Dokument: Öffentliche Finanzierungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen in der Marktwirtschaft - Eine ordnungspolitische Analyse anhand von Zielen, Instrumenten und Trägern

Titel:Öffentliche Finanzierungshilfen für kleine und mittlere Unternehmen in der Marktwirtschaft - Eine ordnungspolitische Analyse anhand von Zielen, Instrumenten und Trägern
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20190814-090530-0
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Schiefer, Roland [Autor]
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Dateien vom 03.08.2019 / geändert 03.08.2019
Beitragende:Prof. Dr. Michler, Albrecht [Gutachter]
Prof. Dr. Thieme, H. Jörg [Gutachter]
Stichwörter:KMU-Förderung, Ordnungspolitik, Finanzierungshilfen, Subventionen, KMU, Marktwirtschaft, Small Business Administration, KfW
Dewey Dezimal-Klassifikation:300 Sozialwissenschaften, Soziologie » 330 Wirtschaft
Beschreibung:Gegenstand der vorliegenden Arbeit ist die Untersuchung von KMU-Finanzierungshilfen unter ordnungspolitischen Aspekten. Sowohl in Deutschland als auch in den USA haben KMU bzw. SME ein hohes volkswirtschaftliches Gewicht, während in Deutschland der umfangreiche Begriff des Mittelstands eine Besonderheit darstellt. In beiden Ländern existieren auf Bundesebene vielfältige finanzielle Förderangebote, die in Deutschland zum großen Teil von der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) und in den USA von der Small Business Administration (SBA) bereitgestellt werden, wobei man auch dezentrale Akteure einbezieht. Die Förderung in Deutschland ist intensiver und politisch weniger umstritten als die in den USA.

Während die ordoliberalen Vordenker und die Vertreter des Konzepts der Sozialen Marktwirtschaft den KMU bzw. dem Mittelstand eine wichtige Rolle in der Marktwirtschaft für Wettbewerb und Wohlstand einräumen, wird die Vergabe von Subventionen insb. aus ordoliberaler Sicht kritisch gesehen und rahmensetzenden Maßnahmen Vorrang gegeben. Befürworter von Fördermaßnahmen argumentieren mit gesamtwirtschaftlich positiven Aspekten von KMU und größenbedingten Nachteilen bzw. Marktversagenstatbeständen, die ihre Entwicklung erschwerten.

KMU-Finanzierungshilfen sind überwiegend als Subventionen zu betrachten, deren Eingriffsintensität stärker oder schwächer ausfallen kann. Sie sollten eine Reihe an Grundsätzen und Leitlinien genügen, die an Subventionen i.A. gestellt werden.

Das von Grossekettler entwickelte Maßnahmen-Legitimations-(ML)-Schema ermöglicht eine strukturierte Herangehensweise zur Ermittlung von geeigneten, erforderlichen und verhältnismäßigen wirtschaftspolitischen Maßnahmen. Neben den Mitteln werden mit dem ML-Schema auch die Ziele auf ihre Legitimation im marktwirtschaftlichen System hin analysiert und die idealen Träger bestimmt.

Zu wichtigen Programmen auf Bundesebene in Deutschland und den USA werden zunächst ihre Ziel-Mittel-Träger-Grundstrukturen herausgearbeitet. Hieraus werden Tendenzen in den beiden Ländern abgeleitet und miteinander verglichen. Dabei zeigt sich v.a., dass in beiden Ländern ein Bündel an Zielen mit einem vielfältigen Angebot an finanziellen Instrumenten durch die Bundesebene verfolgt wird.

