Dokument: Stillratgeber in Großbritannien zwischen 1900 und 1930: Eine medizinhistorische Analyse

Titel:Stillratgeber in Großbritannien zwischen 1900 und 1930: Eine medizinhistorische Analyse
Weiterer Titel:Beastfeeding advice in Great Britain between 1900 and 1930: a medical history analysis
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20201209-084258-9
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Ahluwalia, Marie [Autor]
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Dateien vom 17.11.2020 / geändert 17.11.2020
Beitragende:Prof. Dr. Vögele, Jörg [Gutachter]
Univ.- Prof. Dr. med. Ruckhäberle, Eugen [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Stillen ist zweifelsohne die beste Ernährungsform für Säuglinge. Die aktuellen Empfehlungen der WHO und der UNICEF propagieren exklusives Bruststillen für Säuglinge in den ersten sechs Lebensmonaten. Die statistisch erhobenen aktuellen Stillquoten jedoch zeigen, dass die Umsetzung dieser Empfehlungen im globalen Vergleich stark variiert: Während 2014 in Deutschland durchschnittlich 22,4 Prozent der Neugeborenen gestillt wurden, waren es in England weniger als ein Prozent. In den weniger entwickelten Nationen hingegen wurden weitaus höhere Stillquoten beobachtet. In Indien lag die Stillquote beispielsweise bei 44 Prozent.
Die vorliegende Dissertation, Stillratgeber in Großbritannien zwischen 1900 und 1930: Eine medizinhistorische Analyse’ zeigt eine Darstellung der Situation bei der Säuglingsernährung im Großbritannien des frühen 20. Jahrhunderts auf. Die Signifikanz der damaligen Situation in Großbritannien erlaubt auf Grund der historischen Komponente ein tiefes Verständnis für die Säuglingsernährung in der heutigen Zeit. Darüber hinaus untersucht diese Arbeit die Stillempfehlungen im frühen 20. Jahrhundert, da eine Aufarbeitung von Stillempfehlungen Einblicke in die Entwicklung der Ratgeberliteratur bis zum heutigen Tage ermöglicht. Der Fokus dieser Untersuchung liegt auf der medizinischen Lehrmeinung, den Stillempfehlungen und damit einhergehenden popularisierten Inhalten. Hierbei werden auch die Intentionen der Ärzteschaft im Rahmen der Kampagnen bei der Säuglingsfürsorge analysiert.
Als Quellenmaterial für diese medizin-historische Untersuchung wurden populäre Still-Ratgeber britischer Herkunft im Zeitraum zwischen 1900 und 1930 gewählt. Anhand derer konnten mittels qualitativer und quantitativer Inhaltsanalysen Erkenntnisse über den chronologischen Wandel bei den Stillempfehlungen herausgearbeitet werden. Dabei ließ sich auch ein Bezug zu den Veränderungen in den sozio-ökonomischen Normen beobachten.
Zusammenfassend hat sich ergeben, dass die Still-Empfehlungen des untersuchten Zeitraumes eine hohe Kongruenz mit den heutigen Empfehlungen in der Säuglingsernährung aufweisen. Der damalige Stand der medizinischen Lehrmeinung beschränkte sich insbesondere auf die gesundheitlichen Vorteile für das Kind durch Infektionsschutz. Daran anschließend ergaben sich auch die popularisierten Inhalte sowie die Hauptintention der Autorenschaft: Durch einen hygienischeren Umgang mit den Still-Alternativen sollten Infektionskrankheiten, welche damals wie heute für den größten Teil der Säuglingsmortalität verantwortlich sind, reduziert werden. Darüber hinaus zeigt die chronologische Betrachtung eine Annäherung der Autoren an die Bedürfnisse des Lesers hinsichtlich des Umgangs mit Still-Problemen und Still-Empfehlungen. In ihren Empfehlungen orientierten sich die Autoren auch an den damals gängigen sozialen Normen; so ist die damals gängige Alternativnahrung der Tiermilch als ein Hauptbestandteil der Literatur zu werten.
Auf die heutige Situation übertragen ergibt sich: Gesellschaftliche Gegebenheiten müssen berücksichtigt werden, um den Rezipienten zielführend beraten zu können. Praxisbewährte Autoren können sich zudem näher an den Bedürfnissen ihrer Leserinnen orientieren. Mitarbeiter, die sich mit der Praxis und den landestypischen Umständen auskennen, beraten bei Initiativen zur Still-Förderung zielgerichtet im Sinne einer effektiven Gesundheitsförderung. Unter Berücksichtigung der Effizienz der untersuchten Ratgeber-Literatur und aktuellen Studien wird deutlich, dass beratende Maßnahmen in weniger entwickelten Ländern einen wichtigen Beitrag zur Still-Förderung und einer Reduktion der Morbidität leisten.

Breastfeeding without a doubt is the best form of nutrition for new born babies. The WHO and UNICEF are recommending exclusive breastfeeding for upto six months. Actual global breastfeeding rates show a wide variation: while in 2014 22.4 percent of new born babies in Germany were breastfed – this figure in Great Britain is below one percent. On average higher breast feeding rates are observed in less developed countries. In India 44 percent of new borns are breast fed.


This dissertation ‘Breast feeding advice literature in Great Britain between 1900 and 1930: a medical history analysis’ illustrates the situation of infant nutrition in Great Britain in the early 20th century. This dissertation explores breastfeeding advice in the early 20th century, as more detailed insights into breast feeding advice allows better understanding for infant nutrition today. The focus of the research is based on the state of medical knowledge, breast feeding advice and popular opinions on infant nutrition at this time. In this context the intention of the medical profession with regards to infant welfare campaigns is explored.

Popular breast feeding literature from Great Britain published between 1900 and 1930 has been selected as source material for this medical history analysis. Using qualitative and quantitative content analysis chronological changes in breastfeeding behaviour can be shown. Furthermore a link to changes in socio-economical norms can be observed.

In summary the analysis shows high congruency of breast feeding recommendation back in the day and today. The state of medical knowledge at this time is mostly limited to the benefits of the reducing the risk of infection for the child. Popular content and intention of the authors is mostly build on this: Hygienic handling of breast milk alternatives are preventing infections. Infections which were the main reason for infant mortality and still are the leading cause. The chronological view shows a convergence of the authors and the needs of the readers with regards to breast feeding problems and breast feeding recommendations. Authors are aligning their recommendations with social norms of this time. For instance breastmilk alternatives like animal produce are main component of advice literature.

Applied to today’s situation: Social norms must be considered in order to effectively advice the reader. Authors with hands on experience can tailor their advice closer to the needs of the reader. Health care professionals, who are familiar with practical aspects and local as well as social norm, can offer the best suitable advice. The efficiency of the source materials and recent study outcomes in the field of health promotion, underline the importance of breast feeding advice especially in less developed countries as part of the overall strategy to increase breastfeeding rates and reduce mortality.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Geschichte der Medizin
Dokument erstellt am:09.12.2020
Dateien geändert am:09.12.2020
Promotionsantrag am:02.03.2020
Datum der Promotion:16.09.2020
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