Dokument: Hochfrequente Oszillationen im Nucleus ventralis intermedius thalami (VIM) bei Patienten mit unterschiedlichen Tremorerkrankungen

Titel:Hochfrequente Oszillationen im Nucleus ventralis intermedius thalami (VIM) bei Patienten mit unterschiedlichen Tremorerkrankungen
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20191016-093621-9
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Schnitzler, Sarah [Autor]
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Dateien vom 08.10.2019 / geändert 08.10.2019
Beitragende:Prof. Dr. Vesper, Jan [Gutachter]
Univ.-Prof. Dr. med. Rieder, Harald [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Untersuchungen der letzten Jahre zeigen, dass neuronale Oszillationen unterschiedlicher Frequenzen eine Rolle in der Pathophysiologie neurologischer Bewegungsstörungen spielen.
Bei Tremorsyndromen wie dem Parkinson-Ruhetremor oder dem Essentiellen Tremor (ET) wird typischerweise eine Kopplung niederfrequenter neuronaler Oszillationen im Thalamus um 4-10 Hz mit dem Tremor-Elektromyogramm beobachtet. Beta-Oszillationen (13-30 Hz) im Nucleus subthalamicus korrelieren dagegen mit der Akinese bei Parkinson-Patienten. Interessanterweise wurde kürzlich gezeigt, dass Beta-Oszillationen an hochfrequente Oszillationen (HFO) zwischen 200 und 400 Hz gekoppelt sind. Deren funktionelle Bedeutung ist bislang jedoch noch weitgehend unklar.
Ziel dieser Arbeit war es, weitere Erkenntnisse über die Bedeutung von HFO beim Menschen zu gewinnen. Insbesondere sollte untersucht werden, ob HFO auch außerhalb der Basalganglien nachgewiesen werden können und ob das Auftreten von HFO krankheitsspezifisch ist. Dazu wurden Patienten mit verschiedenen Tremorsyndromen untersucht, bei denen aus klinisch-therapeutischer Indikation eine Tiefe Hirnstimulation (THS) im Nucleus ventralis intermedius (VIM) des Thalamus durchgeführt wurde.

Das operative Vorgehen im Rahmen der THS bietet die Möglichkeit, neuronale Oszillationen aus dem Thalamus oder anderen subkortikalen Strukturen zu untersuchen. Dafür werden von intraoperativen Mikro-/Makroelektroden, während des Vorschiebens zum zuvor, mittels Bildgebung, ermittelten stereotaktischen Zielpunkt, lokale Feldpotenziale (LFP) abgeleitet und später analysiert.
Im Rahmen dieser Arbeit wurden 22 Patienten mit unterschiedlichen Tremorformen untersucht, die aufgrund ihrer Tremorerkrankung eine Operation zur Implantation von Elektroden zur unilateralen oder bilteralen THS im VIM erhielten: ET (n=16), Parkinson-Tremor (n=3), Holmes-Tremor (n=2) und dystoner Tremor (n=1). Intraoperativ wurden LFP abgeleitet und auf das Vorkommen von HFO untersucht. Die Ableitungen erfolgten mit bis zu 5 Mikro-/Makroelektroden, die gleichzeitig zum stereotaktischen Zielpunkt vorgeschoben wurden. 11 Patienten waren während der Ableitungen wach und in Ruhe, 11 waren in Intubationsnarkose.

Insgesamt wurden LFP von 40 VIM-Kernen in die Analysen einbezogen. Dabei lag der Fokus der Analyse auf HFO über 150 Hz. HFO konnten in allen untersuchten Kernen gefunden werden. Dabei konnten langsame/slow HFO (sHFO) im Bereich 200-300 Hz und schnelle/fast HFO (fHFO) im Bereich 300-500 Hz beobachtet werden. Eine genauere Analyse der Patienten mit ET ergab, dass HFO häufiger in medialen als in anderen Elektrodentrajekten detektiert wurden. Die höchsten HFO-Amplituden lagen bei 4 mm oberhalb des stereotaktischen Zielpunktes. Außerdem hing die Art des Auftretens der HFO von der Art der Ableitelektrode ab: sowohl Mikro- als auch Makroelektroden zeichneten fHFO auf, aber nur die Makroelektroden zeichneten zusätzlich auch sHFO auf, die über mehrere Tiefen und Kanäle hinweg beobachtet werden konnten. Eine signifikante Beta-HFO Phasen-Amplituden-Kopplung oder eine Modulation der HFO durch die Anästhesie konnte nicht beobachtet werden.

Zusammenfassend konnte gezeigt werden, dass HFO im motorischen Teil des Thalamus beim Menschen in zwei Frequenzbereichen als sHFO und fHFO vorkommen, die unterschiedlich von Mikro- und Makroelektroden erfasst werden. HFO sind nicht spezifisch für eine der hier untersuchten Tremorerkrankungen und sind räumlich nicht gleichmäßig im VIM verteilt. Insgesamt stimmen die Ergebnisse mit anderen Studien überein, die gezeigt haben, dass HFO in verschiedenen Erkrankungen und subkortikalen Strukturen vorkommen. Dieses krankheitsunspezifische Auftreten lässt vermuten, dass HFO Teil der physiologischen Hirnaktivität sind.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:16.10.2019
Dateien geändert am:16.10.2019
Promotionsantrag am:11.12.2018
Datum der Promotion:20.08.2019
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