Dokument: Die Wirkung von Gesangsinterventionen im prä- und postpartalen Kontext auf das mütterliche Wohlbefinden und die Mutter-Kind-Bindung
Titel: | Die Wirkung von Gesangsinterventionen im prä- und postpartalen Kontext auf das mütterliche Wohlbefinden und die Mutter-Kind-Bindung | |||||||
Weiterer Titel: | The effects of singing interventions in the pre- and postpartum period on maternal well-being and mother-infant bonding | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=54851 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20201130-132312-0 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | M.Sc. Wulff, Verena [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Heil, Martin [Gutachter] PD Dr. Gieselmann, Annika [Gutachter] | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 100 Philosophie und Psychologie » 150 Psychologie | |||||||
Beschreibungen: | Die Schwangerschaft und die Geburt eines Kindes sind bedeutende Ereignisse im Leben einer Frau, die normalerweise mit positiven Emotionen besetzt sind. Wenn jedoch Komplikationen, Beschwerden oder Probleme auftreten, kann dies unter Um-ständen dazu führen, dass diese Lebenszeit als belastend erlebt wird. Gerade in der sensiblen Zeit der Schwangerschaft sowie in der frühen Kindheit, die für die kindliche Entwicklung prägend und wichtig ist, können Faktoren wie mütterlicher Stress, ein gemindertes Wohlbefinden, depressive Symptome oder eine eingeschränkte Bindung zum Kind gegebenenfalls zu langfristigen Störungen der Entwicklung führen. Daher ist es besonders wichtig, Frauen in diesem Zeitraum zu unterstützen und Prä-ventivmaßnahmen oder Interventionen anzubieten, welche das Wohlbefinden und die Gesundheit der (werdenden) Mutter steigern. Es gibt Hinweise darauf, dass Musik und Gesang sich positiv auf die genannten Faktoren auswirken können, jedoch liefern bisherige Studien inkonsistente und unzureichende Ergebnisse. Das Ziel der vorliegenden Dissertation ist es mit Hilfe von zwei Studien zu untersuchen, ob sich Musik- und insbesondere Gesangsinterventionen im prä- und postpartalen Kontext positiv auf verschiedene Parameter des mütterlichen Wohlbefindens und der Mutter-Kind-Bindung auswirken.
In Studie 1 wurde mit einem prospektiven, randomisiert-kontrollierten, drei-armigen Studiendesign untersucht, ob sich eine Musik- bzw. eine Gesangsintervention inner-halb des letzten Schwangerschaftstrimesters positiv auf das mütterliche Wohlbefin-den und die Mutter-Kind-Bindung auswirkt. Dabei zeigten sich in beiden Experimen-talgruppen unmittelbar während der Interventionssitzungen eine signifikante Verbes-serung der subjektiven Stimmung, eine Steigerung des Oxytocin-Levels sowie ent-spannende Effekte, die durch eine Reduktion des Cortisol-Levels sichtbar wurden. Bei einem Vergleich zwischen den Gruppen konnte eine signifikant stärkere Verbes-serung des Stimmungsparameters Valenz sowie eine signifikant größere Reduktion des Cortisol-Levels für die Gesangs- im Vergleich zur Musikgruppe berichtet werden. Mittelfristig zeigten die Interventionen über den sechswöchigen Beobachtungszeit-raum während des letzten Schwangerschaftstrimesters positive Effekte auf die wahr-genommene Nähe zum Kind sowie auf die Selbstwirksamkeit. In den Parametern wahrgenommene Nähe zum Kind und Selbstwirksamkeit zeigte die Gesangsgruppe im Vergleich zur Musik- und Kontrollgruppe die stärkste Verbesserung. In Abhängig-keit des Messinstruments zeigten sich hinsichtlich Bindung unterschiedliche Ergeb-nisse. Darüber hinaus konnte keine Auswirkung der Interventionen auf depressive Symptome gefunden werden. Ergänzend zu Studie 1 wurden in Studie 2 mit Hilfe eines prospektiven, randomisiert-kontrollierten, zwei-armigen Studiendesigns Effekte einer Gesangsintervention im frühen postpartalen Kontext auf das Wohlbefinden der Mutter und die Mutter-Kind-Bindung untersucht. Auch in Studie 2 zeigte sich unmittelbar während der Interven-tionen bei einem Vorher-Nachher-Vergleich eine signifikante Verbesserung der Stimmung und des Wohlbefindens. Darüber hinaus zeigte sich während der Ge-sangsintervention in Studie 2 eine unmittelbare Stressreduktion in Form einer Cor-tisol-Reduktion sowie eine Verstärkung der subjektiven Nähe zum Kind. Über den längeren Beobachtungszeitraum bis zur zwölften Lebenswoche des Kindes konnten jedoch keine anhaltenden Effekte der Gesangsintervention aufgezeigt werden, wenngleich weitere explorative Analysen zeigten, dass eine häufigere Verwendung von Musik und Gesang im Alltag mit geringerer Ängstlichkeit und depressiver Symp-tomatik sowie mit einer Steigerung von Wohlbefinden und Mutter-Kind-Bindung as-soziiert ist. Zusammenfassend konnten die Studien der vorliegenden Arbeit vor allem aufzeigen, dass sich Gesang im prä- und postpartalen Kontext unmittelbar positiv auf die Stim-mung und die Bindung zum Kind auswirkt sowie die Entspannung fördert. Bezüglich länger anhaltender Effekte über einen Zeitraum von mehreren Wochen lieferten bei-de Studien unterschiedliche Ergebnisse. So konnte nicht gezeigt werden, dass eine Gesangsintervention im frühen postpartalen Zeitraum über die Interventionen hinaus wirkt. Im präpartalen Kontext des letzten Trimesters scheint Gesang jedoch auch länger