Dokument: Zahnbehandlungsangst im Zusammenhang mit partnerschaftlicher Bindung und Kindheitstraumata- eine klinische Studie

Titel:Zahnbehandlungsangst im Zusammenhang mit partnerschaftlicher Bindung und Kindheitstraumata- eine klinische Studie
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URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20190213-114917-1
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Wilke, Laura [Autor]
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Dateien vom 06.02.2019 / geändert 06.02.2019
Beitragende:Prof. Dr. Dr. Tress, Wolfgang [Gutachter]
Icks, Andrea [Gutachter]
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Zahnärztinnen und Zahnärzte sind täglich mit den Zahnbehandlungsängsten ihrer Patienten unterschiedlichster Intensität konfrontiert und stehen vor der Aufgabe eines adäquaten Umgangs mit ihnen. Studien zufolge erleben 60-80% ein angespanntes Gefühl vor dem Zahnarztbesuch, 5-15% leiden unter pathologisch hoher Zahnbehandlungsangst, sodass sie sich nur bei starken Schmerzen überwinden können, zahnärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Im zahnärztlichen Notdienst wird klar, wie schwerwiegend die Sanierungsdefizite dieser Patienten sind und was für weitreichende Folgen sich aus ihrer Angst ergeben.
Angesichts der Zahlen und der fatalen Folgen stellt sich die Frage, ob diese Angst ein isoliertes Krankheitsbild ist oder es Kofaktoren und Korrelate gibt, die die Entstehung dieser Angst erklären und den Verlauf beeinflussen. Es ist denkbar, dass es Zusammenhänge zwischen Zahnbehandlungsangst und der aktuellen Bindung an den Partner, sowie in der Kindheit erlittenen interpersonellen Traumata gibt.
In der präsentierten Arbeit wurde dieser Hypothese nachgegangen, inwieweit die aktuelle Bindung an den Partner mit Zahnbehandlungsangst zusammenhängt und ob in der Kindheit erlittene interpersonelle Traumata im messbaren Zusammenhang mit dieser Angst stehen. In einem Nebenstrang dieser Arbeit sollte darüber hinaus untersucht werden, ob sich Zusammenhänge zwischen Kindheitstraumata und partnerschaftlicher Bindung zeigen.
111 Probanden, die in der Westdeutschen Kieferklinik des Universitätsklinikum Düsseldorf und in einer Zahnarztpraxis behandelt wurden, nahmen an der Studie teil. Mit standardisierten Fragebögen wurden soziodemografische Daten, das Ausmaß der Zahnbehandlungsangst, die Bindung an den Partner (anteilige Messung der Dimensionen Vermeidung und Angst) und erlittene interpersonelle Kindheitstraumata (fünf Skalen der Kindheitstraumatisierungen- emotionaler und körperlicher Vernachlässigung, sowie emotionalem, körperlichem und sexuellem Missbrauch) erfasst.
Zwei Drittel der untersuchten Patienten (67%) waren als nicht ängstlich einzustufen, das andere Drittel teilte sich zu fast gleich großen Anteilen in Patienten mit mittlerer Ausprägung ihrer Angst (17%) und hoch ängstliche Patienten (16%).
Entgegen der Erwartungen zeigte sich, dass Zahnbehandlungsangst weder mit den beiden Bindungsdimensionen noch mit den fünf Skalen zu Kindheitstraumatisierungen signifikant korreliert. Zahnbehandlungsangst erwies sich damit als unabhängig von der aktuellen Bindung an den Partner und von Erinnerungen an traumatischen interpersonelle Erfahrungen in der Kindheit. In Bezug auf die Nebenfragestellung zeigte sich allerdings, dass Bindung und Kindheitstraumata miteinander assoziiert sind. Bindungsvermeidung korreliert positiv mit emotionaler und körperlicher Vernachlässigung. Bindungsangst korrelierte signifikant mit emotionalem Missbrauch. Die Befunde verweisen darauf, dass Zahnbehandlungsangst als ein spezifisches, von der aktuellen Bindung an den Partner und von den erlebten Kindheitstraumata unabhängiges Krankheitsbild einzuordnen ist. Das Erleben und Verhalten in der aktuellen Paarbeziehung ist allerdings an traumatische interpersonelle Erfahrungen in der Kindheit gebunden.
