Dokument: Spätfolgen der Radiochemotherapie bei Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich

Titel:Spätfolgen der Radiochemotherapie bei Patienten mit Tumoren im Kopf-Hals-Bereich
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20200214-103552-3
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Spreen, Nadja [Autor]
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Dateien vom 28.01.2020 / geändert 28.01.2020
Beitragende:Prof. Dr. med Bölke Edwin [Gutachter]
PD Dr. Wagenmann, Martin [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Hintergrund: Die Radiochemotherapie ist ein wichtiges Therapieelement der Behandlung von Patienten mit Tumoren im Kopf und Hals. Die Tumorkontrolle konnte durch Hinzunahme von Chemotherapie und alternativen Bestrahlungsformen verbessert werden, jedoch nahmen auch die Nebenwirkungen zu. Eine der Nebenwirkungen ist die Dysphagie, welche einen negativen Einfluss auf die Lebensqualität der Patienten besitzt und deshalb bestmöglich minimiert werden sollte.

Ziel der Arbeit: Die Spätfolgen der Radio- oder Radiochemotherapie im Kopf-Hals-Bereich sollten erfasst und Risikofaktoren für das Auftreten der Dysphagie Grad 2 – 4, Mundtrockenheit Grad 3 – 4, Kauschwierigkeiten Grad 3 nach LENT/SOMA, Gewichtsverlust über 5 Prozent und PEG-Abhängigkeit identifiziert werden. Darüber hinaus sollten klinische und therapeutische Faktoren, die Einfluss auf die Überlebensraten der Patienten zeigen, untersucht werden.

Patienten und Methodik: Es wurde Patienten ermittelt, die wegen eines Tumors im Kopf-Hals-Bereich eine Radio- oder Radiochemotherapie an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Uniklinikums Düsseldorf erhalten hatten. Für alle Patienten wurden klinische Risikofaktoren erhoben und Überlebenskurven erstellt. Des Weiteren wurden potenzielle Risikoorgane des Schluckaktes in Planungs-CT-Bilder eingezeichnet. Ein eigens für diese Studie entworfener Fragebogen zu Spätfolgen der Radiochemotherapie wurde von Patienten ausgefüllt. Die Antworten der Fragebögen wurden deskriptiv ausgewertet. Angaben zu Dysphagie, PEG-Abhängigkeit, Kauschwierigkeiten, Mundtrockenheit und Gewichtsverlust wurden als Endpunkte mit klinischen Risikofaktoren und Bestrahlungsdosen der Risikoorgane uni- und multivariat in einer binär logistischen Regression ausgewertet.

Ergebnisse: Bei 129 Patienten (88 Männer, 41 Frauen, Durchschnittsalter bei Diagnosestellung 60,2 Jahre) konnten Überlebenskurven erstellt werden. Auf das Überleben zeigten ECOG Status und BMI bei Bestrahlungsbeginn, Cetuximabgabe, IMRT, TNM-Stadium, Alkoholabusus und PEG-Gebrauch sowie PEG-Anlagezeitpunkt den größten Einfluss.
Von 129 Patienten beantworteten 43 den erstellten Fragebogen. Die Befragung fand durchschnittlich 51 Monate nach Therapieende statt. In der deskriptiven Analyse zeigte sich, dass 10 von 43 Patienten unter Schluckstörungen Grad 2 – 4 nach LENT/SOMA litten. 3 Patienten nutzten regelmäßig eine PEG-Sonde zur Nahrungsaufnahme. 13 von 43 Patienten klagten über Mundtrockenheit Grad 3 – 4. Gewichtsverlust über 5 Prozent gaben 13 Patienten an. Schwierigkeiten beim Kauen Grad 3 zeigte sich bei 6 Patienten.
In der univariaten, binär logistischen Regression erwiesen sich für den Endpunkt Dysphagie die Bestrahlungsdosen der Risikoorgane Mundhöhle, Gingivaschleimhaut und M. constrictor pharyngis superior sowie IMRT, PEG-Anlagezeitpunkt und Cetuximabgabe als signifikant. In der Multivariat-Analyse verbleibt die Bestrahlung der unteren Gingivaschleimhaut signifikant.

