Dokument: Gehirnanatomie, "life-history" und Kognition - Experimentelle komparative Studien an zwei Modellorganismen

Titel:Gehirnanatomie, "life-history" und Kognition - Experimentelle komparative Studien an zwei Modellorganismen
Weiterer Titel:Neuroanatomy, life history and cognition - experimental comparative studies on two animal models
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=50232
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20190820-141917-9
Kollektion:Publikationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Habilitation
Medientyp:Text
Autor:Dr.rer.nat.habil. Mehlhorn, Julia [Autor]
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Dateien vom 15.07.2019 / geändert 15.07.2019
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibung:Neukaledonienkrähen (Corvus moneduloides) und Brieftauben (Columba livia f.d.) repräsentieren zwei Modellorganismen für die Neuro- und Kognitions-wissenschaften. Beide Arten zeigen spezifische kognitive Fähigkeiten. Bei den Neukaledonienkrähen ist es die Fähigkeit zur Werkzeugherstellung und deren Gebrauch, wobei sie auch in der Lage sind, kausale Zusammenhänge zu erkennen. Bei den Brieftauben sind es herausragende Orientierungs- und Navigationsfähigkeiten im Sinne einer "spatial cognition“.
In den vorliegenden Arbeiten konnte erstmalig die Gehirnarchitektur beider Arten morphometrisch im Detail erfasst werden. Parallel dazu wurde gezeigt, dass beide Arten in ihren kognitionspezifischen Hirnarealen volumetrisch exakt erfassbare Größenanpassungen aufweisen. Bei den Neukaledonienkrähen zeigte sich dies vor allem in relativen Vergrößerungen assoziativer Hirnareale wie dem Mesopallium und dem striatopallidalen Komplex. Die Brieftauben zeigten eine relative Vergrößerung des Hippocampus als Kernstück für die Verarbeitung räumlicher Informationen und des Bulbus olfactorius als sinnesverarbeitende Struktur, dessen Informationen für die Orientierung genutzt werden. Umfangreiche Experimente mit den Brieftauben belegten einen eindeutigen Einfluss von (Navigations-) Erfahrung auf den Hirnbau, und zwar insbesondere auf den Hippocampus. Tiere ohne Navigationserfahrung weisen einen kleineren Hippocampus auf als Tiere mit Navigationserfahrung. Zudem ist das Gehirn von Tieren mit Navigationserfahrung stärker lateralisiert, das heißt, es gibt mehr (volumetrische) Rechts-Links-Unterschiede. Das spricht für eine effizientere Verarbeitungsweise, da neuronale Schaltkreise nur in einer Hemisphäre ablaufen und unnötige Verdoppelungen sowie mögliche Interferenzen reduziert oder sogar vermieden werden. Bei experimentellen Untersuchungen in der Skinner-Box zum Einfluss von Erfahrung auf die Orientierungsfähigkeit im zweidimensionalen Raum zeigten auch hier Tiere ohne Navigationserfahrung prinzipiell schlechtere (Orientierungs-) Leistungen, insbesondere bei monokularen Sichtbedingungen. Die letzte Untersuchung machte deutlich, dass die Interpretation von realen Navigationsleistungen in Form von Flugdaten kritischer erfolgen muss als bisher angenommen, da sich ein deutlicher Einfluss von sozialen Parametern wie Geschlecht, Paarungs- oder Brutstatus auf die Heimkehrmotivation und damit Flugeffizienz zeigte. Zusammenfassend konnten umfangreiche neuroanatomische Vergleiche zwischen Neukaledonienkrähen und Brieftauben angestellt werden, die kognitions- bzw. verhaltensspezifische Anpassungen belegten. Die Untersuchungen zur Plastizität und Lateralisation des Gehirns zeigten im weiteren einen deutlichen Einfluss der individuellen „Life-History“ sowohl auf die Anatomie des Gehirns als auch auf die kognitive Leistungsfähigkeit der jeweiligen Individuen.
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Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Anatomie I
Dokument erstellt am:20.08.2019
Dateien geändert am:20.08.2019
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