Dokument: Faziale Mimikry bei Depression - Eine EMG-Studie

Titel:Faziale Mimikry bei Depression - Eine EMG-Studie
Weiterer Titel:Facial mimicry and depression - an EMG study
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=54819
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20201125-113231-4
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Schmitz-Urban, Ingo Christian [Autor]
Dateien:
[Dateien anzeigen]Adobe PDF
[Details]4,83 MB in einer Datei
[ZIP-Datei erzeugen]
Dateien vom 23.11.2020 / geändert 23.11.2020
Beitragende:Prof. Dr. Matthias Franz [Gutachter]
PD Dr. Biermann-Ruben, Katja [Gutachter]
Stichwörter:Faziale Mimikry, EMG, Depression
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:In dieser Studie wurde untersucht, ob und inwiefern bei depressiven Patienten (N = 26) die faziale Mimikry und das Gefühlserleben gegenüber einer gesunden Stichprobe
(N = 23) verändert sind. Erstmalig wurden dabei nicht nur die Affekte Freude und Trauer, sondern auch Angst, Ekel, Wut und Überraschung untersucht. Weiterhin wurde den Probanden erstmals affektives Stimulusmaterial präsentiert, das neben Mimik von Erwachsenen auch die Mimik von Kindern zeigte. Beiden Gruppen wurden zunächst psychometrische Fragebögen vorgelegt. Anschließend wurde die faziale Mimikry-Reaktion mittels EMG-Ableitung der fazialen Muskeln Zygomaticus major sowie Corrugator supercilii gemessen, während den Probanden affektexpressives mimisches Stimulusmaterial der sechs Basisaffekte präsentiert wurde. Zudem wurde die subjektiv erlebte Intensität von Affekten während des Betrachtens des Stimulusmaterials mittels Fragebogeneinschätzungen erhoben.
Es zeigte sich, dass die faziale Mimikry in der Gruppe depressiver Patienten deskriptiv deutlich schwächer ausgeprägt war als in der gesunden Kontrollgruppe. Die Gruppe der depressiven Studienteilnehmenden zeigte eine signifikant schwächere Mimikry in den Bedingungen Freude, Überraschung, Ekel und Wut. Keine signifikant schwächere Mimikry-Reaktion zeigte sich für Trauer und Angst. Unter Berücksichtigung des
TAS-20-Summenwerts zur Einschätzung alexithymer Symptomatik zeigten sich die Gruppenunterschiede als nicht mehr signifikant. Bei Ausdifferenzierung des Stimulusmaterials nach Erwachsenen- und Kinderbildern zeigte sich, gemittelt über alle Probanden, in Reaktion auf Kinderbilder eine stärkere Aktivierung des M. Zygomaticus bei Trauer, Ekel, Wut und Überraschung. Es zeigte sich zudem, dass die depressive Gruppe mit dem M. Zygomaticus schwächer auf durch Kindergesichter präsentierte Trauer, Wut und Überraschung reagierte. Dies wurde als abgeschwächte Wirkung des Kindchenschemas interpretiert. Die Beurteilung des Affekterlebens durch die Probanden während des Betrachtens der Stimuli zeigte, dass bei Depression hedonische Affekte (Freude und Überraschung) weniger intensiv wahrgenommen wurden.
Zusammenfassend kann man sagen, dass Depression und Alexithymie die Ausprägung der fazialen Mimikry zu behindern scheinen. Bei den depressiven Patienten konnte neben einer schwächeren Mimikry bestimmter Affekte eine Abschwächung der Zygomaticus-Aktivierung im Sinne einer reduzierten Wirkung des Kindchen-Schemas gezeigt werden. Außerdem schien bei den depressiven Patienten das subjektive Gefühlserleben der hedonischen Affekte reduziert zu sein. Dadurch könnten soziale Interaktionen behindert sein und die depressionstypische Symptomlast verstärkt werden. Außerdem könnten die Eltern-Kind-Bindung sowie die kindliche, psychologische Entwicklung beeinträchtigt werden. In zukünftigen klinischen Interventionsstudien wäre zu prüfen, ob die faziale Mimikry gezielt gefördert werden kann und so die depressionstypische Symptomatik, der Grad der Alexithymie, die soziale Interaktion und das subjektive Gefühlserleben positiv beeinflusst werden könnten.

This study investigated whether and to what extent facial mimicry and emotional experience in depressive patients (N = 26) are altered in comparison to a healthy sample (N = 23). For the first time, not only joy and sadness, but also the affects fear, disgust, anger and surprise were investigated. In addition, affective stimuli included, besides facial expressions of adults, facial expressions of children. Psychometric questionnaires were initially presented to both groups. While affect-expressive mimic stimuli of the six basic affects were presented to the subjects, the facial mimicry reaction was measured by EMG derivation of the facial muscles zygomaticus major and corrugator supercilii. In addition, the experienced intensity of affects while viewing the stimuli was assessed.
It was found that facial mimicry was weaker in the group of depressed patients than in the healthy control group. The depressive patients showed a significantly weaker facial mimicry in the conditions joy, surprise, disgust and anger, whereas no significantly weaker mimicry reaction was shown for sadness and fear. Considering the
TAS-20 sum score for the assessment of alexithymic symptoms, group differences were no longer significant. When the stimulus material was differentiated according to adult and child images, all subjects showed a stronger zygomaticus-activation for presented sadness, disgust, anger and surprise in response to child images. Further analysis showed that the depressed patients reacted less to sadness, anger and surprise presented by children's faces. This was interpreted as a weakened baby schema effect. The evaluation of the emotional experience by the test subjects while watching the stimuli showed that hedonic affects (joy, surprise) were perceived less intensively by the depressive patients.
In summary, depression and alexithymia seem to impede facial mimicry. In depressive patients, a weaker mimicry of certain affects as well as a weakening of the zygomaticus-activation in the sense of a reduced effect of the baby schema could be shown. Furthermore, in the group of depressive patients the subjective emotional experience of hedonic affects seems to be reduced. As a result, social interactions may be impaired on the one hand, and on the other hand the depression’s typical symptom may be increased. In addition, bonding between parents and child as well as the child's psychological development may be impeded. In future clinical trials it should be examined whether facial mimicry can be promoted and thus the depression-typical symptoms, the degree of alexithymia, social interaction and subjective emotional experience can be positively influenced.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:25.11.2020
Dateien geändert am:25.11.2020
Promotionsantrag am:04.06.2020
Datum der Promotion:19.11.2020
english
Benutzer
Status: Gast
Aktionen