Dokument: Lebensaltersschätzung anhand der Konzentration von advanced glycation end products (AGEs) in Dentin
Titel: | Lebensaltersschätzung anhand der Konzentration von advanced glycation end products (AGEs) in Dentin | |||||||
URL für Lesezeichen: | https://docserv.uni-duesseldorf.de/servlets/DocumentServlet?id=47786 | |||||||
URN (NBN): | urn:nbn:de:hbz:061-20181112-085818-9 | |||||||
Kollektion: | Dissertationen | |||||||
Sprache: | Deutsch | |||||||
Dokumententyp: | Wissenschaftliche Abschlussarbeiten » Dissertation | |||||||
Medientyp: | Text | |||||||
Autor: | Greis, Florian [Autor] | |||||||
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Beitragende: | Prof. Dr. Ritz-Timme, Stefanie [Gutachter] Prof. Dr. rer. nat. Janda, Ralf [Gutachter] | |||||||
Dewey Dezimal-Klassifikation: | 600 Technik, Medizin, angewandte Wissenschaften » 610 Medizin und Gesundheit | |||||||
Beschreibungen: | Durch eine starke Zunahme grenzüberschreitender Migration gewinnt das Thema „Lebensaltersschätzung“ in der Rechtsmedizin zunehmend an Bedeutung; dies gilt insbesondere für die forensische Altersdiagnostik bei Lebenden. Eine weitere wichtige Indikation für Lebensaltersschätzungen ist die Identifizierung unbekannter Leichen.
Während in der Wachstumsperiode morphologische Veränderungen eine relativ zuverlässige Grundlage für Altersschätzungen bieten, stellen im Erwachsenenalter molekulare Alterungsprozesse eine bessere Basis dar. Eine mittlerweile in der forensischen Praxis etablierte Methode zur molekularen Altersschätzung basiert auf der in-vivo-Razemisierung von L-Asparaginsäureresten (aspartic acid racemization, AAR) in Wurzeldentin. Ziel der vorliegenden Arbeit war die Prüfung der Frage, ob die Akkumulation von advanced glycation end products (AGEs) in Dentin als Basis für die Entwicklung einer weiteren, unabhängigen Altersschätzungsmethode nutzbar ist, die dann als Ergänzung einer Altersschätzung auf Basis der AAR an derselben Gewebsprobe angewandt werden könnte. Es war zu prüfen, ob ein Zusammenhang zwischen der Konzentration von Pentosidin (eines der am besten beschriebenen AGEs) und dem chronologischen Lebensalter besteht, und wenn ja, ob dieser eng genug ist, um als Basis für forensische Altersdiagnostik zu dienen. Hierzu wurden die Pentosidinkonzentrationen im Wurzeldentin 64 gesunder Zähne von Probanden mit bekanntem Alter bestimmt und der Zusammenhang zwischen den ermittelten Pentosidinkonzentrationen und dem Lebensalter geprüft. Neben gesunden Zähnen wurden kariöse Zähne, Zähne mit pinkfarben verfärbtem Dentin („pink teeth“), Zähne von Personen mit Diabetes mellitus sowie erhitzte Zähne untersucht, um mögliche Einflüsse auf die Pentosidinkonzentration in Dentin zu identifizieren. In 23 Fällen wurde neben der Pentosidinkonzentration auch der Razemisierungsgrad von Asparaginsäure (AAR) bestimmt. Die Pentosidinkonzentration in gesundem Wurzeldentin wies eine enge Beziehung zum chronologischen Lebensalter auf (r = 0,94). Zwischen dem Razemisierungsgrad von Asparaginsäure in gesundem Wurzeldentin und dem chronologischen Lebensalter bestand eine noch engere Beziehung (r = 0,97). Im Dentin der kariösen und erhitzten Zähne sowie der Zähne der Probanden mit Diabetes mellitus wurden teils Pentosidinkonzentrationen festgestellt, die deutlich von den altersentsprechenden Werten des Kollektivs der gesunden Zähne abwichen; für die AAR war dies bei den kariösen und erhitzten Zähnen ebenfalls zu beobachten. Im Hinblick auf die enge Korrelation zwischen den Pentosidinkonzentrationen in gesundem Wurzeldentin und dem chronologischen Lebensalter ist festzustellen, dass die Bestimmung der Pentosidinkonzentrationen im Dentin als Grundlage für forensische Lebensaltersschätzungen dienen kann. Theoretisch könnte die kombinierte Bestimmung von Pentosidinkonzentration und AAR ermöglichen, methodenspezifische Schwächen beider Methoden zu erkennen bzw. auszuschließen. Weil die AGE-basierte Methode jedoch, ebenso wie die Altersschätzung aufgrund der AAR, empfindlich gegen die Einflüsse von Karies und Hitze ist, ist sie bezüglich