Die in der Praxis ermittelten Ziele, bestehend aus einem Finalziel und mehreren Teilzielen, fließen sodann in eine Prüfung mittels ML-Schema ein, sodass Aussagen zu ihrer Legitimation getroffen und eine ordnungspolitisch sinnvolle Sollsituation hinsichtlich ihrer Realisierung dargestellt werden können. Als Instrumente werden zum einen die zur Behebung der Marktversagensproblematik in der Literatur vorgeschlagenen Maßnahmen und zum anderen die grundständigen Finanzierungshilfen herangezogen. Die Effektivitätsprüfung erfolgt indiziengestützt und wird ggf. um empirische Ergebnisse ergänzt. Bei der Erforderlichkeitsprüfung werden die marktwirtschaftlichen Kosten des Instrumenteneinsatzes qualitativ abgeschätzt und in eine Reihenfolge gebracht. Die Frage der Verhältnismäßigkeit ist einer Objektivierung nur schwer zugänglich und wird daher behelfsmäßig mit vereinfachenden Annahmen bearbeitet.

Im Ergebnis können die KMU-förderpolitischen Teilziele nur als legitim betrachtet werden, sofern sich Marktversagen feststellen lässt, das KMU an ihren Aktivitäten finanziell behindert. Hierfür gibt es teilweise begründete Anhaltspunkte in der Literatur. Teilweise sind eher größenbedingte Nachteile als Marktversagen anzunehmen. Hinweise auf spezielle Schwierigkeiten, die allgemeine KMU-Finanzierungsschwierigkeiten überlagern, gibt es in den Bereichen Gründung, Innovation und Export. Hierzu passt die Beobachtung, dass in der Praxis zahlreiche eigenständige Programme für diese Bereiche existieren.

Hinsichtlich der Mittel zeigt sich mit der Praxis übereinstimmend der Bedarf einer Vielzahl an Instrumenten, die alle einen Teil zur Problemlösung beitragen können. Demgegenüber gibt es nicht das eine Instrument zur Behebung der KMU-spezifischen Finanzierungsnachteile. Dabei sollten Finanzierungshilfen allenfalls zur Ergänzung von rahmensetzenden Maßnahmen eingesetzt werden, wenn deren Wirkung allein nicht ausreicht. Durch Instrumentenvariationen, wie z.B. dem Fordern von Eigenanteilen oder privater Kofinanzierung, können Anreizkompatibilitäten hergestellt und die marktwirtschaftlichen Kosten gesenkt werden. Hierzu finden sich in der Praxis bereits einige Varianten wieder.

Bei der Frage der Trägerwahl sprechen einige Punkte für die Verankerung der finanziellen KMU-Förderung auf Bundesebene. Durch die Einbindung dezentraler und privater Akteure in die Programmabwicklung können ebenfalls marktwirtschaftliche Kosten gesenkt werden. So macht es z.B. mehr Sinn, dass die Unterstützung von regionalen Förderinstitutionen mittels Darlehen erfolgt, während die KMU dezentral Beteiligungskapital erhalten, anstelle dass die öffentliche Hand selbst zentral Beteiligungen eingeht. Grundsätzlich existieren auch solche Ansätze bereits in der Praxis, sollten aber stringenter verfolgt werden.

Zur Etablierung einer nachhaltig ordnungspolitisch unbedenklichen KMU-Förderung empfiehlt sich eine klarere Orientierung an der Struktur und den Grundsätzen des ML-Schemas, das nach Zielen, Mitteln und Trägern separiert. Damit einher ginge ein vermutlich schlankeres, übersichtlicheres und effizienteres Fördersystem, in dem v.a. Überschneidungen und Doppelungen vermieden und Nutzen und Kosten für die Bürger transparent dargestellt würden. Im Zuge von Änderungen hinsichtlich der Finanzierungserfordernisse, Weiterentwicklungen an den Finanzmärkten und technischem Fortschritt könnten längerfristig ggf. Rahmenförderungen die Finanzierungshilfen komplett ersetzen.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät » Volkswirtschaftslehre
Dokument erstellt am:14.08.2019
Dateien geändert am:14.08.2019
Promotionsantrag am:15.11.2017
Datum der Promotion:18.01.2019
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