Dokument: Krankheitsmodifizierende Therapien in der Stillzeit - Daten aus dem Deutschen Multiple Sklerose und Kinderwunschregister

Titel:Krankheitsmodifizierende Therapien in der Stillzeit - Daten aus dem Deutschen Multiple Sklerose und Kinderwunschregister
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20200730-110158-7
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Ciplea, Andrea Ines [Autor]
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Dateien vom 22.07.2020 / geändert 22.07.2020
Beitragende:Prof. Dr. med. Läer, Stephanie [Gutachter]
Prof. Dr. med. Hellwig, Kerstin [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Krankheitsmodifizierde Therapien zur Behandlung der Multiplen Sklerose besitzen keine Zulassung zur Anwendung in der Stillzeit, einzige Ausnahme sind seit kurzem Interferon-beta Präparate.
Die vorliegende Arbeit beschreibt die Auswertung von Daten aus dem Deutschen Multiple Sklerose und Kinderwunschregister von unter Interferon-beta, Glatirameracetat, Natalizumab, Rituximab, oder Ocrelizumab gestillten Kindern, Blut- und Muttermilchmessungen von Natalizumab, sowie Messungen von Cladribin und Monomethylfumarat in der Muttermilch. Ziel ist es, die Sicherheit verschiedener krankheitsmodifizierender Therapien in der Stillzeit zu bewerten.
Zunächst werden im ersten Abschnitt Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche zum Übergang der verschiedenen Arzneistoffe in die Muttermilch und zur Exposition während der Stillzeit beschrieben. Da Interventionsstudien an stillenden Patientinnen ethisch nicht vertretbar sind, liegen kaum Daten vor, die Wissenslücke ist dementsprechend groß.
Im zweiten Abschnitt werden die Häufigkeiten diverser gesundheits- und entwicklungsbezogener Studienendpunkte im ersten Lebensjahr von Kindern, die unter Interferon-beta oder Glatirameracetat gestillt wurden, mit denen gesunder deutscher Referenzpopulationen verglichen. Es zeigt sich bei keinem Ausgang ein signifikanter Unterschied zwischen der exponierten Kohorte und der entsprechenden Referenzpopulation.
Im dritten Abschnitt werden Gesundheit und Entwicklung von Kindern, die unter den monoklonalen Antikörpern Natalizumab, Rituximab oder Ocrelizumab gestillt wurden beschrieben und in Vergleich erwarteter Referenzwerte gesetzt. Ferner werden Ergebnisse der Bestimmung von Natalizumab in der Muttermilch, sowie im mütterlichen und kindlichen Blut beschrieben. Es zeigen sich keine schädlichen Effekte die auf eine Antikörperexposition über die Muttermilch zurückgeführt werden können. Kinder, die auch schon während des 3. Schwangerschaftstrimesters Natalizumab ausgesetzt waren, hatten ein geringeres Geburtsgewicht und wurden häufiger mindestens einmal hospitalisiert. Nach der ersten bzw. vierten postpartalen Natalizumabinfusion sind nur geringe Spiegel in der Muttermilch vorhanden, im Blut der Säuglinge ist Natalizumab nach der ersten Infusion nicht nachweisbar.
Im vierten und fünften Abschnitt werden die Konzentrationen von Cladribin und Monomethylfumarat (Hauptmetabolit von Dimethylfumarat) in humaner Muttermilch untersucht. Das Ausmaß des Übergangs dieser Stoffe stellt sich als gering heraus.
Zusammenfassend zeigen diese Daten, dass das Stillen unter Interferon-beta, Glatirameracetat, Natalizumab, Rituximab oder Ocrelizumab für Säuglinge im ersten Lebensjahr wahrscheinlich sicher ist. Bei Kindern, die unter monoklonalen Antikörpern gestillt werden, sollten sicherheitshalber Blutbildkontrollen erfolgen.
Nach einer Cladribinbehandlung könnte eine kürzere Stillpause, als aktuell in der Fachinformation angegeben, ausreichend sein. Die niedrigen Spiegel von Monomethylfumarat in der Muttermilch könnten darauf hindeuten, dass das Stillen und eine Dimethylfumaratbehandlung für eine begrenzte Zeit vereinbar sein könnten.
Die niedrigen Fallzahlen lassen aber bisher keine endgültige Bewertung zu und sollten durch größere Kohorten bestätigt werden.

Disease modifying therapies to treat multiple sclerosis are not approved for use during breastfeeding, the only exception are interferon- preparations which received the label extension recently.

The present work describes the data analysis of infants breastfed under interferon-, glatiramer acetate, natalizumab, rituximab or ocrelizumab, concentration analysis of natalizumab in maternal and infant blood and breast milk, as well as concentration analysis of cladribine and monomethylfumarate in breast milk. The aim is to assess the safety of different disease modifying therapies if used during lactation.

In the first part of this thesis, the results of a literature review on transfer of disease modifying therapies into breast milk and on exposure during breastfeeding are presented. Ethics naturally excludes interventional studies on lactating women, thus there are hardly any safety data available.

In the second part, the occurrence of various infant outcomes during the first year of life of children breastfed under interferon- or glatiramer acetate are compared to general German reference populations. No statistically significant differences were observed between these groups.

In the third part, infant outcomes during the first year of life of children breastfed under natalizumab, rituximab or ocrelizumab are described and as far as possible compared to general German reference populations. In addition, natalizumab concentrations in breast milk, maternal and infant blood are presented. No negative impact attributable to breastmilk exposure was observed. Infants exposed to natalizumab also during the third trimester of pregnancy had a lower birth weight and were more often hospitalized at least once. Natalizumab concentration in breast milk is low after the first and the fourth postpartum infusion, in infant blood the drug is not detectable after the first infusion.
In the fourth and fifth part of this thesis, concentrations of cladribine and monomethyl fumarate (main metabolite of dimethyl fumarate) in breast milk are presented. The transfer into human milk turns out to be very low for both substances.

In conclusion, these results indicate that maternal interferon-, glatiramer acetate, natalizumab, rituximab or ocrelizumab treatment during breastfeeding is probably safe for infants during the first year of life. In infants breastfed under monoclonal antibodies blood counts should be performed.
After cladribine treatment a shorter withdrawal period than stated in the drug label might be sufficient. Due to the low concentration of monomethyl fumarate in mother milk dimethyl fumarate treatment might be compatible with breastfeeding in some cases for a limited time period.
Since case numbers are still very small no final assessment can be made yet.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Mathematisch- Naturwissenschaftliche Fakultät » WE Pharmazie » Klinische Pharmazie und Pharmakotherapie
Dokument erstellt am:30.07.2020
Dateien geändert am:30.07.2020
Promotionsantrag am:30.04.2020
Datum der Promotion:22.06.2020
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