anhaltende Effekte zu erzielen und sich positiv auf die Nähe zum Kind sowie insbesondere auf die Selbstwirksamkeit auszuwirken. Dabei zeigten sich in Studie 1 in beiden Experimentalgruppen positive Effekte, jedoch bewirkte Gesang im direkten Vergleich zur Musikgruppe größere Effekte und schien somit effektiver zu sein. Ab-schließend lässt sich festhalten, dass Gesang verschiedene positive Effekte zeigt und daher als einfache und effektive Intervention für (werdende) Mütter berücksich-tigt werden sollte, um im prä- und postpartalen Kontext Wohlbefinden und Entspan-nung zu fördern sowie die Mutter-Kind-Bindung zu stärken.In a woman´s life, pregnancy and childbirth are significant life events that are usually accompanied by positive emotions. In case of problems, physical issues or complica-tions, this period of life may be experienced as burdensome and distressing. Espe-cially in the time of pregnancy and early childhood, which are formative and essential for the infant´s development, factors like maternal stress, discomfort or depressive symptoms as well as impaired mother-child attachment can lead to developmental disabilities in the child. Therefore it is important to support women in this stage of life and to offer preventive measures and interventions that improve their well-being and health. There is evidence that music and singing have a positive impact on the above mentioned factors, although studies have shown inconsistent and insufficient results so far. The aim of this thesis is to investigate with two studies, whether music and especially singing interventions in the pre- and postpartum context have a positive impact on several parameters of maternal well-being as well as on mother-infant bonding. In study 1, the influence of a music and singing intervention during the last trimester of pregnancy on maternal well-being and mother-infant bonding was investigated with a prospective, randomised-controlled trial design with three groups. In both ex-perimental groups, the intervention led to an immediate improvement of the emotion-al state as well as to an increase of the oxytocin-level and to relaxation which was visible in a reduction of the cortisol-level. A between group comparison showed that the intervention led to a significantly larger improvement of the emotional valence and to a significantly greater reduction of cortisol in the singing compared to the music group. More prolonged positive effects of the interventions were found on the perceived closeness to the child and on self-efficacy during a six-week observation period. Regarding these parameters, the singing group showed the largest improvement compared to the music and control group. Dependent on the measurement tool, different results could be reported for bonding. Furthermore, no effects on depressive symptoms could be found. Compared to study 1, study 2 investigated effects of a singing intervention in the ear-ly postpartum period on maternal well-being, postpartum depression and mother-infant bonding using a prospective, randomised-controlled trial design with two groups. In addition to study 1, significant improvements of the emotional state and well-being were shown during the intervention with a pre-post comparison. Further-more, the singing group showed an immediate stress reduction that was visible in a decrease of cortisol and an improvement of closeness to the baby. In regard to the longer observation period which was up to the sixth week of the baby´s life, no long-lasting effects of the singing intervention on well-being, depressive symptoms and bonding were found, even though explorative analyses indicated that a more frequent use of music and singing in everyday life is associated with less anxiety and depressive symptoms and with an increase of well-being and mother-infant bonding. Summarising, the studies of this thesis showed immediate positive effects of singing in the pre- and postpartum period on the emotional state and on the closeness to the baby and, furthermore, promoted relaxation. Regarding more prolonged effects over a time period of several weeks, the studies showed different results. In study 2, it could not be validated that singing in the early postpartum period leads to long-lasting effects beyond the intervention sessions. In contrast, singing during pregnan-cy seems to have more prolonged effects as study 1 showed a positive impact of prenatal singing during the last trimester of pregnancy on the perceived closeness to the baby as well as on self-efficacy. Although these effects were found in both exper-imental groups, singing had the largest impact and therefore seemed to be a more effective intervention. In conclusion, singing has several positive effects and should be considered as an easy and effective intervention for (expectant) mothers to pro-mote well-being, relaxation, and improvements in mother-infant bonding in the pre- and postpartum period. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Psychologie » Allgemeine Psychologie | |||||||
Dokument erstellt am: | 30.11.2020 | |||||||
Dateien geändert am: | 30.11.2020 | |||||||
Promotionsantrag am: | 22.09.2020 | |||||||
Datum der Promotion: | 18.11.2020 |