dieser Einflüsse kein Mehrgewinn. Darüber hinaus stellt der Einfluss von Diabetes mellitus auf die Entstehung von AGEs eine weitere Limitation dieses methodischen Ansatzes dar. Dennoch bietet die AGE-basierte Methode in besonderen Fällen, in denen stark (von erwartbaren Werten) abweichende AAR-Messergebnisse vorliegen, eine Möglichkeit der Absicherung (z. B. bei sehr langen Liegezeiten oder im Hinblick auf eine mögliche Zahnverwechslung). Sie könnte möglicherweise auch ein interessantes Indikationsfeld bei der Bearbeitung sehr alter (forensisch nicht mehr relevanter, aber anthropologisch interessanter) Skelettfunde finden.Forensic age estimation gains in importance; especially age estimation of living persons becomes more important due to an increasing number of migrations. In addition, the identification of unknown deceased is another indication of age estimation. During the growth period of human individuals, morphological changes are a reliable basis for age estimation; in adulthood, molecular changes of aging are a promising approach. One already established method of molecular age estimation is based on the in-vivo-racemization of L-aspartic acid (aspartic acid racemization, AAR) in root dentine. Our aim was to examine, if the accumulation of advanced glycation end products (AGEs) in dentine may be a useful approach for the development of another independent method of age estimation; such a new method might complement the method based on AAR using the same tissue sample. Therefore we examined, if there is a correlation between the concentration of pentosidine (one of the best known AGEs) in dentine and chronological age and, if so, if it is close enough to be used as basis for forensic age estimation. For this purpose, the concentration of pentosidine in root dentine of 64 healthy teeth of known age was determined; then the relationship between the determined concentrations and chronological age was examined. Besides healthy teeth, also carious teeth, teeth with pink coloured dentine (“pink teeth”), teeth of patients with diabetes mellitus and heated teeth were investigated to identify a potential influence on the pentosidine concentration in dentine. In 23 cases, the extent of AAR was determined in parallel. A strong correlation between the pentosidine concentration in healthy root dentine and chronological age was observed (r = 0.94). The correlation between the extent of AAR and chronological age was even stronger (r = 0.97). Pentosidine concentrations in dentine of carious and heated teeth and of teeth of patients with diabetes mellitus partly deviated considerably from concentrations in healthy samples of the same age. AAR values also differed in carious and heated teeth. Due to the strong correlation between the pentosidine concentration in healthy root dentine and chronological age, the determination of the pentosidine concentration may serve as basis for forensic age estimation. In theory, the combined determination of pentosidine concentration and AAR values could enable to identify/rule out relevant effects of confounding factors of both methods. But since both the AGE based and the AAR based method are influenced by caries and heat, the combination has no benefit with regard to these two confounding factors. In addition, the influence of diabetes mellitus on the production of AGEs is another limitation of AGE based age estimation. Nevertheless, the new method provides a possibility of hedging, when considerably deviating AAR values (from expectable values) are measured (e.g. after long storage periods or in cases of tooth mix ups). Furthermore, the approach might get relevance in cases with very long post mortem intervals (no forensic, but anthropological fields of indication). | |||||||
Lizenz: | Urheberrechtsschutz | |||||||
Fachbereich / Einrichtung: | Medizinische Fakultät » Institute » Institut für Rechtsmedizin | |||||||
Dokument erstellt am: | 12.11.2018 | |||||||
Dateien geändert am: | 12.11.2018 | |||||||
Promotionsantrag am: | 08.05.2018 | |||||||
Datum der Promotion: | 08.11.2018 |