Dokument: Ernährung und ernährungsbedingte Erkrankungen bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland

Titel:Ernährung und ernährungsbedingte Erkrankungen bei Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland
Weiterer Titel:Nutrition and nutritional diseases among people with Turkish background in Germany
URL für Lesezeichen:https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=47827
URN (NBN):urn:nbn:de:hbz:061-20181115-084245-5
Kollektion:Dissertationen
Sprache:Deutsch
Dokumententyp:Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation
Medientyp:Text
Autor: Sert, Dilan Sinem [Autor]
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Dateien vom 12.11.2018 / geändert 12.11.2018
Beitragende:Prof. Dr. Dragano, Nico [Gutachter]
Prof. Dr. Kuß, Oliver [Gutachter]
Stichwörter:Türkeistämmige, Ernährung, Ernährungsbedingte Erkrankungen, NAKO, Preteststudie
Dewey Dezimal-Klassifikation:600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit
Beschreibungen:Hintergrund: Türkeistämmige bilden innerhalb der Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland die größte Gruppe. Sie haben einen großen Einfluss auf die Gesamtprävalenz von Krankheiten in der gesamtdeutschen Bevölkerung. Dennoch fehlen Studien über ihre gesundheitliche Situation, Prävalenzen chronischer Krankheiten und spezifische Risikofaktoren. Die Ernährung hat einen maßgeblichen Einfluss auf die Entwicklung chronischer Krankheiten und wird sowohl durch den Migrationshintergrund als auch den sozioökonomischen Status beeinflusst. Ein rechtzeitiges Ansetzen kultursensibler Präventionsstrategien, die der Aufklärung und der Information der türkeistämmigen Bevölkerung dient, kann ernährungsbedingte chronische Krankheiten vorbeugen. Hierzu werden aber Daten aus empirischen Studien benötigt.
Fragestellungen: In dieser Arbeit werden empirische Untersuchungen zu einer Reihe von Fragestellungen in diesem Kontext durchgeführt. Wie ernähren sich Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland? Welche ernährungsbezogenen Risikofaktoren bzw. Erkrankungen liegen vor? Welche migrationsspezifischen und weiteren soziodemographischen Merkmale stehen in Zusammenhang mit ernährungsbezogenen Risikofaktoren bzw. Erkrankungen?
Methodik: Ausgewertet wurden Daten von 635 türkeistämmigen Probanden aus einer epidemiologischen Querschnittsstudie (P1-Studie). In die Analysen wurden die fünf Variablengruppen Soziodemographie, Sozioökonomie, Migration, Ernährung und Erkrankung einbezogen. Zu den soziodemographischen Merkmalen zählen neben Alter und Geschlecht die Haushaltsgröße, das Haushaltsnettoeinkommen und die Partnerschaft. Als zentrale migrationsspezifische Merkmale wurden die Generationenzugehörigkeit (erste oder zweite nach Geburtsort), der Migrationsstatus (Lebenszeit in Deutschland), Sprachkenntnisse, das Heimatgefühl und die Religiosität verwendet. Die Verzehrhäufigkeiten und Verzehrmengen von Lebensmittelgruppen wurden kombiniert zu Ernährungseinzelindikatoren, die aus dem Food-Frequency-Questionnaire des Robert-Koch-Instituts stammen. Verwendet wurden einmal Indikatoren für mediterrane Ernährung (u.a. Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Vollkornprodukte) und einmal Indikatoren für problematische Lebensmittelgruppen (z.B. Fleisch, Fast-Food, zuckerhaltige Erfrischungsgetränke, Weißbrot). Als biomedizinische Merkmale wurden der BMI, der HbA1c, der durchschnittliche systolische Blutdruck, Diabetes mellitus, Fettstoffwechselstörungen und KHK verwendet.
Ergebnisse: Insgesamt erreicht mindestens die Hälfte der Befragten die täglichen mediterranen Ernährungsempfehlungen, darunter ist ein hoher Anteil an Befragten mit hohem Haushaltsnettoeinkommen. Die Überschreitung der täglichen Menge an gesundheitlich problematischer Kost zeigt sich bei den Befragten mit niedrigem Bildungsstand und niedrigem Haushaltsnettoeinkommen. Der migrationsspezifische Vergleich zeigt, dass ein höherer Anteil der Befragten mit Heimatgefühl für die Türkei und der Befragten der ersten Generation mehr Fleisch und mehr zuckerhaltige Erfrischungsgetränke konsumieren, während ein größerer Anteil der Befragten mit Heimatgefühl für Deutschland und der Befragten der zweiten Generation mehr Döner, Hamburger und Weißbrot verzehren. Die Prävalenz für den unerkannten Diabetes bei Türkeistämmigen ist höher als in der gesamtdeutschen Bevölkerung. Obwohl 90% der Befragten keinen Typ-2-Diabetes angegeben haben, weist ein Drittel von ihnen abnormale HbA1c-Werte auf. Insgesamt haben 12,6% der Befragten einen Typ-2-Diabetes. Im Vergleich dazu liegt die gesamtdeutsche Prävalenz für Typ-2-Diabetes bei 7,2%.
