Dokument: Die dorsale SIG-Innervation - Eine Grundlagenstudie
Titel: | Die dorsale SIG-Innervation - Eine Grundlagenstudie | |||||||
Weiterer Titel: | The dorsal SIJ-Innervation | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=52362 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20200225-094905-3 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Kampsen, Christina [Autor] | |||||||
Dateien: |
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Beitragende: | Prof. Dr. med. Filler, Timm [Gutachter] PD Dr. med. Felsberg, Jörg [Gutachter] | |||||||
Stichwörter: | ISG, sacroiliacal, Innervation | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibungen: | Trotz der hohen Prävalenz von Beschwerden im Bereich des Sakroiliakalgelenks (SIG) ist die Innervation dieses Gelenks nur unzureichend erforscht. Aufgrund dieses Wissenstandes und vor dem Hintergrund der enormen klinischen Bedeutung war eine detaillierte Untersuchung der dorsalen Innervation des SIG indiziert. Die hier vorliegende Studie fokussiert dabei auf die Nervenversorgung des dorsalen Bandapparates und der dorsalen Gelenkkapsel als Quellen schmerzhafter SIG-Prozesse. Auf dieser Basis wurden anschließend die Zugangswege therapeutischer Interventionen evaluiert.
Dazu wurde die dorsale Innervation des SIG und seines Bandapparates an zehn Formaldehyd-fixierten Körperspenden (7 männliche und 3 weibliche Körperspenden zwischen 61 und 101 Jahren) analysiert. Die zur Verfügung stehenden Wirbelsäulen wurden vom zwölften Brustwirbel bis zum Steißbein freipräpariert und auf makroskopisch sichtbare Nerven untersucht. Hierbei aufgefundene Nerven wurden zu ihren Ursprungssegmenten zurückverfolgt und der bestehenden Literatur gegenüber gestellt. Zusätzlich wurden bei drei Körperspendern drei Nerven und jene Gelenkbänder, die von diesen Nerven durchzogen wurden, histologisch sowie immunhistochemisch aufgearbeitet. Die vorliegende Untersuchung zeigt eine dorsale Innervation des SIG und seines dorsalen Bandappartes in unterschiedlicher Häufigkeit aus den Rami dorsales L2 bis S5 sowie einem kokzygealen Segment. Dabei wiesen 6 von 10 Körperspendern eine Innervation aus lumbalen Segmenten auf. In einigen Fällen fand zwischen den aufgefundenen Nerven ein Faseraustausch im Sinne eines dorsalen lumbosakralen Nervengeflechts statt. Darüberhinaus trat bei keinem der untersuchten Präparate eine gleichförmige Innervation des SIG auf. Nicht nur zwischen den Körperspendern sondern auch intraindividuell zeigten sich deutliche Seitenunterschiede. Sowohl lumbal als auch sakral fand sich eine Häufung der gefundenen Nerven auf der linken Körperhälfte. Zusätzlich wiesen drei untersuchte Präparate einen Nerven aus L3 auf, der das Facettengelenk L2-L3 überzog. Die anschließende histologische Untersuchung der entnommen Spinalnerven L5, S1 und S3 sowie umgebender Ligamente zeigte myelinisierte und unmyelinisierte Fasern mit einem Durchmesser von maximal 2mm. Unter Abgabe feiner Äste zogen sie durch derbe Bindegewebszüge, parallel zum Kollagen verlaufend. Zusätzlich fanden sich rezeptive Endstrukturen innerhalb der Gelenkbänder, die am ehesten Mechanorezeptoren darstellen. Die vorliegende Studie zeigt erstmals eine dorsale Innervation des SIG aus den oberen Lumbalsegmenten L2 bis L4. In der Literatur lassen sich bislang lediglich Angaben zur dorsalen SIG-Innervation aus den Segmenten L5 bis S4 finden. Durch die langen Verläufe der Nerven mit Ursprung aus den oberen Lumbalsegmenten erhöht sich in diesem Bereich das Risiko von Nervenreizsyndromen, die im Sinne einer Schmerzprojektion als Schmerz im SIG wahrgenommen werden. So sind zum Beispiel Nervenverläufe über lumbale Facettengelenke zu nennen, die in der vorliegenden Studie beobachtet wurden. Somit kann diese hohe lumbale SIG-Innervation eine bislang unbekannte Ursache für die hohe Anzahl therapierefraktärer SIG-Schmerzen darstellen. Dadurch ergeben sich gleichzeitig neue therapeutische Ansatzpunkte bei therapierefraktären SIG-Beschwerden wie beispielsweise höhere lumbale Injektionsverfahren. Die zusätzlichen histologischen Untersuchungen bestätigen eine Innervation des dorsalen Bandapparates des SIG durch die makroskopisch aufgefundenen Nerven. Darüberhinaus zeigen die aufgefundenen rezeptiven Endstrukturen im Bereich der Bänder, dass der Bandapparat des SIG eine wesentlich Quelle schmerzhafte Prozesse in diesem Bereich sein kann. Somit sind auch periartikuläre Injektionsverfahren in den dorsalen Bandapparat des SIG bei SIG-Beschwerden sinnvoll.In spite of the high prevalence of sacroiliac pain, the exact nerve supply of the Sacroiliac Joint (SIJ) is still unknown. In the scientific literature, we only found information about a dorsal innervation from L5 to L4. This investigation concentrated on the nerve supply of the dorsal ligament structures as the main source of pain, in order to re-evaluate the current approaches to injection. For this purpose, 17 SIJ from formaldehyde-fixed adult human body donors (3 females, 7 males, in the age of 61 to 101 years) underwent a dissection from the twelfth thoracic vertebra down to the coccyx. The courses and bony landmarks of the traced nerves pulling into the SIJ were identified. Subsequent, all observed nerves were compared with the current literature about the sacroiliac joint innervation. In addition, three nerves (from L5, S1, and S3) and their innervated ligaments were examined histologically and immunohistochemically. Our examination showed a dorsal sacroiliac joint innervation with varying frequency from the spinal segments L2 to S5. Additionally, no body doner showed a uniform innervation: For one thing, we found significant interindividual differences. On the other hand, there were also large intra-individual side differences. Thereby, the left side was more innervated than the right one. Besides, three body donors showed nerves which circumvent exostoses of the lumbar facet joint L2/L3. The histological investigation showed myelinated and unmyelinated nerve fibers with a maximum diameter of 2mm running parallel to the collagen bundles. Furthermore, we found receptive structures in the ligaments, which correspond most closely to mechanoreceptors. We found an innervation of the SIJ from the upper lumbar segments from L2 to L4. In the scientific literature, there is the only information about a dorsal SIJ innervation beginning at L5 down to S4. Consequently, it is possible that an upper lumbar nerve irritation causes pain the SIJ (nerve compression). As a result, a higher lumbar course of the innervation of the SIJ might be a reason for the high number of therapy failure rates and could be a new therapeutic approach. The supplementary histological investigations confirm that the dorsal ligamentous apparatus of the SIJ can be a source of SIJ diseases. Consequently, periarticular injections also can be an effective treatment. | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Anatomie I | |||||||
Dokument erstellt am: | 25.02.2020 | |||||||
Dateien geändert am: | 25.02.2020 | |||||||
Promotionsantrag am: | 16.07.2019 | |||||||
Datum der Promotion: | 06.02.2020 |