Dokument: Handverletzungen bei schwerverletzten Patienten. Ergebnisse einer Analyse des TraumaRegisters der DGU

Titel:Handverletzungen bei schwerverletzten Patienten. Ergebnisse einer Analyse des TraumaRegisters der DGU
Weiterer Titel:Hand injuries in severely injured patients. Results of an analysis of the DGU's Trauma Register
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=54708
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20201113-111306-6
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Friesen, Denis [Autor]
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Dateien vom 09.11.2020 / geändert 09.11.2020
Beitragende:Prof. Dr. Schädel-Höpfner, Michael [Gutachter]
Prof. Dr. Bernhard, Michael [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Um Koinzidenz, Ausmaß und Versorgung von Handverletzungen beim Schwerverletzten zu analysieren, wurde diese systematische Datenauswertung des TraumaRegisters® DGU durchgeführt. Aktuell liegen keine Studien über dem Evidenzlevel IV zu dieser Thematik vor.
Der Zeitraum der auszuwertenden Daten wurde von 2002 bis einschließlich 2012 definiert. Die Einschlusskriterien waren Europäischer Raum, ISS > 16 und digital vorliegende Daten ohne Altersbeschränkung. Dadurch konnte aus über 122.000 registrierten Daten ein Datenpool von 63.184 erhoben werden. Innerhalb dieses Kollektivs wiesen 3.161 Fälle eine Handverletzung auf.
Nach Auswertung der vorliegenden Daten liegt eine Handverletzung in ca. 5% aller Unfälle vor und obwohl die erfaßte Fallzahl von Verletzten im TraumaRegister® DGU von Jahr zu Jahr steigt, bleibt die Anzahl der Handverletzung relativ konstant bei 5,0%. Zwei Drittel des in die Untersuchung eingeschlossenen Kollektives aller Schwerverletzter waren männlich. Ein wesentlicher geschlechterspezifischer Unterschied im Bezug auf das Vorliegen einer Handverletzung ging aus den Daten nicht hervor. Bei schwerverletzten Kindern steigt die Wahrscheinlichkeit einer Handverletzung vor allem ab dem elften Lebensjahr. Bei Erwachsenen liegt der Gipfel um das fünfunddreißigste Lebensjahr. In Abhängigkeit vom Unfallhergang erleiden schwerverletzte Verkehrsteilnehmer und dabei vor allem die schwerverletzten Motorradfahrer häufiger eine Handverletzung.
Liegt eine schwerverletzte Region in unmittelbarer Nähe zu Hand, z.B. bei einer Verletzung von Thorax oder oberer Extremität, ist es wichtig, an die Möglichkeit einer vorliegenden Handverletzung zu denken und nach dieser gezielt zu suchen. Auch bei geringer Verletzungsschwere weiter entfernter Körperbereiche zur Hand und intakten Reflexen, ist das Vorliegen einer Handverletzung wahrscheinlicher.
Eine übersehene, spät erkannte und verspätet oder sogar nicht therapierte Handverletzung könnte für den Patienten weitreichende Folgen haben. Diese können in Form von bleibenden Funktionseinschränkungen, einer reduzierten Lebensqualität, eigen- und gesamtwirtschaftlichen Schäden und höheren Gesundheitskosten vorliegen. Aus unseren Daten lässt sich ableiten, dass in ca. 10% der Fälle die Verletzung verzögert erkannt wird. Welche bleibenden Einschränkungen und wirtschaftliche Folgen dies konkret hat, kann durch die vorliegende Analyse leider nicht beantwortet werden. Festzuhalten ist, dass eine Verletzung der Hand bei Schwerverletzten in ca. 5% der Fälle vorliegt und deshalb nach Handverletzungen bei der Untersuchung im Schockraum gezielt gesucht werden sollte. Auch kommt der Erfahrung des Untersuchers eine wesentliche Bedeutung zu, da ein routinierter Untersucher eine Verletzung eher erkennen wird, sodass Schulungen und standardisierte Abläufe wesentlich dazu beitragen können, die Rate verspätet gestellter Diagnose zu senken.
Die Überlebenschancen eines Schwerverletzten sind trotz steigender Unfallzahlen in den letzten Jahren deutlich verbessert worden. Deshalb geht es langfristig nicht nur darum, einem Schwerverletzten das Leben zu retten, sondern auch darum, nach erfolgreicher Akutversorgung die adäquate Behandlung der nicht lebensbedrohlichen Verletzungen, unter denen solche der Hand einen besonderen Stellenwert einnehmen, sicherzustellen. Dazu gehören eine frühzeitige und optimale Diagnostik und Therapie ebenso, wie die spätere gezielte Rehabilitation. Nur im Rahmen eines umfassenden und zielgerichteten Konzeptes können eine gute Lebensqualität für den Patienten erreicht, die berufliche und private Integration ermöglicht und der wirtschaftliche Schaden so gering wie möglich gehalten werden.

In order to develop a diagnostic concept and more precise data for the incidence of hand injuries in the severely injured, this systematic data analysis of the TraumaRegister® DGU was carried out. There are currently no studies above evidence Level IV on this topic.
The period of the data to be evaluated was defined from 2002 up to and including 2012. The inclusion criteria were European area, ISS > 16, and digitally available data without age restriction. As a result, a data pool of 63.184 could be collected from over 122.000 registered data. Within this collective, 3.161 cases of hand injuries were reported.
According to the evaluation of the available data, a hand injury is present in approximately 5% of all accidents and although the number of registered cases in the TraumaRegister® DGU increases from year to year, the number of hand injuries remains relatively constant at 5%. Two thirds of the collective surveyed were male. The data did not reveal any significant gender-specific difference in the presence of a hand injury. In seriously injured children, the likelihood of a hand injury increases, especially from the age of 11. In adults, the peak is around the age of thirty-five. Depending on the course of the accident, severely injured road users and especially severely injured motorcyclists are more likely to suffer a hand injury.
If a seriously injured region is in the immediate vicinity to the hand e.g. thorax or upper extremity, it is important to think about the possibility of an existing hand injury and to look for it specifically. Even with minor injuries to distant parts of the body and intact reflexes, the presence of a hand injury is more likely.
An overlooked, late recognized and too late or even untreated hand injury could have far-reaching consequences for the patient. These can take the form of permanent functional restrictions, a reduced quality of life, damage to the economy as a whole, and higher health costs. From our data it can be deduced that the injury is recognized with a delay in approx. 10% of the cases. Unfortunately, the present analysis cannot answer what permanent restrictions and economic consequences this has. It should be noted that there is an injury to the hand in severely injured people in approx. 5% of the cases and therefore hand injuries should be specifically searched for in the shock-room. The experience of the examiner is also of crucial importance, since an experienced examiner is more likely to recognize an injury, so that training and standardized procedures can make a significant contribution to lowering the rate of late diagnosis.
The survival chances of a severely injured person have improved significantly in recent years, despite the increasing number. Therefore, in the long term it is not just about saving the life of a severely injured person, but also about ensuring, after successful acute care, the adequate treatment of non-life-threatening injuries, among which those of the hand are of particular importance. This includes early and optimal diagnostics and therapy as well as later targeted rehabilitation. It is only within the framework of a comprehensive and targeted concept that a good quality of life for the patient can be achieved, which enables professional and private integration and the economic damage can be kept as low as possible.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:13.11.2020
Dateien geändert am:13.11.2020
Promotionsantrag am:21.11.2013
Datum der Promotion:03.11.2020
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