Diskussion und Schlussfolgerung: Die Spätfolgen der Radiotherapie waren in unserer Studie vor allem von den Bestrahlungsdosen der am Schluckakt beteiligten Organe abhängig. Auch in der Literatur hatten diese den größten Einfluss. Insbesondere die Bestrahlung des superioren M. constrictor pharyngis wurde dort als entscheidend gewertet. In unserer Studie war die Bestrahlung des Risikoorgans Gingivaschleimhaut für die Entwicklung von Dysphagie Grad 2 – 4 nach LENT/SOMA der ausschlaggebende Risikofaktor. Aufgrund der kleinen Teilnehmerzahl sollte unsere Studie als Anstoß für weitere Untersuchungen dienen, um zu überprüfen, ob der Einfluss in größeren Studien bestätigt werden kann und ob die Bestrahlungsdosis von Anteilen der Gingivaschleimhaut reduzierbar ist, ohne eine verminderte Bestrahlung des Zielvolumens zu riskieren.
Durch die Identifizierung der Risikofaktoren ECOG Status und BMI bei Bestrahlungsbeginn, Cetuximabgabe, IMRT, TNM-Stadium, Alkoholabusus, PEG-Gebrauch und PEG-Anlagezeitpunkt kann zukünftig das Überleben der Patienten besser eingeschätzt werden.

Background and purpose: Radiochemotherapy is a common treatment in patients with head and neck cancer. Due to these therapies tumour control has been improved but also side effects have increased. Especially dysphagia is influencing the quality of patients’ lives.
The purpose of our study was to determine late side effects in general and influencing factors for dysphagia grade 2 – 4 according to LENT/SOMA scale, dryness of the mouth grade 3 – 4, chewing difficulties grade 3 – 4, weight loss of more than 5 % body weight and gastric feeding tube dependence. Besides that clinical and therapeutic factors were examined to find their impact on overall survival.

Patients and methods: The study population was composed of head and neck cancer patients who had received radiotherapy or radiochemotherapy at the Düsseldorf University Hospital. Clinical factors were collected for the entire population and survival curves were generated. Organs at risk were defined and delineated at CT scans.
A questionnaire on late side effects concerning the swallowing progress was answered by a smaller study sample. Correlations were evaluated between patient rated complains on dysphagia, dryness of the mouth, chewing difficulties, weight loss and gastric feeding tube dependence on one hand and clinical factors and radiation doses of organs at risk on the other hand.

Results: Survival curves were generated for 129 patients (88 men, 41 women, mean age at diagnosis: 60.2 years). The greatest influence on survival had ECOG performance status, body mass index at the beginning of radiation, use of Cetuximab, IMRT, TNM classification, alcohol abuse and gastric feeding tube use as well as date of feeding tube insertion.
A study sample of 43 patients answered the questionnaire on late adverse events at an average of 51 months after therapy. 10 in 43 patients reported on dysphagia grade 2 – 4 according to LENT/SOMA scale. 3 patients used a feeding tube on a regular basis. 13 in 43 patients suffered from dryness of the mouth grade 3 – 4 according to LENT/SOMA scale. 13 patients reported weight loss of more than 5 % body weight. Chewing difficulties were observed in 6 patients.
On univariate, binary logistic regression radiation doses of oral cavity, gingival mucosa and superior pharyngeal constrictor as well as IMRT, date of feeding tube insertion and use of Cetuximab were significant influencers on the occurrence of dysphagia.
On multivariate, binary logistic regression radiation dose of gingival mucosa remained significant.

Conclusions: The degree of radiation dose concerning organs of deglutition had the greatest influence on late adverse events. Other studies have found similar results and have given the superior pharyngeal muscle a major role. In our study the radiation dose of gingival mucosa was the main predictor for dysphagia grade 2 – 4.
Due to the small study population we think that our study can be seen as an impulse for further investigation. Greater samples need to examine whether the dose of gingival mucosa can be reduced without risking success of tumour control.
Patients’ survival can be estimated more accurately by identifying risk factors like ECOG performance status, body mass index at the beginning of radiation, use of Cetuximab, IMRT, TNM classification, alcohol abuse and gastric feeding tube use as well as date of feeding tube insertion.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:14.02.2020
Dateien geändert am:14.02.2020
Promotionsantrag am:13.05.2019
Datum der Promotion:09.01.2020
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