkollektiv behandelt, welches durch restriktive Studienkriterien Patienten mit sehr schlechten Prognosen oder Komorbiditäten exkludiert, um zu verhindern, dass sich das Medikament fälschlicherweise als unwirksam oder gar zu toxisch erweist. Gleichzeitig dient dies aber auch dem Schutz der an den Studien teilnehmenden Patienten. Für den Einsatz des Medikamentes nach der Zulassung ist eine zentrale Frage, wie sehr die Studienpopulation mit einem relevanten Teil der Alltagpatienten übereinstimmt.
Die vorliegende Arbeit bietet als Single-Center-Analyse einen retrospektiven Überblick über 411 Patienten mit MM, welche am Universitätsklinikum Düsseldorf (UKD) im Zeitraum von Januar 2014 bis Dezember 2016 behandelt wurden. Jeder einzelne Patient wurde hinsichtlich seiner Möglichkeit an einer Therapiestudie teilzunehmen anhand des rekrutierenden Studienzeitraums und der Ein- und Ausschlusskriterien von 7 am UKD angebotenen sowie 2 weiteren bedeutenden internationalen RCTs geprüft. Die reale Studienteilnahme der analysierten Population lag insgesamt bei 36% der Patienten. An den Erstlinienstudien nahmen ca. 42% der Patienten teil, wobei nur weitere 11% zusätzlich hätten teilnehmen können. Im Gegensatz dazu hatten die Rezidivstudien eine niedrige reale Teilnehmerrate (5-12%) wobei aber noch weitere 17-42% hätten teilnehmen können. Neben der steigenden Morbidität im Verlauf der Erkrankung spielte die abnehmende Studienmotivation der Patienten dabei eine große Rolle. Während bei Erstdiagnose die Priorität auf einer Maximaltherapie liegt, überwiegt in späteren Krankheitsstadien der Wunsch nach einer Therapie, die möglichst viel Lebensqualität bietet.
Für die Mehrheit der Patienten (49-78%), die nicht die Studienkriterien erfüllten, waren neben studienspezifischen Gründen das Vorliegen eines Zweitmalignoms oder das Vorliegen eines internistischen, neurologischen, psychiatrischen oder infektiösen Ausschlusskriteriums verantwortlich. In 26-43% hat nur ein Kriterium zum Studienausschluss geführt, dass sich wiederum von Patient zu Patient unterschied, sodass kein allgemeines „Killer-Kriterium“ identifiziert werden konnte.

Zusammenfassend konnte diese Single-Center-Analyse zeigen, dass nur ein Teil der Patienten Zugang zu Studien hatte und darüber hinaus die Bereitschaft an Studien teilzunehmen im Laufe der Erkrankung nachließ. Der gewonnene Überblick über die „Real World“ Patienten eines universitären Studienzentrums kann dabei helfen, die Translation von klinischen Ergebnissen einer hochselektionierten Gruppe auf den medizinischen Alltag zu unterstützen sowie mögliche Lösungen für eine bessere Patientenrekrutierung zu finden.

Multiple myeloma (MM) is a clonal plasma cell neoplasia. It accounts for 13% of malignant hematological tumors and is currently not curable. In the past decades, randomized controlled trials (RCTs) as an established instrument of evidence-based medicine have made a fundamental contribution to the development of new substances and therapy concepts against MM, thus leading to considerable medical progress. The number of pharmaceutical drug trials has grown steadily in recent years and will continue to do so. However, the RCTs usually treat a highly selected patient population, which uses restrictive study criteria to exclude patients with very poor prognoses or comorbidities in order to prevent the drug from being incorrectly proven to be ineffective or even too toxic. At the same time, this also serves to protect the patients participating in the studies. After new drugs and therapies have been approved, a central question is whether the group of study participants is roughly similar to real-world patient populations or whether the intersection is rather very small.

As a single-center analysis, this thesis offers a retrospective overview of 411 patients with MM who were treated at the University Hospital Düsseldorf (UKD) in Germany during the period from January 2014 to December 2016. Each individual patient was tested for the possibility of participating in a therapy study based on the recruiting period of the study and the inclusion and exclusion criteria of 7 major RCTs offered at the UKD and 2 additional international RCTs. The overall study participation of the analyzed population was 36% of the patients. Approximately 42% of the patients took part in the first-line studies, whereby only a further 11% could have participated. In contrast, the relapse studies had a low real participation rate (5-12%), but a further 17-42% could have participated.

In addition to the increasing morbidity during the course of the disease, the decreasing motivation to participate in a study played a major role. While priority is given to maximum therapy for the initial diagnosis, quality-of-life considerations are more prevalent during the later stages of the disease. In addition to study-specific criteria, a large percentage of patients (49-78%) were excluded from a study due to the presence of a second malignancy or an internal, neurological, psychiatric or infectious disease. In 26-43% of patients only one criterion led to the exclusion from a study, which differed from patient to patient, so that no general “killer criterion” could be identified.
 
In summary, this single-center analysis shows that only a sub-set of the potential patient populations had access to the studies conducted and that the willingness to participate in studies decreased during the course of the illness. The insights gained from multiple studies of real-world patients at one university study center can help to support the translation of clinical results of a highly selected group into routine medical use and to find possible solutions for better patient RCT recruitment.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:19.02.2021
Dateien geändert am:19.02.2021
Promotionsantrag am:08.07.2020
Datum der Promotion:15.02.2021
english
Benutzer
Status: Gast
Aktionen