Aus den Befunden ergeben sich Implikationen für die psychotherapeutische Behandlung pathologischer Zahnbehandlungsangst. Da sich die zu untersuchende Angst dieser Studie als unabhängig von der Partnerbindung und Erinnerungen an Kindheitstraumata erwies, scheinen therapeutische Ansätze, die eine Ausarbeitung interpersoneller Probleme umfassen, nicht indiziert zu sein. Angemessen sind vielmehr Programme, die auf die Reduzierung dieser spezifischen Angst fokussieren, so vor allem verhaltenstherapeutische Strategien inklusive der Technik der Reizkonfrontation.

On a daily basis, dentist have to deal with the patient’s anxieties concerning dental treatment. The varying intensity levels of patients’ anxieties make it difficult to find the right way of handling each patient appropriately. According to studies, 60-80% of patients have a feeling of tension before visiting a dentist, 5-15% suffer from pathological fear of dental treatments and would only visit a dentist in case of severe pain. During dental emergency services it is revealed that the lack of proper dental treatment that is caused by anxieties has strong negative effects on the patient’s teeth conditions. Looking at the numbers and the fatal consequences, there is the question whether dental anxiety is an isolated symptom, or whether there are more cofactors that are related to the emergence and development of this anxiety.
It is possible that there are correlations between dental treatment anxiety and the current relationship status or interpersonal childhood traumata. Therefore, this paper examines the hypothesis whether there is a significant connection between dental treatment anxiety and the current relationship status, as well as childhood traumata. In a secondary hypothesis the paper analyzes whether there is a connection between the current relationship status, as well as interpersonal childhood traumas.
The 111 participants of this study were all patients of the “Westdeutsche Kieferklinik des Universitätsklinikum Düsseldorf“ and a dentist near by Düsseldorf. Through standardized surveys the participants had to provide following information: sociodemographic data, the degree of dental treatment anxiety, the level of attachment to their partner (partial measurement of the dimensionsto avoid fear) and the suffered interpersonal childhood traumas (fivelevels of childhood trauma, emotional and physical neglect and emotional, physical or psycologycal abuse).
Two thirds of the participants (67%) were classified as not anxious, the other third was almost equally divided into medium anxiety (17%) and high anxiety level (16%). Opposing the initial hypothesis, dental treatment anxiety has no significant correlation with either the two dimensions of bonds nor with the five levels of childhood traumas.Dental treatment anxiety was identified to be independent of the current level of attachment to the partner and memories of interpersonal childhood traumas.
Concerning the secondary hypothesis it has found out that the relationship status and childhood traumas are associated with each other. Avoidance of personal bonds correlates positively with emotional and physical neglect. Fear of bonding or attachment correlates significantly to emotional abuse.
The results indicate that dental treatment anxiety can be classified as a symptom that is isolated from the current level of attachment to the partner and experienced interpersonal childhood traumas. However, the experience and behavior in the current relationship is related to experiences of interpersonal childhood traumata. Based on the results, there are implications for the psychotherapeutically treatment of pathological dental treatment anxiety. Since this study identified this anxiety as independent from current level of attachment to the partner and interpersonal childhood traumas, it seems like therapeutic treatments that include a reprocessing of interpersonal problems are not indicated. More appropriate are programs that specifically focus on the reduction of dental treatment anxiety through strategies of behavioral therapy including confrontation of stimuli.
Lizenz:In Copyright
Urheberrechtsschutz
Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät
Dokument erstellt am:13.02.2019
Dateien geändert am:13.02.2019
Promotionsantrag am:06.06.2018
Datum der Promotion:05.02.2019
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