Diskussion: Das Etablieren kultursensibler Präventions- und Informationsstrategien in die Patientenversorgung ist besonders wichtig, denn fortlaufende Differenzen und Unverständnis gegenüber türkeistämmigen Patienten bergen zukünftige psychosomatische Erkrankungen, Fehlbehandlungen und Therapieabbrüche. Der Migrationshintergrund geht mit gesundheitlichen und sozioökonomischen Risiken einher, birgt aber auch Chancen, insbesondere, wenn empfohlene Ernährungsmuster vorliegen. Damit kultursensible Präventionsmaßnahmen vor Krankheitsbeginn angesetzt werden können muss die Bevölkerung über ernährungsbedingte Risikofaktoren frühzeitig informiert werden.
Schlussfolgerung: Die türkeistämmige Bevölkerung stellt eine heterogene Gruppe dar. Für zukünftige wissenschaftliche Ausarbeitungen und die Entwicklung kultursensibler Präventionsstrategien ist es entscheidend, die Heterogenität der Migrationsgeschichte im Zusammenhang mit dem sozioökonomischen Status zu berücksichtigen.

Background: People with Turkish origin constitute the largest group within the population with migration background in Germany. They have a huge influence on the overall disease prevalences within the total German population. Nevertheless studies about their health situation, their chronic disease prevalences and specific risk factors are missing. Nutrition has a significant influence on the development of chronic diseases and nutrition itself is influenced by migration background as well as socioeconomic status. A timely use of culturally sensitive prevention strategies, that serve to educate and to inform the people with Turkish background, could prevent nutrition related chronic diseases. For this data of empirical studies are needed.
Questioning: In this study empirical surveys addressing a set of scientific issues in this context are conducted. How do people with Turkish origin feed on in Germany? Which nutrition related risk factors or diseases are present? Which migration specific and other sociodemographic factors are associated to nutrition related risk factors or diseases?
Methods: Data from 635 probands with Turkish origin from an epidemiological cross-sectional study were evaluated (P1-Study). The analysis covers five groups of variables: Demographic, socioeconomic, migration, nutrition and diseases. Age, gender, household size, net household income and partnership were included to the demographic variables. The generation to which they belong (first or second depending on place of birth), migration status (their lifetime in Germany), language skills, sense of home and their religiosity were used as migration specific key characteristics. The frequency of consumption and quantity of consumption which come from the Food-Frequency-Questionnaire of the Robert-Koch-Institut were combined to single nutrition indicators. Nutrition indicators were used for mediterranean diet (fruits, vegetables, legumes, whole grains) and also for problematic nutrition (meat, fast-food, sugary soft drinks). BMI, HbA1c, average systolic pressure, diabetes mellitus, dyslipidemia and CHD were used as biomedical characteristics.
Results: On total more than a half of the probands reach the daily mediterranean nutrition recommendations, among those is a huge percentage of probands with high net household income. The daily recommended quantity of problematic nutrition was exceeded by probands with low education and low net household income. Migration specific comparison shows higher consumption of meat and sugary soft drinks within probands of the first generation and within probands with a sense of home for Turkey while there is higher consumption of doner, hamburger and white bread within probands of the second generation and within probands with a sense of home for Germany. People with Turkish origin have higher prevalence of undiagnosed diabetes mellitus than the total German population. Although 90% of the probands declared they have no diabetes mellitus one third of them has abnormal HbA1c-levels. In total 12,6% of all probands have a diagnosed diabetes mellitus. In comparison the overall prevalence of diabetes mellitus in the total German population is at 7,2%.
Discussion: Establishing culturally sensitive prevention and information strategies are particularly important because ongoing differences and lack of understanding towards people with Turkish origin lead to risk of further psychosomatic diseases, faulty treatment and therapy discontinuations. A migration background is associated with health and socioeconomic risks but also offers opportunities especially if recommended dietary patterns are present. In order to deploy culturally sensitive prevention measures ahead of diseases the population has to be informed precariously about nutrition related risk factors.
Conclusion: People with Turkish origin are a heterogeneous group. For future scientific studies and to establish and develop culturally sensitive prevention measures it is essential to consider the migration background in relation with their socioeconomic status.
Lizenz:In Copyright
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Fachbereich / Einrichtung:Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Medizinische Soziologie
Dokument erstellt am:15.11.2018
Dateien geändert am:15.11.2018
Promotionsantrag am:08.11.2018
Datum der Promotion:08.11.2018
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